Der brasilianische Animationsfilm „Das Geheimnis der Perlimps“ entführt große wie kleine Zuschauer in einen vergessenen und bedrohten magischen Wald. Zwei fabelhafte „Geheimagenten“ machen sich auf die Suche nach verschwundenen Zauberwesen, weil Riesen den Wald bedrohen. Das ist wunderschön anzusehen, aber beileibe nicht so eine Kinderangelegenheit wie es zunächst wirkt. 24 Bilder veröffentlicht den neuen Film von Alê Abreu ab dem 19. September 2024 in die Kinos.
Einst war der Wald voller Perlimps, magischer Wesen, die alles erleuchtet und mit Leben und Freude erfüllt haben. Doch die Zeiten sind vorbei. Das Reich der Sonne schickt Claé, den kleinen Fuchs, als Agenten aus, um sich auf die Suche nach den Perlimps zu machen. Die Zeit drängt, denn die Riesen arbeiten an ihrer Matschmaschie und bedrohen den Wald.
Unterwegs trifft Claé auf einen Agenten aus dem Reich des Mondes. Bruo, der kleine Bär, ist mit derselben Mission ausgesandt worden. Nur mühsam raufen sich die eigentlich verfeindeten Agenten zusammen, um gemeinsam nach den Perlimps zu suchen. Ein seltsames technisches Gerät, ein Konnektor, soll den Weg zu den Perlimps weisen. Doch die Mission bleibt eine mysteriöse Reise.
Wo ist die Magie geblieben?
Die Wortkreation „Perlimps“ für die verschwundenen magischen Wesen ist laut Filmmacher Ale Abreu abgeleitet von einem Wort für Glühwürmchen. Und die magischen Waldwelten wirken lichtdurchflutet und fantastisch animiert. Die Hintergründe sind lebendig und hinreißend, erinnern an impressionistische Pflanzenwelten und verträumte, vergessene Orte. Hier finden die beiden „Geheimagenten“ im Verlauf des Films auch Spuren einer früheren Kultur. Und treffen auf andere Wesen, immer getrieben von der Bedrohung durch die Riesen.
Dabei sind Claé und Bruo weit mehr als nur sprechende Fuchs und Bär, sondern Fabelwesen, die von vielen Tieren Kräfte und Merkmale tragen. Am kompliziertesten für die beiden scheint es zu sein, gegen ihre traditionelle Feindschaft zwischen Sonne und Mond oder Tag und Nacht anzugehen. Und dennoch erkennen beide, dass sie ihre Mission nur gemeinsam erfüllen können.
Die Riesen kommen
„Das Geheimnis der Perlimps“ ist völlig anders als Ade Abreus vorangegangenen Animationsfilm „Der Junge und die Welt“, der für einen Oscar nominiert wurde und international zurecht viele Preise einheimsen konnte. Darin ging es mit schlichten Zeichnungen und einer Geschichte ohne Worte um die Reise eines kleinen Jungen in die industrialisierte Zivilisation. Darin war in aller parabelhafter Schlichtheit viel naturschützende Botschaft enthalten. Gerade der Verzicht auf Dialog machte den Film für viele große und kleine Zuschauer zugänglich.
In „Das Geheimnis der Perlimps“ nun ist die Story angelegt wie eine Fabel aus dem Urwald, die moderne Zivilisationsgefahren aufnimmt. Der Tonfall der Erzählung ist eher ausgelegt auf ein junges Publikum, doch im späteren Filmverlauf kommen tatsächlich Handlungselemente hinzu, die das Fabelhafte verlassen und ganz konkret die Realität und Probleme der Natur in den Urwaldgebieten Amazoniens ansprechen.
Das können junge Zuschauer durchaus verstehen, aber möglicherweise kommen Fragen auf, über das Wie und Warum. Die Bedrohung des Waldes und die Identität der Geheimagenten. „Das Geheimnis der Perlimps“ bekommt also den Spagat zwischen jungem und älterem Publikum weniger souverän gehandhabt als „Der Junge und die Welt“. Das ist nun nicht als Qualitätsverlust zu verstehen, sondern liegt schlicht in der filmischen Natur der Sache.
Wer „Wo die wilden Kerle wohnen“ kennt, wird aus diesem Kinderbuch-Klassiker, der auch kongenial von Spike Jonze verfilmt wurde, wird dies in dem brasilianischen Animations-Märchen möglicherweise als Inspiration erkennen. Am Ende bliebt ein wichtiges Thema, das auf visuell hinreißende und außergewöhnliche Weise in Szene gesetzt wird.
Das farbenfrohe Märchen um zwei kleine Geheimagenten aus verfeindeten Reichen, die zusammen auf eine Suche gehen müssen, ist fulminant animiert. Anders als bei „Der Junge und die Welt“ funktionieren die Bilder dieses Mal nicht ohne Dialoge. Auch gibt es Handlungselemente, die ein ganz junges Publikum durchaus mit Fragen zurücklassen können. Dabei trägt „Das Geheimnis der Perlimps“ eine schlichte, aber wichtige Botschaft zum Thema Umweltzerstörung. Das ist mehr als fantastische Unterhaltung.
Film-Wertung: (7 / 10)
Das Geheimnis der Perlimps
OT: Perlimps
Genre: Animation, Familie, Fantasy
Länge: 80 Minuten, BR, 2022
Regie: Ale Abreu
FSK: ab 6 Jahren
Vertrieb: 24 Bilder
Kinostart: 19.09.2024