In der abgeschlossenen Miniserie „Die Pforten von Gotham“ kann der neue Batman-Autor Scott Snider seine Qualitäten unter Beweis stellen: Nachdem der „American Vampire“ Coautor bei uns mit dem Batman-Sonderband „Der Schwarze Spiegel“ seinen ganz gelungenen Einstand feierte, legt Panini gleich mit einer Miniserie nach, die als DC Premium erscheint. Batman muss sich mit einem düsteren Kapitel der Geschichte Gothams auseinandersetzen, da der „Architekt“ die Brücken der Stadt in die Luft jagen will. Na denn, auf geht’s.
Dick Grayson, der ehemalige Robin, übernimmt seit Bruce Waynes Auszeit noch immer die Rolle des dunkeln Rächers Batman, der über Gotham wacht. Irgendjemand plant einen Bombenanschlag auf eine Brücke in der Stadt. Während Batman der Sache auf den Grund geht, hat Red Robin einen weiteren Anschlag am Wickel und es lässt sich nicht verhindern, dass die Stadt ihre Verbindung zur Außenwelt verliert. Außer einer kryptischen Warnung gibt es keine Anhaltspunkte:
„Die Familien werden durch die Pforten Gothams fallen.“
Nachdem er mit dem Kingpin und Comissioner Gordon geredet hat, wird Dick Grayson klar, dass er in Gothams weit zurückliegender Geschichte wühlen muss. Dabei ist das Team aus Robin, Red Robin, und Black Bat ein bisschen überfordert. Sicher, Bruce Wayne hatte mit Anspielung schnell etwas anfangen können, aber für Grayson heißt es nun mühselig zu recherchieren.
Mehr über die Story zu verraten, hieße den Lesespaß schmälern und den gibt es in „Die Pforten von Gotham“ reichlich. Gegenüber „Der schwarze Spiegel“ hat Sniders neuere Story einfach mehr zu bieten, und die Autoren reizen das Format der Miniserie voll aus und vermischen Historisches aus der Stadtgeschichte geschickt mit gegenwärtigem Verbrechen. Auch stilistisch sind die Ausflüge in die Vergangenheit deutlich abgehoben und in eher sepiafarbenen Tönen gehalten, so als würde man sich alte Fotos ansehen.
Überhaupt ist die grafische Umsetzung ziemlich gelungen: Das Zeichner-Team um Trevor McCarthy reizt die Seiten voll aus. Während die Vergangenheit eher in statischen Panels angelegt ist, variiert die eigentliche Story die Bilderkästchen ganz gewaltig und sorgt so für einiges an erzählerischer Dynamik. Die Aktionsequenzen sind ebenso gelungen wie die ruhigeren Passagen. Einige der Hintergründe sind mit ihrem flächigem, plakativem Charme und atmosphärischer Farbgebung sehr schön geworden und machen die gelegentlich eher schlichten Zimmerhintergründe wieder wett.
Da scheint für die Zukunft noch einiges an spannenden Abenteuern auf Batman-Fans zu warten, wenn Snider nachdem der DC-Relaunch auch hierzulande stattgefunden hat, als Hauptautor für „Batman“ und „Swamp Thing“ verantwortlich sein wird. Dann ist auch wieder Bruce Wayne in dem Fledermauskostüm zu bestaunen. Und Dick Grayson kann endlich wieder tun, was er am besten kann: in das Nightwing-Kostüm schlüpfen.
„Die Pforten von Gotham“ sind also gut geölt und es quietscht eigentlich kaum. Nu je, der Bösewicht hätte etwas mächtiger ausfallen können und die teaminternen Querelen der Bat-Mannschaft sind als Nebenhandlung ein bisschen infantil, aber alles in allem, macht die Story wirklich Spaß und beweist, das Scott Snider kreativ mit den Figuren umzugehen weiß, ohne ihre Charaktere zu verbiegen.
Comic-Wertung: (7 / 10)
Batman: Die Pforten von Gotham
OT: Gates of Gotham 1-5, DC Comics 2011
Autoren: Scott Snider, Kyle Higgins, Ryan Parrot
Zeichner: Trevor McCarthy, Graham Nolan, Dustin Nguyen, Derec Donovan
Übersetzer: Steve Kups
ISBN: 4195468714951
Verlag: Panini, Softcover, 116 Seiten,
VÖ: 03.04.2012
Weiterführende Links:
Pforten von Gotham bei Panini
Online-Leseprobe bei Mycomics
Review: Batman Collection: Mike Mignola
Batman in der englischen Wikipedia (für all, die bei de Franchise den Faden verloren haben)