Quasi rechtzeitig zum 100. Geburtstag von Vicco von Bülow, besser bekannt als Loriot, im November diesen Jahres kommt nun eine Revue der Cartoons des großen deutschen Humoristen in die Kinos. Regisseur Peter Geyer ist eigentlich kein Filmmacher, hat aber den Nachlass Loriots verwaltet und in Ausstellungen kuratiert. Die Cartoons in „Loriots große Trickfilmschau“ kommen in restaurierter und 4K Qualität in der Edition Salzgeber am 20.April 2023 in die Kinos.
Zur Klärung aber gleich vorweg: Die Zeichentrickfilme wurden nicht nur digital nachbearbeitet wie dies wohl bereits zur Veröffentlichung der Loriot Box „Die vollständige Fernsehedition“ im Jahr 2007 der Fall war. Eigentlich wurden die Cartoons „behutsam nachgezeichnet“. Dazu Peter Geyer im Interview:
„Sie (die Trickfilme) wurden alle behutsam neu gezeichnet. Wobei wir hoffen, dass das den meisten Zuschauern, abgesehen von der höheren Auflösung, gar nicht auffällt. Nur bei den frühesten Trickfilmen, die Loriot nicht in seinem eigenen Studio gemacht, sondern auf Basis seiner Zeichnungen in Auftrag gegeben hatte, haben wir in seinem Stil Farben und Gesichter merklich verändert. Für den Kinostandard und das Sehvergnügen war das unumgänglich und längst nötig, wenn man sich zum Beispiel im Vergleich die verwaschenen und beschnittenen Uploads im Internet ansieht. Nun glänzen die Trickfilme wirklich und die Technik wird endlich den Sketchen gerecht.“
Dazu mag das Publikum stehen es will, dem Unterhaltungswert tut es auf jeden Fall gut. Tatsächlich wurden die Cartoons seinerzeit für das Fernsehen produziert und bilden in Loriots humoristischem Schaffen eine eigene Kategorie. Zwar bleiben der Humor und die entlarvenden Blicke auf die (west)deutsche Gesellschaft erhalten, aber die Zeichentrickfilme leben deutlich stärker von der zwischenmenschlichen Interaktion und der Absurdität der Ernsthaftigkeit.
Quietscheentchen und sprechende Hunde
Einem Großteil des jüngeren Publikums dürfte Loriot wohl mehr oder minder unbekannt sein, da Vicco von Bülow seit Mitte der 1990er Jahre nichts mehr produziert hat, sondern den Ruhestand genoss, bis er 2011 verstarb. Älteren Zuschauer:innen bundesdeutscher Herkunft ist das Loriotsche Werk hingegen oft unter der Hirnrinde eingebrannt und gilt gemeinhin neben Heinz Ehrhard als Inbegriff teutonischen Humors.
Tatsächlich zeigen sich dann in der Trickfilmschau doch vergessene oder unbekannte Filmchen, die dem Zahn der Zeit erstaunlich wirkmächtig getrotzt haben, so wie etwa „Der Hasenbrüter“ (1970). Die humorige Animation von Prominenten wie Helmut Schmidt und den Comedian Harmonists mag nostalgische Erinnerungen hervorrufen. Wie auch die Umstellung auf 5-stellige „Postleitzahlen“. Die Erörterung der „Nudelkrise“ ist dann angesichts der überstandenen Covid-19 Pandemie schon fast wieder aktuell und „Auf der Rennbahn“ tummelte sich das gemeine Volk seinerzeit 1972 ebensowenig wie heutzutage.
Zeichnerisch kommt Vicco von Bülow wie jeder große Cartoonist mit wenigen Strichen aus, um Figuren, Gestik und Mimik auf den Punkt zu bringen. Dabei darf es auch gerne mal albern werden. So wie bei der herausgestreckten Zuge des sprechenden Hundes.
Editor und Filmmacher Geyer hat „Loriots große Trickfilmschau“ mit Sorgfalt und Aufwand zusammengestellt und modernisiert. Produziert wurde der Film von Bettina und Susanne von Bülow, die die Schau auch präsentieren. Voraussichtlich lebt die Kinoprojektion vor allem vom gemeinschaftlichen Erlebnis. So wie bei allen Revuen ist für jeden etwas dabei. Etlichen der Cartoons steht die große Leinwand gut zu Gesicht. Trotz oder wegen der reduzierten Art der Darstellung.
Loriots große Trickfilmschau
OT: Loriots große Trickfilmschau
Genre: Humor, Zeichentrick
Länge: 79 Minuten, D, 2023 (Archivmaterial von 1967-93)
Regie: Peter Geyer
FSK: ohne Altersbeschränkung, ab 0 Jahren
Vertrieb: Edition Salzgeber
Kinostart: 20.04.2023
Loriots Trickfilmschau bei Edition Salzgeber (mit Kinofinder)
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