Punisher (Neustart) 1: Der König der Killer

Frank Castle alias „Der Bestrafer“, oder auf Englisch „The Punisher“, ist bereits seit den 1970er Jahren bei Marvel Comics auf Verbrecherjagd um sie ihrer letalen Strafe zuzuführen. Nun hat sich Starautor Jason Aaron eine Neudefinition der populären Vigilanten auf die Fahnen geschrieben. Wie das Aussehen könnte ist nachzulesen in „Punisher – Der König der Killer“ seit Ende November bei Panini Comics.

Comic-Fans und auch solche, die die Verfilmungen gesehn haben wissen, Frank Castle wurde zum Punisher als die Mafia seine Familie bei einem Picknick im Park ermordete. Was folgte war eine der konsequentesten Hatz auf Bösewichte – unabhängig vom Gesetz und Verurteilung, sondern einzig Castles Moralvorstellungen Rechenschaft schuldig.

Seit Clint Eastwood in „Dirty Harry“ das Gesetz so rachsüchtig in die eigene Hand genommen hat, ist Selbstjustiz eine ethisch arg zweischneidige Angelegenheit, die auch immer wieder eine gesellschaftliche Auseinandersetzung mit Recht und Gesetz einfordert. Aber zurück zum Punisher.

In der Gegenwart betreiben die „Apostel des Krieges“ einen schwunghaften Waffenhandel mit jedem, der gerade welche braucht. Das führt im Gegenzug auch dazu, dass die Apostel schon mal jemanden abmahnen, weil der seine gekaufte Ware dann doch nicht benutzt hat, weil die Abschreckung reichte.

Ein neues Level

Andernorts wird der Punisher von den Ninjas der Hand als ihr Anführer auserkoren. Die Erzpriesterin der „Hand“ beobachtet Castle bereits seit seiner Kindheit und es besteht kein Zweifel: Der Mann ist auserwählt, der Hohepriester der Bestie zu sein. Sein Hang zur Gewalt und seine Fähigkeiten zu töten, machen den Punisher zum Besten aller Killer.

Doch Frank Castle duldet die angebotene Führungsrolle nur, weil seine Frau Maria bei ihm ist, und er verbietet den Ninjas das Töten jenseits seiner Befehle. Irgendwie gefällt dem Herrn der Apostel nicht, was sich da tut und er fordert den Punisher heraus. Doch der hat anderes zu tun.

Man kann sich immer fragen, warum Neudefinitionen von beliebten Charakteren notwendig sind. Das Vorwort von Christian Endres legt nahe, dass es dem Marvel Verlag nicht gefällt, dass der Punisher zur Ikone gewaltbereiter rechter Extremisten geworden ist. Freilich mögen auch andere Erwägungen beim regelmäßigen Check-up des Heldenbestandes dazu geführt haben, die Geschichte des Punishers grundsätzlich anders zu betrachten.

Vertrauen und Macht

Wer wäre dafür besser geeignet als Jason Aaron, der schon „Doctor Strange“ und „Thor“ und auch die „Avengers“ runderneuert hat? Doch ich gestehe, die Story – oder deren 4 US-Ausgaben langer Auftakt, der immer noch viele Optionen offen lässt – packt mich nur bedingt. Sicher ist es interessant, den bislang Team-untauglichen Einzelkämpfer einer vermeintlich bösen Organisation an die Spitze zu stellen, aber das bedeutet auch, das Wesen des Punishers zu verändern.

Optisch fährt der Serienauftakt, der in gewisser Weise einen Handlungsbogen aufweist, aber eigentlich mit einem Cliff-Hanger endet, einen sehr technischen computerorienteritenZeichenstil. Bisweilen wirkt das fotorealistisch, gerade was Mimik und Schattierungen angeht, bisweilen wirken die Action-Sequenzen sehr games-affin. Das hat seinen Reiz und ist in sich stimmig und sehr dynamisch.

Allein, mir liegt der Stil nicht so recht. Ich fühle mich da eher in den kantig-cartoonigen Rückblenden wohl. Davon gibt es einige, denn anders als die bisherige Punisher-Mär wird hier das Erweckungserlebnis in die jungen Jahre des Frank Castle gelegt. Das ist schon sehr interessant.

„Punisher – Der König der Killer“ ist der gelungene Auftakt einer Neuinterpretation von Marvels grimmigem Einzelkämpfer. Das Kreativteam um Jason Aaron wählt sowohl inhaltlich als auch optische einen gelungenen Ansatz. Vielmehr als ein Appetizer ist der vier US-Ausgaben umfassende Sammelband allerdings nicht. Abwarten, wohin die Reise geht.

Comic-Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

Punisher (Neustart) 1: Der König der Killer
OT: Punisher (2022) 1–4, Marvel Comics, 2022
Genre: Superhelden,
Autor: Jason Aaron
Zeichner: Paul Azaceta, Jesus Saiz
Farben: Dave Stewart,
Übersetzung: Bernd Kronsbein
ISBN: 9783741629228
Verlag: Panini Comics, Softcover, 148 Seiten
VÖ: 29.11.2022

Punisher bei Panini Comics (mit Leseprobe)