Helmet-Konzert im Knust, Hamburg

Helmet-DOG-Im Grunde bin ich aus nostalgischer Anwandlung hier gelandet, als Helmet am 20. November aus dem Olymp meiner musikalischen 90er im Hamburger Knust landen. Das ging scheinbar der halben Stadt so und der Club ist mal wieder gerammelt voll. Doch bevor die Recken um Page Hamilton auf die Bühne klettern, wird – in der Zwischenzeit sozusagen – der erwartungsfreudige Mob noch von LaFaro und Harmful aufs Heftigste warmgeschunkelt.

Da steht man in der Kälte und staunt, dass Helmet, die ja seit ihrer Reunion erstens dauernd das Personal auswechseln und zweitens bei drei Versuchen bisher kein richtig gutes Album hingelegt haben, immer noch so zugkräftig sind. Vielleicht wissen die anderen was, was ich nicht weiß?

Cover Me in Noise

LaFaro PackshotImmerhin habe ich sowohl Harmful als auch Helmet schon auf Hamburger Bühnen erlebt und weiß, dass da was geht. Doch den Abend eröffnen LaFaro. Die Newcomer aus Belfast gibt’s zwar auch schon seit 2004, aber es dauerte zwei EPs bis das Quartett jüngst den ersten Longplayer herausbrachte.

Auf der Bühne macht sich hochenergetischer Postpunk (oder Alternativ-Rock oder was weiß ich) breit, und überzeugt mit viel Druck und schnoddrigen Vocals. Je länger die Jungs spielen, desto besser gefällt’s. Gelegentlich assoziiere ich Therapy? oder die Arctic Monkeys, aber bevor der Gedanke sich festsetzen kann, wird er mir schon wieder von aggressiven Gitarren aus dem Hirn geblasen. Die Jungs haben mindestens einen neuen Fan.

Kennt noch einer Barkmarket?

harmful-causeHarmful haben es leicht, an die Stimmung anzuknüpfen. Das energetische Set der Frankfurter Noiserocker legt den Schwerpunkt auf Material von der neuen Scheibe „Cause“. Man merkt dem Trio an, dass die Jungs seit ihrer Gründung 1992 zusammen spielen. Das Verständnis ist blind und der Sound ist hochgradig kompakt. Die neuen Songs überzeugen genauso wie die alten und Harmful werden zurecht entsprechend abgefeiert. Ist im Laufe der Jahre alles ein bisschen melodischer geworden, steht der Band aber ausgezeichnet.

Ich bin nicht der einzige, der sich fragt, warum die Band nicht erfolgreicher ist. Nein, auch die Band selbst weist nochmal darauf hin, man solle doch bitte deutsche Bands unterstützen. Ist ja richtig, aber norddeutsches Understatement hört sich anders an.

In the Meantime

helmet-meantimeDann entern Helmet endlich die Bühne und Frontman Page Hamilton freut sich sichtlich über die ausverkaufte Hütte. Gelegentlich wirft er auch ein Paar Ansagebrocken Deutsch ins Publikum und teilt mit, dass er sich als Austauschschüler (oder Student?) schon in Deutschland wohlgefühlt hat. Die Vier hauen auch ordentlich rein und die alte Magie ist spätestens nach dem ersten Oldie auch wieder zu spüren. Die Stakkato-Riffs zünden noch immer und mir wird wieder deutlich, wie einflussreich der Helmet-Sound Anfang der 90er war. „In the Meantime“ (1992) war eine Offenbarung, ein Geschenk an die Nachwelt, auch wenn der Erfolg erst später einsetzte.

Du Opfer.

helmet-sizemattersHelmet spielen sich nicht direkt in Rage, heizen aber gehörig ein und der eine oder andere könnte gut ein Sauerstoffzelt oder zumindest staufreien Zugang zu Erfrischungsgetränken gebrauchen. Gibt’s beides erst als das reguläre Programm durch ist. Die Luft ist eigentlich zu verbraucht, um die Zugaben noch mitzunehmen. Doch Helmet nehmen die erneute Aufforderung zum Tanz gerne an und klöppeln noch den ein oder anderen Hit raus.

Dann sind die Dagebliebenen glücklich und zufrieden und grinsen erschöpft. Wider Erwarten setzen Page und Konsorten noch einen drauf, als schon Putzmusik eingeschaltet ist. „Ja, was können wir denn noch mal spielen? Ah, richtig, mir fällt noch einer ein!“ Und das ist dann wirklich der Hammer auf den alle gewartet haben: „Just Another Victim“ vom legendären „Judgement Night“-Soundtrack. Ein letztes Toben des verbleibenden Mobs und hernach selige Verzückung allerorten. Was für ein grandioser Konzertabend.

Weiterführende Links
Helmet-Homepage
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LaFaro-Homepage
LaFaro auf Myspace
Harmful-Homepage
Harmful auf Myspace