Das Zeiträtsel: Fantastische Falten in Zeit und Raum

Mitte der 2010er Jahre schien es als hätten Fantasy-Themen (jenseits der Superhelden-Comics) die Kinoleinwand zurückerobert. Mit der Jugendbuchverfilmung „Das Zeiträtsel“ brachte Disney 2018 „Das Zeiträtsel“ in die Kinos (zum Review). Darin ist die junge Meg auf die Suche nach ihrem Vater. Der ist bei seinen Forschungen zum Thema Zeitreise spurlos verschwunden. Eine überarbeitete Kritik zum Kinostart für den #FantasyFebruar 2023.

Mister Murray (Chris Pine) verschwindet spurlos. Ausgerechnet kurz nachdem er und seine Frau (Gugu Mbatha-Raw) den Jungen Charles Wallace (Deric McCabe) adoptiert haben. Auch damit ihre junge Tochter Meg ein Geschwisterkind bekommt. Die erwachsenen Murrays haben zusammen an der Struktur der Zeit geforscht. Dabei stand auch die Möglichkeit im Raum, nur mit dem Geist durch die Zeit zu reisen.

Vier Jahre später aus Meg ein eigenbrötlerischer Teenager geworden, der von den Mitschülern gehänselt wird. Charles hingegen liebt seine Adoptivschwester und ist selbst ziemlich Das . Eines Tages nimmt Charles Wallace eigenwilligen Besuch mit. Frau Soundso (Reese Witherspoon) kommt aus der Zukunft und möchte Meg dabei helfen, ihren Vater zu suchen.

Meg ist argwöhnisch, anders als Charles Wallace und Megs neuer Verehrer Calvin (Levi Miller), die sich auf Abenteuer freuen. Frau Soundso ist der Einschätzung, Meg wäre noch nicht bereit für diese Unternehmung. Anders ihre Kolleginnen Frau Wer (Mindy Kaling) und Frau Welche (Oprah Winfrey). Die sind dafür das Wagnis einzugehen – vor alle, weil die Zeit davon rennt.

Die Romanvorlage zum Film von Madleine L’Engle

Das Buch von Madleine L’Engele stammt bereits aus den 1960er Jahren und war seinerzeit ein Überraschungserfolg. die bildgewaltige Verfilmung kann aber nicht vollends überzeugen. In deutscher Übersetzung erschien der Roman zunächst unter dem Titel „Die Zeitfalte“. Eine Neuausgabe anlässlich des Kinostarts erfolgte nun als „Das Zeiträtsel“.

Für Madeleine L’Engle war der Roman nur der Auftakt einer Buchreihe mit vier Romanen, die als „Das Zeitquartett“ bekannt wurde. Hierzulande sind auch alle vier Romane erscheinen, aber alle bei unterschiedlichen Verlagen und ohne editorischen Zusammenhang. So weit hat der Filmerfolg dann aber doch nicht getragen. Immerhin sind die weiteren Romane hierzulande als Kindle-Ausgaben erschienen.

Zurück zum Film: Ein jungen Mädchens ist mit drei übernatürlichen Wesen unterwegs durch Zeit und Raum. Filmisch bietet diese Ausgangssituation quasi einen Blankocheck um mittels CGI alle möglichen und unmöglichen Welten zu kreieren. Fantastische und quietschbunte Familienunterhaltung, die zum Staunen einlädt, wäre machbar gewesen. Auch weil Disney mit Pixar und Lucas Film über die nötigen Resourcen verfügt.

Stattdessen aber ist die Story eher langweilig ausgefallen. Schrille Storyelemente sind selten. Dabei wurde in den USA wurde im Zusammenhang mit „Das Zeiträtsel“ vor allem diskutiert, dass erstmals eine farbige Regisseurin, namentliche Ava DuVerny („Selma“) einen Blockbuster mit derart hohem Budget verantworten durfte.

Hierzulande mag das von nebensächlichem Interesse sein, in Amerika hingegen ist das ein Zeichen fortschreitender Integration und Gleichberechtigung. Vor allem, wenn eine so biedere Geschichte mit hausbackener Botschaft und fadem Moralismus dabei herauskommt. Das ewige amerikanische Gelaber über die Kraft der Einzelnen, die Liebe als alleinige Religion und die hochheilige Familie vermiest zumindest mir den Film. Ich behaupte mal, auf diese Weise sorgt man weder für interessante Filme noch für pädagogisch wertvolle Ratschläge an die nachwachsende Generation.

Eher belehrend als abenteuerlich

Bei Disney kommt man in „Das Zeiträtsel“ nicht aus der politischen Korrektheit und der Harmlosigkeit einer prüden Jugend heraus. Präsentiert wird der Teenagerzielgruppe eine zarte Jugendromanze. Da wird freundschaftlich umarmt und nicht geknutscht. Das integrative Prinzip gemischt rassiger Beziehung setzt sich belehrend fort. (Sorry für den sperrigen Ausdruck, doch in den USA ist das Thema Color und Identität immer aktuell und ein Dauerthema).Diffusen religiösen Vorstellungen ziehen sich störend durch den Film und die „Zauberfrauen“ sind zwar kraftvolle Figuren, aber ihre emanzipatorische Energie wird eingeengt von kosmischer Liebe und Familienwerten.

Gelegentlich blitzt dann doch eine Kraft und Energie in „Das Zeiträtsel“ auf: Etwa wenn sich Frau Soundso in einen schwebenden Mangoldrochen verwandelt. Und die Blümen sehen nicht nur aus wie Schmetterlinge sie sprechen auch in der Sprache „Farbe“. Zudem gibt es noch einige verschrobene hinreißende Figuren und märchenhafte Situationen. Das hätte durchaus der Stoff für einen modernen Filmklassiker vom Format des „Zauberers von Oz“ sein können.

Die Verfilmung des Jugendbuchklassikers „Das Zeiträtsel“ ist ohne Frage aufwändig und hat tolle visuelle Aspekte und eine hochkarätige Besetzung zu bieten. Trotzdem kommt wenig Abenteuerlust auf. Die Geschichte will einfach allen gefallen und nirgendwo anzuecken. So steht sich „Das Zeiträtsel“ als Film über das Erwachsenwerden dabei selbst im Weg.

Film-Wertung: 4.5 out of 10 stars (4,5 / 10)

Das Zeiträtsel
OT: A Wrinkle in Time
Genre: Fantasy, Jugendfilm, Abenteuer
Länge: 106 Minuten, USA, 2018
Regie: Ava DuVernay
Darsteller:innen: Storm Reed, Reese Witherspoon, Ophra Winfrey, Mindy Kaling
FSK: ab 6 Jahren
Vertrieb: Walt Disney Pictures
Kinostart: 31.03.2018
DVD-VÖ: 16.08.2018