The Warriors: Kommt raus und spielt!

Im Jahr 1979 war New York noch lange nicht die hippe Weltmetropole, die es heute ist. Stattdessen schickte Regisseur Walter Hill eine Gang quer durch die marode Stadt und durch feindliches Territorium. Bei seinem Kinodebüt war „The Warriors“ zwar ein Publikumserfolg, aber die Kritiker hatten für den Film wenig übrig. Inzwischen ist „The Warriors“ längst ein Kultfilm. Paramount bringt das Action-Drama hierzulande erstmals auf Blu-ray heraus.

Für die Straßengangs in New York kündigt sich Großes an. Cyrus, der Anführer der „Riffs“, hat zu einem Treffen geladen. Alle Gangs der Stadt erscheinen mit neun Leuten und unbewaffnet im Van Cortland Park in der Bronx. Auch die „Warriors“ aus Coney Island gehen hin.

Doch der Gang-Gipfel läuft nicht wie geplant. Mitten in Cyrus Rede von der Vereinigung aller Gangs, von einer Armee, von der Machtübernahme in der Stadt, fällt ein Schuss und der Visionär ist tot. Luther (David Patrick Kelley) von den „Rouges“ wurde bei dem Attentat von einem „Warrior“ beobachtet. Doch reaktionsschnell schiebt er den Mord eben der „Warriors“-Gang in die Schuhe.

Daraufhin stürzen sich einige Riffs auf Warriors-Boss Cleon. Als die Cops eingreifen, bricht ein Tumult aus und es wird Zeit zu verduften. Ihres Anführers beraubt übernimmt Swan (Michael Beck), der Kriegschef der Gang, die Führung. Sehr zum Leidwesen des rebellischen Ajax (James Lamar). Die U-Bahn-Fahrt nach Coney dauert langer als eine Stunde, doch erst einmal gilt überhaupt eine Bahn zu erreichen. Und die fährt dann aufgrund eines Feuers nicht.

„Eine Armee stärker als die Polizei. Kapiert ihr das?“ (Cyrus)

Jede Gang der Stadt macht Jagd auf die Warriors und ein Piratensender gibt über den Äther Infos über den Stand der Hetzjagd. Nach einem anfänglichen Scharmützel mit den „Orphans“ haben die Warriors zwar Mercy (Deborah van Valkenburgh) an ihrer Seite, doch die Gang wird getrennt. Für diesen Fall will man sich an der Central Station treffen.

Regisseur Walter Hill hatte vor den „Warriors“ bereits zwei Action-Dramen mit bekannten Stars gedreht: „Hard Times“ (Deutsch: „Ein stahlharter Mann“, 1975) mit James Coburn und Charles Bronson und anschließend „The Driver“ (1975, mit Ryan O’Neal). Für die Ganggeschichte standen dem Filmmacher weder ein großes Budget noch namhafte Darsteller zur Verfügung. Produzent Lawrence Gordon hatte sich zwar die Filmrechte an dem Roman von Sol Yurick gesichert, aber niemand wollte den Film finanzieren.

Wie so oft machen Enthusiasmus und Einfallsreichtum die Beschränkungen wett und „The Warriors“ wurde ein ziemlich neuartige Art von Film. Die handgemachte, choreografierte Action sollte daraufhin zum Markenzeichen des Regisseurs werden und viele seiner späteren Filme auszeichnen wie auch „Shootout –Keine Gnade“. Und ähnlich wie es George A. Romero mit „Die Nacht der lebenden Toten“ gelang, wurde „The Warriors“ ein einflussreicher Kultfilm.

„Die Baseball Furies haben den Ball verloren.“ (Radiostimme)

Anfangs machte sich die Presse noch über die Gewalt in den Kinosälen her und gab wie hierzulande auch „Der Spiegel“ dem Film die Schuld daran. Hill erinnert sich in dem später gedrehten Bonusmaterial, dass sich die Prügeleinen schlicht ergaben, weil Mitglieder unterschiedlichster Gangs den Film sehen wollten und im Kino auf ihre Rivalen trafen.

