Pryne – Gargantuan: Album Review

Wow, was für ein Brett! Die Wiener Sludge Metal Band Pryne liefert mit „Gargantuan“ ein gigantisches Debut ab. Hier stimmt vor allem der Level an Energie, und die Songs lassen nur schwer glauben, dass das Quartett erst seit 2021 zusammenspielt. „Gargantuan“ erscheint als Vinyl bei Stone Free Records und ist ab dem 12. April 2024 auch digital zu bekommen.

Es ist nicht sonderlich viel herauszufinden über Pryne, was nicht in der eigenen Bandbio steht. Keine Ahnung wo der Bandname herkommt oder wo er hinwill; auf alle Fälle merken. Den das Album „Gargantuan“ hinterlässt einen wuchtigen, ja gigantischen Eindruck. Das Werk kommt nicht aus dem leeren Raum und Pryne haben bereits eine EP namens „UPO“ (Unknown Prynian Objects) veröffentlicht. Irgendwie ergibt sich bei mir ein erster Eindruck, dass Elemente aus Science Fiction, Horror und Monsterkultur die Band ebenso beeinflussen wie musikalische Schlammgrößen aus Georgia (ihr wisst wer ihr seid).

Daher war ich bei Gargantua auch gleich bei Godzilla-mäßigen japanischen Trash-Filmen von Ishihiro Honda aus den 1960ern. Dabei gehen die Riesen Gargantua und sein Sohn Pantagruel auf Roman von Francois Rabelais aus dem 16 Jahrhundert zurück. Die Persiflage auf Ritterromane war so erfolgreich, das Rabelais nachlegen musste und Fortsetzungen der Riesen-Geschichte schrieb. Und ich schweife gigantisch ab.

riveting nightmares in your eyes

Auf „Gargantuan“ gibt es acht Stücke in 47 Minuten dargeboten. Dabei sind sowohl „Hollow Sea“ als auch „Shapeless Forms“ eher Intro-Sequenzen für die nachfolgenden Stücke und dauern jeweils nur etwa eine Minute. Geboten wird was die Zunft und die Fans als modernen Sludge Metal abfeiern. Heißt im Klartext schwerer verzerrte Gitarrenriffs mit viel Wucht und nicht selten gedrosseltem Tempo, sofern Doom Metal involviert ist. Modern daran ist das progressive Element, dass sich in Gitarrenharmonien und polyphonem Gesang und vertrackteren Songstrukturen manifestiert.

Los geht’s mit „Can‘-Ka No Rey“, was sich inhaltlich mit einer Blumenwiese als Stephen Kings „Der Schwarze Turm“ befasst. Solides schweres Midtempo, mehrstimmiger melodischer Gesang, der dann von Growls und gegenläufigen Gesangsmelodien abgelöst wird. Auch die Gitarren stimmen in das Konzert ein. Dabei ist „Can‘-Ka No Rey“ durchaus melodisch und in Teilen catchy, in anderen Parts moshig. „Ramification“ rempelt dann im Moshpit rum wie ein Schafsbock und gefällt mit höherem Tempo und wütender Dringlichkeit.

„Hollow Sea“ ist vor allem atmosphärisch und leitet hinreißend in die Hymne „Abordan“ über. Wieder wissen der sehr abwechslungsreiche Gesang und die starke mehrstimmige Gitarrenarbeit zu gefallen. Und dann haben Pryne genug Mumm das Tempo zu zügeln und betörenden Gesang auszupacken. Es wird hymnisch bevor es wieder eskaliert.

Das vorab bereits als Video/Single ausgekoppelte „Cymboshia“ entpuppt sich aus feine Komposition, die vielleicht am hörbarsten an musikalischen Vorbildern orientiert ist, aber die sechs Minuten sind schon sehr überzeugend und beenden die A-Seite des Vinyls.

blinding confinement deputized

Weiter geht’s dann mit der ruhig startenden Elegie „The Terrible End of the Yogi“. Wie eine ruhige See, die zunehmend den aufkommenden Winden ausgesetzt ist, steigert sich der Song bis zur wütenden Sturmnacht. Hier zeigt sich, dass Pryne ziemlich tight zusammenspielen. Was selbstredend die zu seltenbeachtete Rhythmusgruppe ebenso miteinschließt.

Übergangslos geht es in den „Plaguebearer“, den Seuchenträger, über. Ebenfalls bereits als Single & Video ausgekoppelt und einer der Trademark-Songs der Band. Hier lassen sich die Qualitäten und Stilmerkmale am besten heraushören. „Enola“ kommt so derbe heavy rüber, dass ich direkt mit dem Kopfschütteln anfange. Für Bandverhältnisse ist „Enola“ ziemlich straight ausgefallen und zieht die doomige Wucht bis zum bitteren Ende durch. Eine meiner Lieblingsnummern.

Wobei: Das Intro „Shapeless Forms“ und das anschließende „Elder Things“ fangen mich auch wieder mächtig ein. Da kommt so ein Lovecraft Horror durch, so ein uraltes, unnennbares Grauen, das im Berg haust und jetzt seinen Tribut fordert. Hinreißende, sägende Twingitarren erwecken die uralten Geschöpfe zum Leben. Mächtig wie die mehrstimmigen Versuche der Priester und Schamanen das Übel zu bannen.

„Gargantuan“ ist ein episches Debüt. die Wiener Sludge Metaller hauen ganz schön in die Schlammpfütze. Wer mit der Art von Musik irgendetwas anfangen kann, wird sein gigantisches Wunder erleben. Pryne hauen eines der besten Metal Alben des Jahres raus und sollten alle entschädigen, denen das Genre zu wiggelig geworden ist. „Elder Things“ eben.

Album-Wertung: 9 out of 10 stars (9 / 10)

Pryne: Gargantuan
Genre: Sludge Metal, Progressive Metal,
Länge: 47 Minuten (8 Songs), A, 2024
Interpret: Pryne
Label: Stone Free Records
Format: Vinyl, digital,
VÖ: 12.04.2024
(Einige der Vinyl-Fassungen kommen erst später auf den Markt)

Pryne bei Stone Free Records

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Bandcamp von Pryne

Band: Christoph Grasser (Gitarre, Vocals), Roland Grasser (Drums, Vocals), Manuel Schober (Gitarre, Vocals) und Patrick Windischbauer (Bass, Synths)

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