Megamind: Weltherrschaft ist langweilig

Aus dem Archiv in den #Anijanuar: „Megamind“ von 2010. Der blaue Finsterling, der die Herrschaft anstrebt, ist eigentlich kein schlechter Kerl. Das merkt der Bösewicht allerdings erst, als er seinen Erzrivalen, den Helden der Stadt, pulverisiert hat. Denn was für Megamind zunächst der ultimative Sieg ist, entpuppt sich dann als ziemlich langweiliges Paradies. Mit „Megamind“ ist Dreamworks ein überraschend unterhaltsames Abenteuer gelungen.

Sein Leben lang zieht Megamind im direkten Vergleich mit Metro Man den Kürzeren. Das geht schon in frühester Kindheit los, während die unterschiedlichen Heimatplaneten der beiden Außerirdischen vernichtet werden. Die intergalaktischen Rettungskapseln der beiden liefern sich ein Wettrennen zur Erde und während Metro Man wohl behütet und in geordneten Verhältnissen aufwächst, landet Megamind direkt im Gefängnis und wird von den Insassen aufgezogen. Auch in der Schule ist Metro Man jedermanns Liebling, während der kleine Megamind übel gemobbt wird.

Aus lauter Frust beginnt das kreative Genie dann eine größenwahnsinnige Verbrecherkarriere, doch so richtig erfolgreich läuft der Job nicht. Immer wieder scheitert Megamind an seinen heldenhaften Widersacher. Das erfolglose Verbrechergenie landet zusammen mit seinem Kumpanen Minion, einem sprechenden Fisch, der dank einer von Megaminds Erfindungen über einen Roboterkörper verfügt, also mal wieder im Knast und schwört Rache.

Ein Produkt der Umstände

Die gelingt dann eines Tages überraschenderweise tatsächlich. Megamind erringt den ultimativen Sieg und die Herrschaft über Metro City. Metro Man ist Geschichte. Doch die Freude des Möchtegern-Verbrechers ist relativ kurz. Irgendwie fehlt ihm der alte Rivale und ohne einen Gegenspieler macht die Boshaftigkeit nur halb so viel Spaß. Die Stadt ergibt sich ihrem Schicksal.

Erst die zufällige Begegnung mit der Reporterin Roxanne Ritchie bringt Megamind auf die rettende Idee: Er erschafft sich einen neuen Helden, der ihn zukünftig bekämpfen soll. Doch bei der Auswahl eines geeigneten Kandidaten, auf den Metro Mans Superkräfte übertragen werden sollen, läuft nicht alles wie geplant und plötzlich ist Hal, der schusselige und chancenlos verliebte Kameraassistent der Reporterin, mit Superkräften ausgestattet. Megamind macht sich inkognito an die Ausbildung des jungen Helden.

Nachdem der gerade erschaffene Superheld trotzdem nicht bei seiner großen Liebe Roxanne Ritchie landen kann, ist es allerdings schnell vorbei mit der edlen Gesinnung. Der Zurückgewiesene hat nicht weniger im Sinn als die Zerstörung der Stadt. Megamind bekommt nicht den erwünschten Gegenspieler, sondern einen Rivalen.
Den Dreamworks Animationsstudios, die schon mit „Shrek“, „Madagaskar“ und „Kung Fu Panda“

assenschlager produziert haben, gelingt eine im besten Sinne familientaugliche Superhelden-Komödie. Die Story birgt genug Potential, um auch ältere Zuschauer ansprechend zu unterhalten und der Humor kommt bisweilen unerwartet hintersinnig zur Geltung. Der Superschurke in der Sinnkrise entdeckt nicht nur seine romantische Ader, sondern auch den wahren Wert der Freundschaft.

Dreamworks Animationsschmiede

Animationstechnisch lässt „Megamind“ wenig zu wünschen übrig: Die Details und witzigen Einfälle überzeugen ebenso wie die großartigen Actionsequenzen und die ausgefeilten Charaktere, die von je her zu den Trademarks der Dreamworks-Filme gehören. Natürlich bleibt auch der eine oder andere Seitenhieb auf die ganze Schar von Superhelden, die inzwischen das Kino bevölkern, nicht aus. Vor allem aber überzeugt die Story, die genügend Ansatzpunkte bietet, dass die Figuren sich entwickeln können. „Megamind“ ist erstaunlich vielschichtig und schafft es, ohne plump zu wirken oder das Tempo aus dem Film zu nehmen, dramatische Elemente zum tragen zu bringen.

Auch die Sprecherbesetzung kann sich sehen lassen: Im Original gibt Will Ferrell dem blauen Bösewicht seine Stimme, Tina Fey übernimmt den Part der Reporterin und Brad Pitt haucht Metro Man leben ein. Lustigerweise sieht Hal als Superheld Titan dann aber aus wie eine Comic-Version von Will Ferrell. Die deutsche Megamind-Stimme stammt von Bastian Pastewka, Oliver Welke spricht Metro Man und Oliver Kalkofe übernimmt den Part von Megaminds Sidekick Minion.

„Megamind“ hebt sich wohltuend von dem Gros der Animationsfilme, die derzeit die Kinoleinwände und Fernsehschirme bevölkern ab. Das Animationsabenteuer schafft es, mit einer funktionierenden Story zu überzeugen, die nicht nur auf den Actionrahmen reduziert ist. Dass die Animationen gelungen und zum Teil spektakulär und extrem witzig sind, versteht sich von selbst. „Megamind“ macht richtig Spaß.

Film-Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

Megamind
OT: Megamind
Genre: Fantasy, Animation
Länge: 95 Minuten, USA, 2010
Regie: Tom McGrath
FSK: ab 6 Jahren
Vertrieb: Dreamworks, Universal Pictures International
Kinostart: 02.12.2010
DVD-VÖ: 4.4.2011