Kampf der Titanen: Spektakel unter dem Olymp

Aus dem Archiv in den #FantasyFebruar: „Kampf der Titanen“ von 2010. Mit „Kampf der Titanen“ wird ein Action-Spektakel auf den Zuschauer losgelassen, das kurzweilig zu unterhalten weiß. Wer im letzten Sommer Spaß an „Transformers“ hatte, ist auch hier gut aufgehoben. Wer allerdings auf eine gute Story oder eine gelungene Inszenierung griechischer Mythologie hofft, sollte zuhause bleiben.

Der Held Perseus (Sam Worthington, „Avatar“) wächst als Sohn eines Fischers (Peter Postlethwaite) auf, ohne zu ahnen, dass Göttervater Zeus (Liam Neeson, „Schindlers Liste“) sein wahrer Vater ist. Der Halbgott muss hilflos mit ansehen, wie seine Eltern getötet werden. Hades (RalphFiennes, „Der englische Patient“) entsteigt der Unterwelt, um die vom Glauben abgefallenen Menschen von Argos zu strafen, als diese eine Zeus-Statue niederreißen. Das Fischerboot von Perseus Vater ist da nur ein Kollateralschaden.

Perseus wird gerettet und in die Stadt Argos gebracht, wo er Zeuge wird, wie Hades erneut erscheint, um der Stadt ein Ultimatum zu stellen: Entweder opfert der König seine bildschöne Tochter Andromeda (Alexa Davalos, „Defiance“) innerhalb von zehn Tagen, oder Hades lässt auf Zeus Geheiß den Kraken, das mythische Seeungeheuer, auf Argos los.

Die letzte Chance der Stadt aus diesem Dilemma ist eine Expedition mit dem Halbgott Perseus, um den Kraken zu vernichten. Eine Handvoll Krieger unter der Führung von Draco (Mads Mikkelsen, „Casino Royale“) begleitet Perseus, um eine Waffe gegen den Kraken zu finden. Unterdessen bereitet Hades seine Rache an Zeus vor, der ihn in die Unterwelt verbannt hat und macht Acrisios, den gehörnten Ehemann von Perseus Mutter Danae zu seinem Handlanger, um Perseus zu töten.

Rettet die Stadt Argos

So weit, so gut und ein weites Feld für tollkühne Actionsequenzen und mythische Monster. Regisseur Louis Leterrier („Transporter 2“) legt sich mit seinem Filmteam mächtig ins Zeug, um beim Zuschauer für konstante Adrenalinschübe zu sorgen. Die CGI-Monster sind gelungen und Perseus‘ Rachefeldzug, der nebenbei auch noch die Stadt Argos retten soll, bietet eine storytechnisch solide Grundlage für die Kampfhandlungen. Auch die Besetzung der kleinen Mannschaft von Haudegen ist überzeugend ausgewählt und vor allem Mads Mikkelsen beeindruckt als mit allen Wassern gewaschener Befehlshaber.

„Kampf der Titanen“ ist also pures, etwas sinnfreies Actionkino, nicht mehr aber auch nicht weniger. Romantik kommt trotz der attraktiven Io (Gemma Aerton), die hier als Perseus‘ Schutzengel fungiert und die Kämpfer begleitet, nicht auf.

Und eigentlich könnte man es damit bewenden lassen, wären da nicht noch drei Aspekte des Films die durchaus diskussionswürdig sind und das cineastische Vergnügen mehr oder weniger beeinträchtigen.

Ray Harryhausen lässt grüßen

„Kampf der Titanen“ wurde in 2D gedreht und nachträglich so bearbeitet, dass auch eine 3D-Version entstanden ist. Das ist an sich schon nett, und durch die Tiefenwirkung macht die Action mehr Spaß. Allerdings sind viele andere Sequenzen des Films dadurch sehr dunkel ausgefallen und es wirkt gelegentlich störend, dass man nichts sieht. Natürlich hat 3D in der Kinozeitrechnung nach „Avatar“ auch den Aspekt den Film kommerziell noch weiter auszureizen. Doch in diesem Fall ist der Erkenntnisgewinn der 3D-Version sehr gering. Das Spektakel kommt in 2D wahrscheinlich sogar besser rüber.

Vor cineastischen Urzeiten, 1981, gab es schon einmal einen Film gleichen Titels, der sich mit den Abenteuern des Halbgottes Perseus beschäftigte. Auf Grundlage dieses Films entstand „Kampf der Titanen 2010“. Die Tricktechnik war damals schon nicht sehr überzeugend und wirkt heute im Wesentlichen albern. Die Story hält sich zwar an die griechische Sage, kann aber nicht gerade mit einer spannenden oder gar fesselnden Handlung überzeugen. Auch die Besetzung ist wenig einnehmend, allen voran Harry Hamlin als Perseus.

Eigentlich kann man also nicht von einem Remake sprechen, da „Kampf der Titanen“ sich allenfalls der Charaktere des Films von 1981 bedient und die hätte man sich auch direkt aus der griechischen Mythologie holen können. Wie auch immer, man hat sich dem Original verschrieben und zeigt auch deutlich was man davon hält, wenn Perseus in der Waffenkammer von Argos jene mechanische goldenen Eule findet und gleich wieder in die Ecke pfeffert, die Perseus in den Achzigern hilfreich zur Seite stand. Als Ideenpool mag der Film gedient haben, doch Travis Beacham, Matt Manfredi und Phil Hay, die für das neue Drehbuch sorgten, haben den Film komplett umgemodelt. Dem Film tut das erfrischend gut.

Clash der Kulturen

Leider hat das cineastische Ergebnis mit der klassischen, mythologischen Heldensage nun überhaupt nichts mehr zu tun und da wird es schwierig: Zwar sind die wichtigen Elemente der Perseus-Geschichte vorhanden, doch man hat an der Chronologie geschraubt, Charaktere und Schauplätze zusammengefasst oder ausgetauscht so dass ein Wirrwarr entstanden ist, dass als Film betrachtet zwar schlüssig ist aber eben auch ein komplett falsches Bild der Zusammenhänge gibt. Dazu kommt die große Glaubenskrise, am Ende eines Zeitalters, wenn sich die Menschen von den Göttern abwenden.

Das muss man dem Film negativ ankreiden, selbst wenn es auf der Leinwand funktioniert. Horden von Teenagern wird so ein gefährliches Halbwissen vermittelt, das schlicht nicht richtig ist. Sofern der Zuschauer darum weiß, steht es ihm frei, die kampfeslustige Variation der Perseus-Sage zu genießen. Auch ist fraglich, was magische Wüsten-Dschinns und hinduistisch anmutende Priester im klassischen Griechenland zu suchen haben. Für Exotik sorgen sie allemal und befriedigen den Drang nach Multi-Kulti Mischmasch.

Alles in allem ist „Kampf der Titanen“ ein weitgehend sinnbefreiter Actioner, der mit einer ziemlich hochkarätigen Besetzung und weitestgehend gelungenen CGI-Monstern punkten kann. Wer es schafft seine klassische humanistische Bildung abzuschalten wird bestens unterhalten. Dennoch gibt es Punktabzug für die dramaturgische „Optimierung“ der Geschichte.

Film-Wertung: 5 out of 10 stars (5 / 10)

Kampf der Titanen
OT: Clash of the Titans
Genre: Fantasy, Abenteuer
Länge: 107 Minuten, USA, 2010
Regie: Louis Leterrier
Darsteller: Sam Worthington, Gemma Arterton, Ralph Fiennes, Mads Mikkelsen
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Warner
Kinostart: 10.04.2010
DVD- & BD-VÖ: 10.08.2010