Gentle Beast: Vampire Witch Reptilian Super Soldier: Album Review

Gentle Beast müssen irgendwas richtigmachen. Die Band aus Basel legt mit „Vampire Witch…“ ihr zweites Album vor und hat immerhin namhafte Szenegrößen für Recording und Album Mix am Start. Dabei hat der Fünfer aus den schweizerischen Basel seine leicht humorige Sicht auf das eigene, Stoner-Rock infizierte Schaffen beibehalten wie sich leicht am überkandidelten Albumtitel „Vampire Witch Reptilian Super Soldier (fron outer space)“ erkennen kann. Musikalisch geht’s allerdings auf die 12. Veröffentlicht digital und als Vinyl bei 16x Music am 7. März 2025.

Hochgezüchtete Supersoldaten braucht es im intergalaktischen Konflikt ebenso dringlich wie den pangalaktischen Donnergurgler. Irgendwo zwischen Douglas Adams, H.P.Lovecraft und Robert A. Heinleins „Starschip Troopers“ finden die schweizer Stoner-Rocker „Gentle Beast“ ihre Inspirationen für Texte und Cover. Das Motiv von Christoph Ruppli erinnert schon ein bisschen an die hochverehrte Illustrationskunst von Moebius. Da fühlt sich der Rezensent direkt angesprochen und hätte die Scheibe auch aus dem Händlerstapel gezogen.

Wenn dann noch Marc Obrist von Zeal & Ardor das Album aufgenommen hat (nu je, er ist häufiger bei 16x Music am Start) und Magnus Lundberg (of Cult of Luna-Fame) den Mix veranstaltet, sind Bild- und Ton-Eckdaten schon mal solide im grünen Bereich. Aber wie jeder Fußball-Trainer weiß: was zählt ist auf’m Platz.

Intergalaktischer Dreizack

Auf Gentle Bests aktuellem zweiten Album sind in rund 40 Minuten neun Songs zu hören. Musikalisch hat sich die Band um Sänger Timo Dinter dem heavy Stoner Rock verschrieben. Zumindest ist das die stimmige Selbsteinschätzung der Band. Kraftvoller rauer, aber variabler Gesang schwebt über schweren Riffs und fetten, zum Teil verzerrten Tieftönen. Bisweilen („Riding the Waves of Karma“) kommt ein Digeridoo zum Dröhnen. Bisweilen ergänzen Sythie- oder Orgelklänge den Sound von Gentle Beast.

Das Album beginnt mit „Planet Drifter“ ein straighter Rocker in bester Wüstenmanier. Der zum Refrain hin das Tempo zügelt und mit Twin-Gitarren reizt. „Voodoo Hoodoo Space Ship“ beginnt gesprochen und bluesig in den Sümpfen und walzt sich dann dort wo sonst die Alligatoren in der Sonne fläzen. Der Refrain ist mir etwas zu schlicht. „Mammoth Roams“ kommt nach dem Intro schwer riffend und ein bisschen progressiv ums Eck. Da hört das Publikum die Urzeit-Riesen grasen und ich fühle mich erinnert an andere heavy Schwergewichte ähnlichen Namens. Wo ist eigentlich der Unterschied zwischen einem Mammuth und einem Mastodon? Vom Anfangsdrittel ist „Mammoth roams“ auch wegen seiner sphärigen Klampfen mein Favorit.

Die Hexe im Berg („Witch oft he Mountain“) kommt dann fast klassisch Sabbath-lastig daher und mit Candlemass-artigen Gitarrensounds. Aber wer erinnert sich schon noch an „Doomus Epicuzs Metallicus“ (1986)? In Songverlauf wird’s dann auch wilder. „Lodestone“ ist die Quasi-Ballade und sowas wie die intergalaktische Powerbar um die „Vampire Witch Reptilian Super Soldier“ wieder aufzuladen. Power-Ballade Stoner Style, versteht sich. Bisschen lange Landezeit für meinen Geschmack.

Planquadrate vom äußeren Weltraum

„Endless“ rifft slow und heavy und sehr überzeugend. Wieder fühle ich mich an langsamere Mastodon erinnert und freu mich. Der Sound steht Gentle Beast gut. Das Digeridoo in „Riding the Waves of Karma“ habe ich bereits angesprochen. Der Song beginnt sehr atmosphärisch und kommt nach ca zwei Minuten in die Füße, inklusive sehr expressivem Gesang. Sehr schön.

„Revenge of the Buffallo“ ist dann wieder ein Uptempo-Stampfer klassischer Stoner-Prägung. Feine Twingitarren, aber mir galoppiert der Song zu sehr. Bleibt natürlich Geschmackssache. „The Last Smoke“ rundet ein abwechslungsreiches Album mit einer sich psychedelisch windenden Songschlange ab.

Insgesamt haben Gentle Beast ein feines Album vorgelegt, dass für alle Freunde und Freundinnen des stoner-artigen Heavy Rocks was zu bieten haben sollte. Ich mags auch schlammiger und freue mich über die entsprechenden Einflüsse und Sludge Sounds.

Nicht alles neun neuen Songs wuchten sich gleichermaßen souverän über die Ziellinie. Einiges ist mir persönlich zu schlicht im Sinne von schon anderswo gehört. Spaß habe ich immer dann, wenn die Reptilienkriegerin in die doomig progressive, beinahe sludgige Richtung austeilt. Gerne mehr davon…und gerne auch Live-Gigs in Deutschland, Freiburg ist schließlich um die Ecke. wie wärs ab Herbst im Doppelpack mit den Labelgenoss:innen von Carson?

Bewertung: 3.5 von 5.

Gentle Beast: Vampire Witch Reptilian Super Soldier (from outer Space)
Genre: Stoner Rock, Heavy Metal, Prog Rock,
Länge: 43 Minuten, CH, 2025
Interpret: Gentle Beast
Label: Sixteentimes Music
Format: Digital, Vinyl,
Album-VÖ: 07.03.2025

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