Fogdriver – Dancing Fire: Album Review

Aktuell ist hierzulande kondensierter Wasserdampf in bodennahen Luftschichten relativ häufig, was an den winterlichen Temperaturverhältnissen liegt. Verkehrsteilnehmer sollten zusätzlich mit glatten Fahrbahnen rechnen. Sicher durch den Nebel zu navigieren ist da eine Kunst. Das rockende Instrumental-Quartett Fogdriver könnte ein Lied davon singen. Ach doch nicht; aber intonieren. Neues, zweites Album: „Dancing Fire“ steht in den Startlöchern. Frei nach dem Motto: „Den will ich einen Wagenlenker nennen, der einen gerechten Zorn im Zaum halten kann!“

Das lose hergeschenkte Zitat stammt aus Tolstois “Kalender der Weisheiten“ und wird einem antiken Griechen zugeschrieben. Ich hab‘ dass gerade nicht zur Hand. Wie auch immer, es trifft das Musizieren von Fogdriver schon sehr anschaulich. Denn die Band musiziert über weite Strecken mit feingetuntem Gaspedal und trotz des heavy Sounds selten mal in wutverzerrten Eruptionen. Das ist durchaus eine Qualität, aber gelegentlich auch ein LKW mit Gefahrgütern.

Gitarrist David und Bassist & Sythie-Mann Jogi musizieren seit 2014 zusammen. Im Fogdriver-Kosmos kommt dann 2017 die Video-Künstlerin Tanja als vollwertiges Bandmitglied hinzu und ist für die Visuals zuständig. Mit Otis wird 2019 ein fester Schlagzeuger gefunden und seither haben Fogdriver mit ihrem psychedelischen instrumentalen Post Rock eine Spielwiese gefunden, die vor allem die Livequalitäten der Band hervorhebt.

Lagerfeuer im Asteroidengürtel

Klar, die Video-Elemente lassen sich nicht hören, wohl aber die Bühnenqualitäten, denn Fogdriver haben „Dancing Fire“ live im Studio eingespielt. Und wie im Beipackzettel zu lesen auch ohne Overdubs. Die Fotos geben auch einen Eindruck von der Light Show der Band. „Dancing Fire“ ist das zweite Album der Band und musikalisch ziemlich ausgereift. Ich würde das nun nicht in die Stoner-Schiene stecken, sondern eher so zu den progrockigen Krautrockbands, wobei da durchaus modernere Elemente zu finden sind. Die Punk- und Crossover-Wurzeln der Seitenkünstler tauchen bisweilen aus dem Nebel auf.

Und wir tauchen ein in die Nebelfahrt. Der Titelsong „Dancing Fire“ eröffnet den Reigen von acht Songs. Nur zwei bleiben unterhalb der 5 Minuten Marke. „Dancing Fire“ groovt gemächlich und mit klarem, meditativen Gitarrenmotiv vor sich hin. Dann schwillt der Song an und klingt wieder ab. Funkenflug auf der Gitarre. Das erinnert an die hypnotische Kraft, die sich entwickelt, wenn mensch ins Lagerfeuer schaut und die Flammen beobachtet. Ein feiner Opener, der meinethalben etwas knapper hätte ausfallen können.

„Liquid Groove“ inszeniert seinen charismatischen Groove dann auf einem perkussiven Sythie-Sound. Der fette knarzige Bass kommt dazu und ebnet der knackig distanzieren Gitarre den Weg. Auf einem Klangteppich breiten sich Melodien und Muster aus, eher Psychedelisch als post-irgendwas. Auch „Liquid Groove“ hätte kürzer ausfallen können und ich bemerke den Hang live länger an den Soundmotiven zu bleiben. Das ist ähnlich wie bei Acid Rooster. Passt schon.

Wenn die Nebel sich lichten

„Blizzard“ ist dann kurz und knackig und rotzt heavy um ein sehr geiles Bass-Riff herum. Im zweiten Teil trudelt‘s das Lied dann aus. „The Shard“ kommt mit Sythie-Groove und feinen Gitarrenfiguren daher. In diesen Flow klinke ich mich gerne ein und folge der wogenden Melodie.

„Second“ bezirzt anschließend mit einem Riff und einem Rhythmus, die bei mir indianer-Fantasien heraufbeschwören. Ein bisschen fühle ich mich von den Vibes an Potheads „Indian Song“ erinnert. Und um den Tanz um’s Feuer. Sehr schön. „Meet the Landfill“ knarzt verzerrt bassig und schwer groovy durch die kurze Spielzeit. Die Video-Single dazu gibt einen Ausblick auf Bühnenerfahrungen und gefällt auch so. Im Mittelteil wird’s dann quacky.

„Alive Awakes“ kommt sphärisch verträumt daher. Oder doch etwas verschlafen? Grundsätzlich auch ein guter Song, aber das elegische Geschehen ist für meinen Geschmack dann deutlich zu lang. „Abyss“ beschließt ein gutes Album mit Synthie-Intro und hypnotisch mäanderndem Spacerock. Wieder feine Gitarrenarbeit und lässige Rhythmik, aber dann doch zu monothematisch bis auf die Sprachsamples.

Fogdriver gefallen auf „Dancing Fire“ mit ausgefeilten Songs, die sich nicht in verschachtelten Strukturen verlieren, sondern auch mal den Tempomat einschalten und die Aussicht genießen. Das ist schon sehr schön und ganz „Up my Alley“ wie mensch so sagt, allerdings fehlt mir bisweilen auch das Eigene im Sound von Fogdriver, was die live sicherlich tolle Band von ihren genremäßigen Mitstreitern abhebt. so oder so „Dancing Fire“ ist ein starkes instrumentales Rockalbum.

Album-Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

Fogdriver: Dancing Fire
Genre: Stoner, Psychedelic, Instrumental Rock
Länge: 57 Minuten, 8 Songs, D, 2025
Interpret: Fog Driver
Label: Dhyana Records
Format: Vinyl, digital, CD
VÖ: 18.01.2025

Fogdriver Webseite
Instagram mit Fogdriver – gerne mal das Liquid Vinyl angucken
Fodgriver bei Bandcamp

Schreibe einen Kommentar