Wer würde sich nach den harmonischen und freudvollen Weihnachtstagen nicht dringlich wieder gruseln wollen? Splendid Films schickt zu diesem Behufe den verfluchten Luxusliner „Queen Mary“ ins Rennen um die Leinwandgunst. Darin wird ein denkwürdiges Halloween-Fest gezeigt und der vergebliche Versuch ein 3D-Model des Schiffes zu erstellen. Zu sehen ist das Horror-Spektakel ab dem 28. Dezember 2023 in den Kinos der Republik.
Die Queen Mary ist ein Luxusliner, der den Passagieren eine bequeme und opulente Atlantik-Passage von England nach Amerika anbietet. Im Jahr 1938 ist an Bord eine außergewöhnliches Halloween-Dinner in der ersten Klasse geplant. Das ist auch für den Varieté-Künstler und Kriegsveteran David Ratch attraktiv. Nur leider bestreiten die Ratches ihre Überfahrt in der dritten Klasse. Zufällig bekommt Ratch mit, dass ein Ehepaar krank geworden ist und er sichert sich und den seine einen Platz an der Tafel.
Hier diniert auch Film-und Tanzstar Fred Astair und Ratchs Tochter Gwen will dem Star unbedingt vortanzen. Als dann noch die eigentlichen Gäste auftauchen, deren Plätze die Ratchs eingenommen haben, gerät der Abend vollends aus dem Ruder. Derweil versucht der Kapitän unter allen Umständen und trotz Maschinenproblemen seine pünktliche Ankunft einzuhalten.
Die Geister die ich rief beim Captains Dinner
Im 2023 liegt die Queen Mary seit Jahrzehnten im kalifornischen Long Beach vor Anker und wurde vom Kreuzfahrer zum Hotel umgebaut. Hier finden außerdem Grusel-Führungen statt, da sich auf dem Schiff so manche Schauergeschichte abgespielt haben soll. Unter anderem jenes blutige Halloween-Dinner.
Die Calders waren mal eine glückliche Familie. Nun haben sich Anne (Alice Eve) und Patrick (Joel Fry) getrennt, müssen hier aber noch einmal zusammenarbeiten. Sie haben dem Hotel vorgeschlagen das gesamte Schiff abzuscannen, damit künftig ein 3D-Modell für eine modernere Spuk-Tour sorgen kann. Doch bei der Erkundung des Schiffes geht der Sohnemann der Calders verloren. Und das Paar ist damit beschäftigt, den Nachwuchs zu suchen.
Nichts gegen Spukgeschichten und auch nichts gegen verfluchte Schiffe wie den „Fliegenden Holländer“ und Konsorten, aber „The Queen Mary“ bleibt arg vieles schuldig, was ein Genrepublikum wohl amüsieren könnte. „Dracula Untold“-Regisseur David Shore legt auch hier kein glückliches Händchen an den Tag. Dabei geht es gleich mit einem Kabinenmassaker los. Bodycount und Kunstblut-Menge liegen nach wenigen Filmminuten bereits ziemlich hoch.
Und da ist die spätere Zeitebene noch nicht einmal erreicht. Auf der geht es dann nervtötend uninspiriert zu, und zwischen den Ehestreitigkeiten ist wenig Raum für schleichendes Schauern. Stattdessen werfen überraschende Wechsel der Zeiten das Publikum immer wieder aus der Orientierung.
Verwirrung als Horror-Element
Es schleicht sich das Gefühl ein, hier würden mehr als nur zwei Ebenen erzählt. Doch so richtig blickt man eigentlich nicht durch. Was sich auch bis Filmende nicht ändert und irgendwann auch irgendwie gleichgültig wird. Die Darstellungen plätschern vor sich hin, mal ausagiert (beim Halloween-Dinner), mal geschäftig unterkühlt (Kindersuche), die Dialoge sind unsäglich gescripted und ein Szenenaufbau findet selten statt.
Die Schauwerte können durchaus überzeugen, das filmische Handwerk tut es nicht. Kein Spannungsaufbau, keine Dramatik, keine Katharsis. Stattdessen ein konstantes farbgesättigtes vielgängiges Menü. Gang folgt auf Gang, satt ist man schon längst, aber Genuss stellt sich einfach nicht ein.
Dabei gibt es die Queen Mary wirklich. Ihre Nachfolgerin „Queen Mary 2“ lädt immer noch zur Kreuzfahrt ein. Das erste Schiff war nach einem Kriegseinsatz bis in die 1960er Jahre als Atlantikkreuzer in Betrieb und ist nun tatsächlich ein Hotel. In diesem Kinojahr scheint auf den Gruselschiffen ein Fluch zu liegen. Auch „Die letzte Fahrt der Demeter“ wusste nur bedingt zu gefallen. Verfluchte Stories sind sonst eigentlich zeitlos beliebt. Beispielsweise „The Conjuring“, „The Haunting in Conneticut“ oder „Insidious“.
Zu empfehlen ist die schaurige Atlantik-Querung kaum. Es ist nicht so, dass splatterige Schauwerte fehlen würden, oder genretypische Schock und Gruseleffekte. Doch hier ist keine Spannung vorhanden und es baut sich auch keine auf. Das wird aber wettgemacht durch eine wirre Erzählchronologie und wenig überzeugendes Überagieren. Es bleibt fraglich, ob „Haunting of The Queen Mary“ als Werbeveranstaltung für das Schiffshotel brauchbar ist, oder eher nicht.
Film-Wertung: (3 / 10)
The Queen Mary
OT: Haunting of the Queen Mary
Genre: Horror
Länge: 114 Minuten, USA/UK, 2023
Regie: Gary Shore
Darsteller:innen: Alice Eve, Joel Fry, Will Coban, Florri Wilkinson
FSK: ab 16 Jahren
Vertrieb: Splendid, 24 Bilder
Kinostart: 28.12.2023