Another German Tank Story: Traumfabrik Wiesenwalde

Ein vergessenes Dorf in Brandenburg wird Schauplatz einer amerikanischen TV-Serie. Oder sagt man jetzt Stream? Dabei legt die ausgedünnte Dorfbevölkerung immense Hoffnungen in die erstaunlich unsichtbare Show-Produktion. Da gastiert ein „Lichtdouble“ im Wirtshaus, der verlorene Sohn kehrt zurück und da steht ein Panzer auf dem Flur. „Another German Tank Story“ inszeniert in lakonischen Bildern die Landflucht im Osten. Zu sehen ab dem 10. April im Kino.

Bert ist zurück. Der Journalist Bert (Roland Bonjour) kehrt nach 20 Jahren zurück in sein Heimatdorf Wiesenwalde. Seine damalige Freundin Susanne (Meike Droste) ist nun Bürgermeisterin und in Wiesenwalde wird gerade eine amerikanische Serie über den zweiten Weltkrieg gedreht.

Jenny (Giesela Flake), die Wirtin der „Telemann-Klause“, hofft auf Umsatz, Wolffi (Alexander Schuster) wird als Nazi-Komparse gecastet. Währenddessen wird sein Kumpel Tobi (Johannes Scheidweiler), Susannes Sohn, als Fahrer angeheuert, obwohl er Autos nicht ausstehen kann. Rosi (Monika Lennarz) dreht täglich ihre Runde über den Telemann-Brunnen zum Schnaps-Höker und zurück zum Gatten in den Keller.

Erst geht das Licht aus, dann ist der Strom weg. Aber die Amis haben Generatoren, Susanne will einen für das Dorf organisieren. Dauert aber. Inzwischen wird für die Filmproduktion ein Panzer angeliefert und erstmal in Susannes Vorgarten abgestellt.

Panzer rollen wieder? Stehen im Weg!

Der Barock-Komponist Georg Phillipp Telemann (1681 – 1761) soll hier auf der Durchreise mal auf wunderbare Weise von schwerer Krankheit geheilt worden sein. Seitdem hat das Kaff seinen Ruf weg, hier würden Wunder war. Sagt zumindest Bert, der Journalist ist und wieder nach Hause kommt. Ansonsten erzählt er eigentlich wenig darüber, wie es ihm ergangen ist. Aber neben den Amis ist Bert, der nix zu erzählen hat, gerade Dorfgespräch.

In der Telemann-Klause hat Jenny ein Trinkgeld-Glücksrad aufgestellt. „Die Amis können ja ruhig das Doppelte bezahlen.“ Aber Wolffi hat gerade einen Lauf. Die Serie ist für ein echter „Gamechanger“, weshalb er die Uniform auch gerne privat trägt und am Glücksrad „Freigetränk“ dreht. Derweil läuft Tobi, der nur Schritttempo fährt, sein weiße Kaninchen weg und Rosi hat den Lebenswillen verloren. Aber sie hat den Hof noch voller altem Krempel, den sie nicht vererben will. Wem?, sei mal dahingestellt.

Es ist komplett stimmig, dass das Langfilmdebüt von Jannis Alexander Kiefer einen englischen Titel hat, denn „Another German Tank Story“ ist ein geläufiger Arbeitstitel für Film- und Serien-Produktionen amerikanischer Prägung. Allerdings scheint mir das Dorf Wiesenwalde ebenso fiktiv wie der Telemann-Run. Schließlich bedeuten Ortsnamen historisch gesehen meistens was. Also entweder Wiese oder Wald. Hauptsache Brandenburg.

Pancake-Burger für alle

Es ließen sich an dieser Stelle sicher noch andere übermotivierte Motive finden, die in Summe dafür sorgen, dass „Another German Tank Story“ „nur another ostdeutsche Tragikomödie“ geworden ist. Aber das tut wenig zur Sache. Die finster graue Stimmung ist schon sehr lakonisch eingefangen und das behäbige Erzähltempo passt zur Weltvergessenheit des brach gefallenen Dorfes. Bisweilen sind auch spätzündende Poiten schön eingebaut. Bleibt die Frage, was Bert hier verloren hat? Irgendwie funktioniert er nicht ohne Ernie und als Erzähler ist er kaum brauchbarer.

Die Bürgermeisterin, der „Heimatausverkauf“ vorgeworfen wird, hätte eine tragendere Rolle und vertiefenden Blick verdient. Dort lauert deutlich mehr tragikomisches Potential und sozusagen ruderale Restengerie. Aber das wäre dann ein anderer Film geworden. Letztlich ist die Atmosphäre in „Another German Tank Story“ morbide schön. Das schwingt mit jenem ausgestorbenen Windholm in „Wir sind die Flut“ ebenso mit wie Claras Heimatdorf in „Alle reden übers Wetter“.

Im Grunde inszeniert „Another German Tank Story“ den Smashing Pumpkins Album-Titel „Mellon Collie and the infinite Sadness“ (1991) als Dorftanz ohne Kapelle. Der Letzte Waltzer ist ein etwas ungelenker Klammerblues. Das ist schon irgendwie verquer schön, aber auch sehr, sehr traurig. Wunderhoffnung hin oder her.

Bewertung: 5 von 10.

Another German Tank Story
OT: Another German Tank Story
Genre: Tragikomödie
Länge: 96 Minuten, D, 2025
Regie: Jannis Alexander Kiefer
Schauspiel: Meike Droste, Johannes Scheidweller, Monika Lennartz
FSK: ab 0 Jahren, Ohne Altersbeschränkung
Verleih: Filmperlen Filmverleih
Kinostart: 10.04.2025

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