Great Rift – Transient: Album Review

Quasi auf der Durchreise von der Wiege der Menschheit ins Weltall legen die österreichischen Heavy Rocker Great Rift ein fettes und wuchtiges Album vor, dass in seiner Klasse und seinem Abwechslungsreichtum schon zeigt, dass hier gestandene Rocker am Werk sind. Kein Wunder, denn für den Tonzonen Records Neuzugang ist „Transient“ bereits das dritte Album. Und das ist ein Brett geworden, auf dem wohl jede:r, der oder die auf Heavy Rock, die Soundwellen surfen kann.

Wo samma denn? Do samma. Ich weiß, der Spruch gebührt dem Fußball-Kaiser Franz, der ein Mikro zu reinsprechen suchte, aber wo doch grad die vierte Staffel „Sisi“ läuft und der da auch ein Franz durchs Bild turnt, war‘s mir den anti-monarchistischen Joke wert. Und mit K&K haben Great Rift auch nix am Hut, wohl aber scheint da in und um die Alpenrepublik eine handfeste Musikszene für schwere und psychedelische Musikszene inzwischen regelmäßig für Lawinengefahr zu sorgen.

Und Great Rift kommen nicht aus dem nirgendwo, sondern sind schon seit 2016 am Start. Von der außerösterreichischen Musikszene weitgehend unbeobachtet, wenngleich auch Slots im Bühnenvorzimmer bekannter internationaler Szenegrößen die Band-Bio schmücken. Aber davon später mehr.

Heavy Psych Rock aus Wien

Bei Tonzonen ist „Transient“ das Labeldebüt des Quartetts um Sänger und Gitarristen Thomas Gulyas. Und dessen Stimme ist schon ein beachtliches Pfund mit dem Great Rift wuchern können. Der zumeist klare kraftvolle Gesang ist variabel und fühlt sich bei rockigen Shouts ebenso souverän wohl wie bei einer progressiven Gesangsmelodei oder bluesigem Crooning. Ich nehme aber mal an, dass die Tonzonenleute vor allem das Gesamtpacket unter ihre Fittiche genommen haben. Und das ist eine gestandene Heavy Rock Band, die weiß was sie will und was sie tut.

„Transient“ heißt als Adjektiv ebenso „flüchtig“, „vergänglich“ wie auch „auf der Durchreise“ und beschreibt im musikalischen Kontext – laienhaft ausgedrückt -„Obertöne“. Alle Elemente da, alles drin. In 42 Minuten werden 7 Songs zu Gehör gebracht, von denen zwei unter 5 Minuten bleiben. Aber was ist schon Songlänge, sofern mensch keinen Radio-Sender füttern muss.

Bei „When Time Stood Still“ böte sich allerdings ein Radio-Edit an, denn der Song ist mit seinem eingängigen Refrain schon ein Ohrwurm. Mir allerdings kommt das in Teilen und im mittleren Gitarrensolo zu bekannt vor, aber ich hab die Gehörgänge auch voll. Ein guter Song bleibt‘s so oder so.

„Transient“ in der Einzelwertung

Los geht es aber mit „Seven Sisters“ einer Ode an den Sternehaufen der Pleiaden, der nach griechischen Nymphen benannt ist. Eingängig baucht sich die Gitarre melodisch auf, nach etwa 90 Sekunden setzt ein fettes Riff Gewitter ein und nach 120 Sekunden kommt der Gesang dazu, als die Gitarren sich wieder gefangen haben. Ein wenig geht das in Richtung früher Marillion mit etwas mehr Biss, oder auch rockiger Peter Gabriel Genesis, ist aber wesentlich wuchtiger und gitarrenlastiger Produziert. Starker Opener mit überraschendem Slide-Gitarren-Solo.

„Gargantua“ beginnt mit einem epischen Duett von Gesang und Gitarre, wird ein Stampfer mit garstigem Gesang und bliebt vergleichsweise straight. Ein Biest von einem Song. „Lost Gravity“ reitet dann eher auf britischem 70s Hard Rock nimmt sich zeit, Stimmung aufzubauen und fließt spacig vor sich hin. Als Break wird ein Schlagzeug-Marsch geboten und dann rocken Great Rift das Ding wuchtig zu Ende.

„Schall & Rauch“ eröffnet instrumental die zweite Album-Hälfte und ist ein wuchtiges Riff-Monster mit gnadenlosem Schlagzeug. Da ist die doomige Inspiration der Band herauszuhören. „When Time Stood Still“ ist wie erwähnt eingängig, aber nicht mein Album-Highlight.

„Flight HT360“ beginnt wieder mit gitarrenlastigem Spannungsaufbau. Die Twin-Gitarren gehen mit wuchtigem Beat in ein fräsendes Riff über, das sich hervorragend zum Headbangen eignet. Ich bin mir nicht sicher, ob ich das romantische Break gebaut hätte, aber es funktioniert. Und dann geht es wieder ab ins Uptempo-Gitarrensolo. Das ist schon schön und brachial bluesig.

Zum Album-Abschluss „The Gateway“ haben Great Rift dann tatsächlich einen Übergang, einen Durchgang gefunden, der sich aus musikalisch ausdrückt. Komplett akustisch und sehr groove-lastig geht es hippiemäßig in den Sonnenuntergang, oder auch: „It’s my mission to lift this vision.“ Yo, da bin ich dabei.

Die Wiege von Great Rift

„Transient“ ist ein klasse Album, das für einen deutlichen Bekanntheitsschub sorgen sollte. Die Österreicher haben es verdient. Zwar wurde bereits das 2022 veröffentlichte Album „Utopia“ in derselben Bandbesetzung eingespielt, nachdem Schlagzeug und Lead-Gitarre zuvor gewechselt wurden. Auch die Aufnahme bei Hannes Motttl und das Mastering bei Mikey Allred in Nashville wurden schon auf „Utopia“ gemacht und haben für einen erheblichen Schub und eine gewisse Neuerfindung der musikalischen Band-Identität gesorgt. „Transient“ scheint mir ausgereifter zu sein.

Zu Bandgründung, auf der EP und auf dem Debutalbum „Vestas“ waren Sound und Inspiration noch deutlich Stoner-lastiger, bis hin zu doomigen Gitarrensounds und Songstrukturen. Das war und bliebt ebenfalls hörenswert und aufgrund der Vocals ein eigenes Ding, aber die jetzige Band spielt einfach auf einem anderen Level, der erheblich Laune macht.

Die in Wien ansässigen Heavy Rocker Great Rift bringen Österreich mit ihrem dritten und bislang ausgereiftesten Album „Transient“ endgültig auf die Landkarte schweren Rocks. Selbst wenn es sich eher längere und progressive Songs handelt, rocken die Jungs ziemlich derbe und gehen oft genug schwer riffend ab. Die Musiker haben‘s drauf und der Sound ist beachtlich phatt geworden. Wem da der Boxen-Schub nicht das Toupet verrückt, dem kann nicht mehr geholfen werden.

Album-Wertung: 9 out of 10 stars (9 / 10)

Great Rift – Transient
Genre: Heavy Psych Rock,
Länge: 42 Minuten, 7 Songs, A, 2024
Interpret. Great Rift
VLabel: Tonzonen Records
Vertrieb: Soulfood
Format: Vinyl, CD, digital,
VÖ: 13.12.2024

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