Die Bestimmung – 1. Divergent: Die Fraktionen und die Macht

Aus dem Archiv: Filmbesprechung zum Kinostart von „Divergent“ 2014. Wenn die Besetzung nicht so gut aufspielen würde und Regisseur Neil Burger es nicht verstünde, die spannenden Sci-Fi-Story „Divergent“ angemessen auf die Leinwand zu bringen, könnte man die Verfilmung des Bestsellers von Veronica Roth für überflüssig halten. Aber weit gefehlt, trotz gewisser Nähe zu den „Tributen von Panem“ ist „Die Bestimmung“ ziemlich ansehnlich und auch eigenständig geworden. Das jugendliche Zielpublikum wird das zu würdigen wissen.

Die Welt ist unterteilt in die Stadt (Chicago) und alles, was außerhalb des beschützenden Walles liegt. Die Gesellschaft ist in fünf Kasten oder Fraktionen aufgeteilt: Die Altruan (die Selbstlosen), die Ferox (die Furchtlosen), die Ken (die Gelehrten), die Candor (die Freimütigen) und die Amite (die Freundlichen und Friedfertigen). Daneben gibt es auch Menschen, die durch dieses gesellschaftliche Raster gefallen sind und ihr Dasein als Fraktionslose am unteren Rand der Gesellschaft bestreiten.

Beatrice Prior (Shailene Woodley) und ihr Bruder Caleb (Ansel Elgort) werden in die Altruan-Fraktion geboren. In einem bestimmten Alter werden die Kinder getestet und erfahren dabei ihre Eignung für die Kasten. Die meisten folgen dabei dem Lebensweg ihrer Eltern. Doch der Eignungstest ist nur ein Wegweiser. Den jungen Leuten steht die Entscheidung frei, sich auch anders zu entscheiden. Doch ist die Entscheidung erst einmal gefallen, gibt es kein Zurück.

Eine Lebensentscheidung

Bei ihrem Eignungstest stellt sich heraus, dass Beatrice für alle Fraktionen gleichermaßen geeignet ist. Ihr Potential lässt sich nicht eindeutig zuordnen, sie ist divergent. Ihre Testerin rät ihr allerdings, das absolut niemandem zu erzählen. Am Tag der Entscheidung, der als Festtag gilt, erwartet Beatrice Eltern eine doppelte Enttäuschung: Caleb schließt sich den Gelehrten (Ken) an und Beatrice, die sich fortan Tris nennt, wählt die Furchtlosen, die Ferox, die als Adrenalinjunkies und Kämpfer für die Sicherheit in der Gesellschaft sorgen.

Zu Tris Erstaunen gibt es trotz der Wahl noch einen mehrstufigen Eignungstest. Wer rausfliegt wird fraktionslos. Während der Ausbilder Eric (Jay Courtney) die Quereinsteigerin sofort auf dem Kieker hat, scheint ihr Ausbilder Four (Theo James) Sympathien entgegenzubringen. Doch während der Ausbildung mehren sich die Anzeichen, dass in der Gesellschaft etwas nicht stimmt.

Die Altruan, die auch die Regierungsgeschäfte übernommen haben, werden systematisch diskreditiert und die Ken unter der Fraktionsleiterin Jeanine (Kate Winslet) streben die Herrschaft an. Dazu brauchen sie aber auch die Ferox-Fraktion. Außerdem wird nach Divergenten gesucht, die als Bedrohung angesehen werden. Tris lernt auch, die Gefahr ernst zu nehmen.

Bestsellerverfilmung für junge Erwachsene

„Die Bestimmung“ ist als Buch und als Film ein typischer moderner Mix aus Sci-Fi und Coming of Age Story. Der richtet sich vor allem an eine heranwachsende Zielgruppe und setzt sich zumeist aus den immergleichen Faktoren zusammen. Das gilt übrigens auch für den Fantasybereich. Als da wäre: Es gibt eine mehr oder minder starre Gesellschaft, die kurz davor ist, nicht mehr zu funktionieren. Zeitgleich steht eine junge Protagonistin an einen einschneidenden Punkt und muss Weichen für ihr Leben stellen. Das wird dann noch mit einer Romanze gepaart und fertig ist der Bestseller-Baukasten. Aber: „Divergent“ funktioniert, auch wenn die Dramaturgie genretypisch eingefahren ist.

Regisseur Neil Burger und sein Drehbuchpartner Evan Daugherty haben schon einige Filme zusammen realisiert (u.a. „Der Illusionist“, „Ohne Grenzen“, „The Lucky Ones“). Und mit einem angemessenen Budget und vor allem einer gelungenen Besetzung ist „Die Bestimmung“ von der ersten Minute an spannend. Vor allem Shailene Woodley überzeugt in der Hauptrolle und kann sich damit nach „The Descendants“ erneut als junge Schauspielhoffnung präsentieren.

Kampf gegen die gesellschaftliche Dystopie

Die restliche Riege an jungen Darstellern fügt sich aber gleichfalls gut in die futuristische Gesellschaft. Hervorzuheben wären noch Jay Courtenay als hinterlistiger Ferox-Anführer und Theo James als liebenswerter und gut aussehender Widerpart. Daneben sind es vor allem wieder einige gestandene Charakterköpfe und markante Gesichter, die dieses jugendliche Sci-Fi-Abenteuer bereichern, allen voran Kate Winslet, die mit kühlem Charme die Bedrohung der Ken verkörpert, Ashley Judd als kämpferische Mutter und Ray Stevenson als missverstandener Politiker runden den Cast solide ab.

Mit seinen 140 Minuten ist „Die Bestimmung“ vielleicht etwas zu ausführlich geraten, aber auch das liegt ganz im Trend des Genres. Die Fortsetzungen der Trilogie ließen nicht lange auf sich warten und folgten im Jahresrhythmus. Bei Kinostart von „Divergent“ war gerade der abschließ0ende Teil der Trilogie erschienen.

Das romantische Sci-Fi Abenteuer „Die Bestimmung – Divergent“ bringt dem Genre zwar keine neuen Impulse und mischt in routinierter literarischer und filmischer Mesh-up Technik diverse Zutaten neu zusammen, die junge Menschen zu begeistern wissen. Mit guter Inszenierung, stimmigem Score und vor allem großartiger Besetzung ist „Divergent“ Unterhaltung auf hohem Niveau.

Bewertung: 4 von 5.

Die Bestimmung – Divergent
OT: Divergent
Genre: Science-Fiction, Romance, Action
Länge: 136 Minuten, USA, 2014
Regie: Neil Burger
Vorlage: Roman „Divergent“ von Veronica Roth
Schauspiel: Shailene Woodley, Jay Courtenay, Kae Winslet, Theo James,
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Leonine
Kinostart: 10.04.2014
DVD- & BD-VÖ: 28.08.2014

Die gesamte Reihe ist auch als „Divergent – Triple Feature“ Box erhältlich.

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