Inhaltlich ist „The Warriors“ zwar ein schlichtes Roadmovie, doch der Film weiß formal zu überzeugen. Die Handlung beruht auf der antiken griechischen Erzählung „Anabasis“ von Xenophanes, in der eine kleine Armee gegen eine persische Übermacht den Weg zurück erkämpfen muss. Klassisches Heldenepos.

Vor allem der Look des Films und der Soundtrack haben zum großen Erfolg und er nachhaltigen Wirkung beigetragen. Neben einem Song, der sich später auch auf einem regulären Eagles-Album wiederfand, besteht der Score aus einer fiebrigen Mischung von Rock’n’Roll und Synthie-Klängen. Die konsequent nur nachts gedrehte Handlung findet faszinierende und schillernde Möglichkeiten die Dunkelheit auszuleuchten. Allein die Filmeröffnung mit dem neonbeleuchteten Riesenrad des Vergnügungsparks auf Coney Island und der neonbeleuchtete einfahrende U-Bahn-Zug setzten Maßstäbe.

Vor allem aber ist es die konstante Bewegung, die „The Warriors“ so zeitlos großartig macht. Das Erzähltempo ist enorm, so wie auch die Warriors sich beeilen müssen. Selbstredend sind die Charaktere auch etwas stereotyp angelegt und die fantasievollen Kostüme beziehungsweise Gang-Outfits haben durchaus Comic-Charakter.

„Dafür haben wir die ganze Nacht gekämpft? Vielleicht haue ich einfach ab.“ (Swan)

Das macht sich Regisseur Walter Hill auch in den Director‘s Cut zu Nutze, der hierzulande nicht erschienen ist. 2007 wurde der „Ultimative Directors Cut“ auf Blu-ray veröffentlicht. Die andere Fassung benutzt die ursprüngliche Eröffnungssequenz und die szenischen Überblenden mittels Comic-Panels. Die Kinofassung existiert weiter parallel und war bislang nicht auf Blu-ray (wohl aber auf DVD) zu sehen. Insofern dürfen Fans sich auf die „Steelbook“-Variante freuen, selbst wenn der Film nicht weiter digital bearbeitet oder restauriert wurde. Enthalten sind einige kurze Featurettes über Entstehung, Dreharbeiten und Wirkungsgeschichte der „Warriors“.

Tatsächlich war der Film der erste „Gang“-Film, der 1979 veröffentlicht wurde. In New York wurden damals zeitgleich weitere „Gang“-Filme gedreht wie etwa „“The Wanderers“. Und wer sich das Werk von John Carpenter genauer anguckt findet auch in „Die Klapperschlange“ (OT: Escape from New York“, 1981) und „Der Fürst der Dunkelheit“ (OT: Prince of Darkness“, 1987) Einflüsse der Warriors. Ebenso in der Optik des Thrillers „Wolfen“ (1981). Vielleicht darf man auch mutmaßen, dass „The Warriors“ Einfluss auf die Optik in Ridley Scott’s „Blade Runner“ gehabt haben mag, immerhin hat Walter Hill den ersten „Alien“ 1979 koproduziert.

Als B-Movie gestartet, erspielte sich der temporeiche Gang-Actioner „The Warriors“ schnell eine treue Fanschar und hat dem Zahn der Zeit getrotzt. Einst von der Kritik abgekanzelt ist Walter Hills Frühwerk inzwischen ein Kultklassiker, der von der New York Times zu den besten 1000 Filme aller Zeiten gezählt wurde.

Film-Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

The Warriors
OT: The Warriors
Genre: Action, Thriller,
Länge: 93 Minuten, USA, 1979
Regie: Walter Hill
Vorlage: Gleichnamiger Roman von Sol Yurick
Darsteller:innen: Michael Bech, James Remar, Deborah van Valkenburgh
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Paramount /Universal Pictures International
Kinostart: 13.07.1979
DVD-VÖ: 03.01.2014 (3.Auflage)
BD-VÖ: 20.12.2022