Glorious: Durch die Fäkalien zu den Gestirnen

Wer lässt sich schon gerne auf einer öffentlichen Toilette in ein Gespräch verwickeln? Wes ist gerade ohnehin nicht gut drauf, aber dass er aus der Toilette nicht ohne weiteres wieder herauskommt, steigert seine Laune nicht gerade. Die amerikanische Regisseurin Rebekah McKendry legt mit „Glorious“ eine kurze und knackige Horror-Komödie hin. Pierrot le Fou und Alamode bringen „Glorious“ am 31. März 2023 für das klassische Home-Entertainment als Media-Book heraus.

Wes (Rayn Kwanton) ist mit seine Habseligkeiten im Auto unterwegs. Als er an einem verlassenen Rastplatz hält bekommt er von einer älteren Frau den routinierten Tipp, die Rückbank seines Autos aufzuräumen, es schlafe sich dort bequemer. Wes hat ohnehin nicht vor zu pennen und feiert statt dessen eine einsame Lagerfeuer-Party auf dem Rastplatz.

Verkatert und speiend wird Wes am nächsten Morgen im Toilettenhäuschens angesprochen. Jemand sitzt auf dem Nachbar-Klo und versucht Konversation. Doch Wes ist nicht so der Typ für Toiletten-Talk. Aber was wäre, wenn das Schicksal Wes und den geheimnisvollen Fremden (J.K. Simmons) hier zusammengebracht hätte? Ebenso unwahrscheinlich wie die Tatsache, dass in der Kabine mit dem schräg tentakulös bemalten Glory Hole eine archaische Gottheit sitzt?

Ein Ort der Konversation

Weil der Trailer von „Glorious“ schon einige maßgebliche Infos gibt, muss sich die Rezension an dieser Stelle auch nicht weiter zusammenreißen. Wer glaubt schon, dass da ein Gott auf dem Rastplatzklo feststeckt, der nur befreit werden kann, wenn Wes das Glory Hole benutzt?

Für alle, die mit der Begrifflichkeit nicht so ganz klarkommen, weil nicht jede:r pornografisches Halbwissen hat: Ein so genannte Glory Hole, ein Klappenloch, oder Schwanzloch, ist ein Loch in der Trennwand zwischen zwei Toilettenkabinen, das anonymen Sex ermöglichen soll. Wes nun wird aufgefordert, dem Unbekannten durch dieses Loch zu „helfen“.

Zuvor allerdings hat Wes vergeblich versucht aus dem Toilettenhaus zu fliehen. So bestreitet er den rund 80 Minuten langen Film über weite Strecken darstellerisch allein. J.K. Simmons ist nur stimmlich anwesend und Wes‘ Frau oder Freundin Brenda (Silvia Grace Crim) erscheint nur in Form von Erinnerungen oder Phantasien.

„Glorious“ wurde von Regisseurin Rebekah McKendry, die seit rund 10 Jahren Gruselfilme dreht und produziert, mit kleinem Budget und einer pfiffigen Idee realisiert. Das hat durchaus seinen Reiz und seinen schwarzen Humor. Allerdings ist „Glorious“ auch ein so genanntes „One Trick Pony“, eine Zirkusattraktion, die nur einen Showgag zu bieten hat. Wer das nicht zu würdigen weiß, findet in dem fäkalen, philosophischen Horror wenig Ablenkung.

Nur eben die Kotze aus dem Auge kriegen.

Tatsächlich wird erstaunlich viel geredet. Das heißt, die versteckte Gottheit, lässt immer wieder nerdiges Wissen rüberwachsen und stellt Wes vermeintlich tiefgründige, oft aber rhetorische Fragen, die nur das Publikum nicht beantworten kann. Wer will schon wissen, wieviele Baterienstämme von wievielen Individuen er sich gerade in den Bart gewischt hat, weil der Mageninhalt in die Toilettenschüssel entleert hat?

Damit soll es an dieser Stelle auch genug sein. Ich persönlich hatte mehr Vergnügen bei dem deutschen Genrebeitrag „Ach du Scheiße“, der sich im Dixie-Klo abspielt und der am 21.April auch für das Home-Entertainment erscheint. Das Mediabook von „Glorious“ liegt nicht zur Besprechung vor, daher an dieser Stelle nur der Hinweis auf Ausstattung und Bonusmaterial. Neben DVD und Blu-ray, beinhaltet das limitierte Media-Book ein Poster und ein 24-seitiges Booklet. Filmisch sind noch Interviews und Trailer enthalten.

Horror-Komödien, sind ein spezielles Genre, darunter nehmen die fäkalen Filmideen eventuell noch einmal eine Sonderstellung ein. „Glorious“ unterhält kurzweilig und triefend, ist aber auch etwas geschwätzig ausgefallen. Das Set-Design hingegen ist schlicht, aber sehr effektiv. Letztlich bleibt es wohl Geschmackssache, ob jemand „Glorious“ etwas abgewinnen kann. Ich fands solide, aber auch nicht wahnwitzig originell.

Film-Wertung: 5 out of 10 stars (5 / 10)

Glorious
OT: Glorious
Genre: Horror, Komödie
Länge: 79 Minuten, USA, 2022
Regie: Rebekah McKendry
Darsteller: Ryan Kwanten, J.K. Simmons, Silvia Grace Crim
FSK: ab 16 Jahren
Vertrieb: Pierrot Le Fou, Alamode,
Digital-VÖ: 17.03.2023
Media-Book (DVD & BD): 31.03.2023