The Shadow Lizzards – Paradise: Album Review

Was mag für Eidechsen wohl das Paradies sein? Statt sich zu lange an dieser philosophischen Betrachtung der wechselwarmen Reptilien aufzuhalten, lässt sich leicht sagen, wo der der musikalische Garten Eden für die Nürnberger Classic Rocker „The Shadow Lizzards“ liegt: „Paradise“ ist das dritte Album des Trios und feiert die Rocksounds der 1970er Jahre mal etwas psychedelischer, mal etwas filigraner. Tonzonen Records veröffentlichte das Album – wie auch die beiden Vorgänger – am 24. Mai 2024.

The Shadow Lizzards haben sich 2015 gegründet. Das Trio hat zumindest eine ungewöhnliche Besetzung aufzuweisen: Schlagzeug, Gitarre und Orgel. Sänger und Organist Jochen Leistner ist nach Promotext auch der Hauptsongwriter und übernimmt im Studio die Bass Parts. Live lässt sich das sicher mit den tieferen Registern der Orgel abbilden. Rockbewanderte werden nun feststellen, dass auch The Doors keinen Bassisten hatten und soundtechnisch auch wunderbar klarkamen.

Und tatsächlich waren die Ähnlichkeiten zu The Doors auf dem selbstbetitelten Debutalbum noch deutlich stärker auszumachen. Da war auch ein anderer Gitarrist am Start und die Klampfe war deutlich roher und weiter im Vordergrund abgemischt. Seither hat sich einiges getan in den Mauerritzen der Shadow Lizzards.

Jochen Leistner und Schlagzeuger Oliver Pfeiffer werden seit einigen Jahren von Gitarristen Kristopher Karla ergänzt und haben mit „Someone’s Heartache“ 2022 auch bereits ein Album vorgelegt. Das zeigte bereits ein Verschiebung weg von den Sechzigern und der Psychedelic, hin zum Rock der 1970er. Dieser Ausrichtung ist die Band auch auf „Paradise“ gefolgt. Wobei The Shadow Lizzards sich von je her eher amerikanischen Sounds der Zeit zugehörig fühlten als britischen oder krautrockigen.

Von Herzschmerz ins Paradies

Auf dem aktuellen Album sind acht Songs in etwa 37 Minuten zu hören. Der Opener „Eden‘s Gate“ kommt auf knappe sieben, der Rausschmeißer „Homecoming“ auf acht Minuten Spielzeit. Der Rest ist nicht länger als fünf Minuten. Wobei: Das „Prelude“ („Vorspiel)“, das die Vinyl-Seite B eröffnet, kann durchaus als instrumentaler Auftakt zum folgenden „Mother Earth“ aufgefasst werden, wäre so gesehen also auch eine lange Nummer. Egal.

Songlänge sagt selten etwas über Qualität aus. Und was die Kompositionen und den Sound angeht liefern The Shadow Lizzards souverän ab. Die Songparts sind stimmig und fügen sich souverän zusammen. Allerdings kann ich nicht alles Lieder durchgehend goutieren und bisweilen fehlt mir einfach ein Überraschungsmomentum. Aber dazu bei der Liedvorstellung mehr Details.

„Eden’s Gate“ eröffnet das Album „Paradise“ mit einem straighten Groove und progrockigen supertrampigen Sounds, da kommt ein meditatives Element auf die Hörerschaft zugerollt. Dann wird abgestoppt und atmosphärisch pausiert und zum Ende gibt’s ein etwas zu lang geratenes Austrudeln, das aber stimmig ist. Die Band legt gut vor und beweist wie wunderbar eingespielt sie ist.

Die Zeit loswerden

„Stop The Time“ eröffnet mit einem spacigen Doors Riff bremst dann aber wieder in blues-rockige Gefilde ab um sich wieder zu steigern. Eine gefällige Dynamik bis hin zum Gitarrensolo im letzten Drittel des Liedes. „De Ángeles y Díablos“ mag die eigenen Engelchen und Teufelchen beschwören, die einer oder einem auf der Schulter sitzen. Der Song spielt mit mexikanischen Elementen und Mariachi Styles. Mit Effekten auf der Stimme und viel Twang an den Saiten kommt eine gediegene Midtempo-Nummer dabei heraus.

„One Inch Closer“ kommt meiner Vorstellung von einem originellen Classic Rock Song leider keinen Deut näher. Die Songelemente passen, der Refrain ist schmissig und die rockige Dynamik ist ebenfalls eingängig. Allein, es packt mich nicht, weil es zu genre-typisch ist. Irgendwie zu oft gehört und zu gefällig für mich.

„Prelude“ ist der instrumentale Auftakt zum Vinyl-Seite B und kommt mit klassischer beziehungsweise spanischer Akustikgitarre ums Eck, die wird später von einem dezenten Orgelteppich begleitet. Und geht über in „Mother Earth“. Erneut ein im Schunkelmodus gediegenen Midtempos gehaltener Song, dem die amerikanischen Sounds der Siebziger sehr nahe sind. Der Song geht wieder eher an mir vorbei, so wie auch Tom Pettys Lieder bei mir meistens nicht ankommen, gleichwohl sie gut gemacht und vorgetragen sind.

Heimkehr nach getaner Musikarbeit

„Gettin Rid of“ nun wieder passt in mein (eher breites) Beuteschema. Der abgehackte Groove und die bissige Gitarre gehen direkt ins Rückenmark. Ich würde das als knackigen Blues bezeichnen, der mit Südstaaten-Orgelsounds und Skynrdsschen Backing Vox zu gefallen weiß. Furioses Ding.

„Homecoming“ erinnert in der Struktur dann an „Home Or Lost“ den Rausschmeißer von Vorgängeralbum. wieder geht es balladesk los und beschwört Fernweh, Heimweh, Straßengefühl. On the Road in der amerikanischen weite. Schön angetäuscht ist dann die vermeintliche Explosion zum ersten Refrain. Aber es geht getragen weiter. Vorerst.

Müsste ich aus dem Album Anspieltipps benennen wären es „Eden’s Gate“ „Gettin Rid of“ und „Homecoming“. Das wäre spielzeitmäßig schon die halbe Scheibe, insofern nutzlos, bildet aber das aktuelle Spektrum der Shadow Lizzards Sounds gut ab.

The Shadow Lizzards“ sind reifer geworden. Ihr drittes Album „Paradise“ präsentiert nicht nur paradiesische Zustände, überzeugt aber mit hoher Musikalität. Mir fehlt es etwas an Überraschung, aber was das Trio aus Nürnberg an klassischem Rock mit progressiven und folkloristischen Elementen anbietet ist sehrt souverän konzipiert und rockt bisweilen ganz erheblich. Gutes Album.

Album-Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

the Shadow Lizzards: Paradise
Genre: Classic Rock, Psychedelic Rock
Länge: 37 Minuten, 8 Songs, D, 2024
Interpret: The Shadow Lizzards#
LabewL Tonzonen Reocrds
Vertrieb: Soulfood
Format: Vinyl, Digital, CD
VÖ: 24.05.2024

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