Arschkalt: Landluft und Fischstäbchen

Aus dem Archiv ins #Winterwunderland: Filmkomödie „Arschkalt“ von 2011. Als Lieferant für Tiefkühlkost hat man’s wahrlich nicht leicht: Ständig diese Kundenkontakte, bekloppte Kollegen und dann auch noch eine neue Chefin. Berg hat die Schnauze schon längst voll, aber leider keine Alternative. Innenansichten aus der schockgefrorenen norddeutschen Tiefebene. Sogar im Sommer ist’s „Arschkalt“.

Berg (Herbert Knaup) hat die familieneigene Fabrik, die der Vater mühselig aufgebaut hat, in den Konkurs getrieben. Seither verdingt er sich als Auslieferer für Tiefkühlkost, wohnt allein in einer schäbigen Wohnung und hat seinem im Altersheim befindlichen Vater (Peter Franke) noch immer nicht gesteckt, dass die Fabrik flöten ist.

Nicht dass Berg seinen Job oder sein Leben mögen würde, aber er macht’s einfach. Hat ja keinen Sinn, sich zu beschweren, und sonst gibt’s auch nix zu tun. Bei den Kollegen ist der ehemalige Firmenbesitzer nicht gerade angesehen, und man geht sich aus dem Weg. Doch dann beschließt die Konzernleitung den Betrieb in Norddeutschland zu überprüfen und schickt eine neue Chefin (Elke Winkens) aus Holland.

Umstrukturierung im Außendienst

Die macht sich bei Berg auch gleich unbeliebt, als sie ihm den Firmentrottel Moerer (Johannes Allmayer) als Beifahrer mitgibt. Berg soll den jungen Mann, der eigentlich Frisör ist, einarbeiten und hat nun ganztägig eine Quasselstrippe am Ohr. Als wäre das nicht schon genug Ärger, beschließt sein alter Herr nun seinen Geburtstag in der Familienfabrik zu feiern. Berg muss sich schleunigst was einfallen lassen.

Wie schon in seinem Spielfilmerstling „Selbstgespräche“ nimmt sich Regisseur André Erkau „Das Leben ist nix für Feiglinge“, Happy Burnout“) das moderne Arbeitsleben zur Brust, um darauf eine menschliche Komödie zu feiern. „Arschkalt“ ist quasi von Natur aus ein Road Movie, denn Berg ist schließlich den lieben langen Tag im Transporter unterwegs.

Dabei hat der desillusionierte Mann genügend Zeit zur Eigenbrödelei und zum Philosophieren. Dem Zuschauer wird das in Form von gefriergetrockneten Off-Kommentaren dargeboten, die auch ohne Mikrowelle zünden. Herbert Knaup grantelt großartig vor sich hin und die norddeutsche Trockenheit tut ein Übriges, um aus „Arschkalt“ eine unterhaltsame Feel-Good-Komödie zu machen.

Kühlketten-Kontrolle

Das Gegengewicht Bergs überbordender schlechter Laune bilden sowohl der naiv schusselige Kollege als auch die lebenslustige neue Chefin. Selbstredend haben auch die Beiden so ihre Päckchen zu tragen, aber im Grunde setzen die Frohnaturen Berg ziemlich zu. „Arschkalt“ ist ein feiner, kleiner Film geworden, der zwar für das TV produziert wurde und in bildtechnischer Hinsicht manchmal arg ruckelig geworden ist, aber sowohl die Story als auch die Charaktere überzeugen und machen dieses Manko vergessen.

Auch die Szenerie stimmt. Die Auswahl der Drehorte ist typisch norddeutsch ausgefallen, wann sieht man im Film schon mal Schleswigs „Wahrzeichen“, den Vikingturm. Ein weiterer Grund für die spontane Stimmung in „Arschkalt“ mag sein, dass das Filmteam etliche der Statisten nicht gecastet hat, sondern einfach vor Ort Leute gefragt hat. Kein Wunder also, dass der Film so wunderbar lebensnah wirkt.

„Arschkalt“ macht einfach gute Laune und ist vor allein schon wegen der extrem gut aufgelegten Besetzung eine gelungene Komödie, die man sich gut auf der großen Leinwand ansehen kann. Und vom Pangasius-Filet ist man nachher auch geheilt.

Film-Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

Arschkalt
OT: Arschkalt
Genre: Komödie
Länge: 85 Minuten, D, 2011
Regie: André Erkau
Darsteller:innen: Herbert Knaup, Elke Winkens, Johannes Allmayer
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Warner
Kinostart: 20.07.2011
DVD-VÖ: 30.03.2012