Tokyo Magnitude 8.0: Wenn die Erde bebt

Aus dem Archiv in den #Anijanuar: Die Anime-Serie „Tokyo Magnitude 8.0“ von 2009. Die japanische Zeichentrick-Serie „Tokyo Magnitude 8.0“ beweist mal wieder eindrucksvoll, dass sich intelligent gemachte Animation nicht nur im reinen infantilen Unterhaltungssektor abspielen muss. In der Serie, die hierzulande 2011 erschien, wird Japans Hauptstadt von einem schweren Erdbeben heimgesucht und ein junges Mädchen und ihr kleiner Bruder suchen den Weg nach Hause.

Das Mädchen Mirai freut sich nicht gerade auf die Sommerferien. Während ihre Klassenkameradinnen mit der Familie in Urlaub fahren, haben Mirais Eltern beschlossen zuhause zu bleiben. Und weil beide berufstätig sind, muss Mirai für ihren kleinen Bruder Yuuki den Babysitter spielen. Yuuki will unbedingt die Roboterausstellung im Museum auf der Insel Odaiba besuchen, die Mirai nun überhaupt nicht interessiert. Ausgerechnet als die beiden Kinder am anderen Ende der Metropole Tokio* sind, ereignet sich ein katastrophales Erdbeben.

Jetzt sitzen Miri und Yuuki auf der Insel fest. Yuuki ist auch noch verschwunden. Glücklicherweise trifft Mirai auf Mari Kusakabe, eine Kurierfahrerin und allein erziehende Mutter. Gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach Yuuki und anschließend auf den Weg nach Hause, denn Mari wohnt ebenfalls am anderen Ende der Stadt. Unterwegs drohen durch immer wieder auftretende Nachbeben Gefahren und die kleine Gruppe bekommt einiges an menschlichem Leid zu sehen.

Verkorkste Ferien

„Tokyo Magnitude 8.0“ wurde 2009 produziert und in Japan ausgestrahlt. Die vom Studio Bones konzipierte TV-Serie schildert die Folgen eines schweren Erdbebens in der Region Tokyo so realistisch wie möglich. Dafür hat man sich auf wissenschaftliche Prognosen und Auswertungen bezogen. Inzwischen hat die Realität die Serie eingeholt, Tokyo wurde im Frühjahr 2011 von einem Beben der Stärke 8.8 erschüttert. Und auch die Atomkatastrophe von Fukushima 2011 begann ebenfalls mit einem Erdbeben.

Doch „Tokyo Magnitude“ ist nicht auf Katastrophentourismus aus. Statt dessen verbindet die Animeserie das realistische Szenario mit der Geschichte eines Geschwisterpaares, das direkt vom Erdbeben betroffen und auf sich allein gestellt ist. Erzählt wird die Story aus der Sicht des Mädchens Mirai, das ihre Familie – wie alle genervten Teenager – blöd findet und auch sonst mit ihrer Lebenssituation unzufrieden ist. Weil sie sich kurz vor dem Beben noch wünschte, dass alle sterben mögen, empfindet sie nun starke Schuldgefühle.

Der gefährliche Weg nach Hause

Doch im Lauf des Heimwegs und durch die zupackende und gleichzeitig fürsorgliche Art der erwachsenen Begleitung Mari macht die Schülerin Mirai eine Entwicklung durch, während die kleine Schicksalsgemeinschaft sich den Weg durch eine zerstörte Stadt sucht. Da auch die Kommunikationsstruktur weitgehend zusammengebrochen ist, sind Nachrichten spärlich. So treibt auch die Sorge um die Familie und die Ungewissheit die Drei immer weiter voran.

In „Tokyo Magnitude 8.0“ gelingt die Verbindung von Katastrophenszenario und dramatischer Entwicklungsgeschichte auf erstaunliche Weise und ohne zusätzliche übertriebene Effekte. Der ausgeprägte Realismus der Serie verharmlost auch die Folgen des Bebens nicht, schafft es aber gleichzeitig das Leid in für den Zuschauer erträglicher Weise darzustellen. Die Story hat einige überraschende Wendungen in Petto.

Hier zeigt sich die ganze Erfahrung der für die Serie Verantwortlichen: Drehbuchautor Natsuo Takahasi, der den überwiegenden Teil der Folgen schrieb ist ein alter Hase auf dem Gebiet der Anime-Serien („Bleach“, „Romeo x Juliet“, „Chrono Crusade“), die Hauptregie übernahm Masaki Tachibana („Ghost In The Shell – Stand Alone Complex“) und das Ergebnis ist ein außergewöhnliches Anime.

„Tokyo Magnitude 8.0“ überzeugt mit einem realistischen Szenario und einer gelungenen Story aus der Sicht eines jungen Mädchens. Wer Zeichentrick-Serien auch ohne Action, Fantasy und Humor würdigen kann, sollte sich „Tokyo Magnitude 8.0“ nicht entgehen lassen.

Serien-Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

Tokyo Magnitude 8.0
OT: Tôkyô magunichûdo 8.0
Genre: Anime, TV-Serie, Drama
Länge: 248 Minuten (11x 23), J, 2009
Regie: Masaki Tachibana
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Leonine (ehem. Universum Anime)
DVD-VÖ: 24.11.2011
BD-VÖ: 29.03.2019


*kurze Bemerkung zur Schreibweise von Japans Hauptstadt. Auf Deutsch heißt es Tokio, in Englisch Tokyo. Der Titel der Serie ist Englisch, im Text wir die deutsche Schreibweise verwendet.