Nordwand: Der Berg ruft

Aus dem Archiv ins #Winterwunderland: Das Bergsteigerdrama „Nordwand“ von 2008. Der prominent besetzte deutsche Film zeigt das Wettrennen mehrerer Seilschaften um die Eiger-Nordwand im Jahr 1936 und war kurz vor Kinostart der Eröffnungsfilm zum Filmfest Hamburg. Also ab in die Kletterstiefel. Ein Filmreview.

Im Jahr 1936 ist Deutschland erfüllt von den bevorstehenden Olympischen Spielen. Der Propaganda-Apparat des Reiches sucht händeringend nach imposanten Beispielen sportlicher Überlegenheit. An der bis dato noch unbestiegenen Eiger-Nordwand in den Schweizer Alpen verunglücken immer wieder erfahrene Bergsteiger. Doch gerade dieses “letzte Problem der Schweizer Alpen” scheint eben jene beispielhafte Herausforderung zu sein. Kurzerhand wird von der gleichgeschalteten Hauptstadt-Presse aus dem lebensgefährlichen Extremsport Bergsteigen ein sportiver Wettkampf gemacht, den die Deutschen gewinnen müssen.

Doch die aussichtsreichsten Kandidaten Toni Kurz (Benno Führmann) und Andi Hinterstoisser (Florian Lukas) wollen von dem Unternehmen “Nordwand” zunächst nichts wissen – zu groß ist Tonis Respekt vor der Naturgewalt des Berges. Die Zeitungspraktikantin und Tonis Jugendliebe Luise (Johanna Wokalek) muss unverrichteter Dinge in die Hauptstadt zurückkehren. Doch dann machen sich die beiden Alpinisten aus dem Berchtesgardener Land auf eigene Faust doch noch auf den Weg in die Schweiz. Dort sind unter Beobachtung der Presse schon einige Seilschaften versammelt und warten auf einen günstigen Moment.

„Sie suchten ein Abenteuer und schufen einen Mythos.“

Bei Nacht und Nebel beginnen Toni und Andi den Aufstieg und eröffnen das Rennen. Die österreichische Seilschaft Willy Anger (Simon Schwarz) und Edi Reiner (Georg Friedrich) heftet sich an die Fersen der Deutschen und es beginnt ein tödlicher Wettlauf. Währenddessen verfolgen Luise und ihr Chef Henry Arau (Ulrich Tukur) das Spektakel aus einem nahegelegenen Luxushotel.

Das Bergsteigerdrama „Nordwand“ zeigt die wahre Geschichte eines gescheiterten Versuchs, die Eiger-Nordwand im Jahr 1936 zu besteigen. Regisseur Phillip Stölzl („Der Medicus“), der bisher vor allem Videos drehte, setzt in seinem Kino-Erstling nicht nur der Eiger-Nordwand ein Denkmal, sondern auch den Alpinisten.
Das geschieht mit stilsicherem Drehbuch, das auch die menschelnden Anteile nicht vergisst und mit einigen sehr beeindruckenden Landschaftsaufnahmen. Kameraführung und zeitgemäße Ausstattung von „Nordwand“ können sich sehen lassen und brauchen den internationalen Vergleich nicht zu scheuen.

Souverän inszeniert Regisseur Philip Stölzl seine Stars Johanna Wokalek, Benno Führmann und Florian Lukas. Die Aufnahmen der Bergtour sind beeindruckend, auch wenn gegen Ende des Dramas ziemlich auf die Gefühlsdrüse gedrückt wird.

Film-Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

Nordwand
OT: Nordwand
Genre: Drama,
Länge: 121 Minuten, D, 2008
Regie: Philip Stölzl
Darsteller:innen: Benno Führmann, Florian Lukas, Johanna Wokalek
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Majestic / Paramount
Kinostart: 23.10.2008
DVD-VÖ: 24.4.2009 (Resissue 14.4.2019)