Ein wenig schleiche ich um dieses Album herum wie die Hyäne auf dem Cover von Riot in the Attics zweitem Longplayer „Those who don’t belong“. Bin mir nicht sicher ob ich ein wandernder Hund bin, oder die Hyäne vielleicht ein Schakal ist? Bin mir nicht sicher, was ein Aufstand auf dem Dachboden so für Auswirkungen hat und kann auch mit der Tagline „The Missing Link Between Stoner Rock and Hard Rock“ wenig anfangen, die sich das Trio aus dem Rheinland auf die Fahnen geschrieben hat. Macht das heutzutage nicht jeder? Auch auf die Gefahr hin, von den markig guckenden Jungs was auf die Glocke zu kriegen: Überzeugt mich.
Es gibt immer wieder Diskussionen, was denn einen guten Bandnamen ausmacht. In irgendeinem Film hat mal einer behauptet, zwei Worte wären ein Erfolgsgarant, so Deep Purple, Led Zeppelin. Frage ist, ob das auch für Soundgarden, Pearljam oder The Cult gilt. Fraglich ist auch, ob nicht „Queens of the Stone Age“ das Konzept Bandnamen ad absurdum geführt haben.
Immerhin lässt sich Riot in the Attic zu einem flotten Akronym verkürzen: RitA. Und RitA rockt auf „Those who don’t belong“ ganz erheblich, weshalb die angeführten Bands nicht vollkommen willkürlich aufgezählt wurden. Immerhin ist „Those Who don’t belong“ das zweite Album des Trios, das seit 2017 zusammen musiziert und ebenfalls noch zwei EPs am Start hat.
Auf dem Dachboden
Immerhin assoziiere ich bei Riot in The Attic eine fette Luftschmiede mit, die 1975 ihre Spielzeuge auf dem Dachboden unterbrachte. Großartiges Album übrigens. Oder ist das Oberstübchen gemeint? Den Rest kann sich jeder selber zusammenreimen.
Apropos Reime, die Texte holen zwar auch eine gehörige Portion Hardrock-Sprech ans Mikro, aber hie und da kommen auch persönliche und eher düstere Themen zum Ausdruck. Zwei Jahre Pandemie gehen nicht unbemerkt an Band und Menschen vorbei.
Geboten wird harter, gitarrenlastiger Rock mit erheblichem Schub und mit musikalischer Versiertheit. Da werden in 10 Tracks breite Spuren in den Schotter gefräst, tiefe Rillen in den Asphalt. Und das Trio rockt variantenreich ab. Ich glaube unbesehen, dass das live eine absolute Bank ist und für schweißtreibendes Headbangen zu gebrauchen ist. Davon kann sich die geneigte Leser- beziehungsweise Hörerschaft auch gerade einen eigenen Eindruck verschaffen, denn die Jungs sind auf Tour (Daten auf den Bandseiten, bei Bandcamp und auch beim Label (das es zwar nicht geschafft hat, die neue Scheibe auf die Labelseite zu bringen, aber Tournews. Kann ja noch kommen.)
Riot in the Attic legen mit „Sin & Wine“ druckvoll los. Und wer auf das distanzierte Gitarrenintro hereingefallen ist, muss jetzt an der Lautstärke nachjustieren. Der Song geht ab, die Vocals sind gedrungen und ein bisschen creepy. So Marke Alice in Chains, frühe Stone Temple Pilots. Zur Bridge hin wird’s schneller. Dann wieder treibend. So geht ein flotter Auftakt.
Körper in Bewegung
„Drag Me Down“ ist dann auf alte Schule Hard Rock Art fetzig, da kommen einem sofort die Deep Purple Klassiker ins Ohr, die über die Landstraße fegen. Die Gitarre kommt bluesig rüber und „Drag Me Down“ ist eine fette Duftmarke. „Soma“ (Part One) ist dann Midtempo-Rock und mit einem sehr catchy Refrain versehen. Nachher bei Song sieben „Soma (Part Two) nimmt die Band das Thema wieder auf, setzt es aber ganz anders um. Als getragene melodiöse Powerballade.
„Wandering Dog“ rockt dann wieder ganz hypnotisch. Die Vocals legen erneut eine andere Klangfarbe und auch einen anderen Stil an den Tag. Aber dazu später mehr. Ein charismatischer, leicht klischeeanfälliger Rocker im klassischen Stil.
Das anschließende Interlude ist eigentlich „nur“ eine Akustik-Gitarrenspur, die auch als Intro für das epische „…and there was dust“ herhalten könnte. Denn jetzt wird’s episch bei Riot in the Attic. Verhaltener Anfang, eruptiver Schub, schwerere Ausklang und in der Folge des acht Minuten-Songs ein stimmiger Wechsel von lauten und leisen Parts. Eher Stoner Rock mit Grunge-Einsprengseln als klassischer Hard Rock.
Auch „All for One“ ist wieder ellenlang und beginnt mit ruhiger Gitarre, hält die Spannung aber ganze 90 Sekunden bis der Song sich entwickelt und innige Gitarrenparts abspult. Eine gelungene, eigenständige, Progressive Nummer. Genau wie das Anschließende „Sand and Water“. Ein wuchtiges Riff am Anfang, dann wird das Tempo rausgenommen und mit viel Atmosphäre ein wuchtiger Rocker zelebriert. Zum Ausklang des Albums gibt es mit „Wildlife“ noch so eine Happy Rock Nummer a la Achtziger Hair Metal Days, wenn die mal bluesig wollten; oder auch frühe Guns’n‘ Roses. Dann ist „For those who don’t belong“ vorbei.
…und dann war da Staub
Restlos überzeugt bin ich nicht, aber ich höre da auch Leidenschaft und Potential. Mit dem Gesang von Gitarrist Dan werde ich nicht immer warm. Zum Teil wirkt mir das zu gewollt. Am überzeugendsten, weil authentischsten, finde ich die Vocal-Performance bei den langen Songs. Die sind vielleicht am wenigsten dazu geneigt, Gesangsmätzchen aufs Tablett zu bringen. Aber Gesang ist wie Sound immer vor allem Geschmackssache. Das mag jede:r anders hören. Und die Doppelbelastung Instrument/ Gesang ist hart genug.
Die Songs dieses Albums wissen großteils zu überzeugen. Weil wohl auf der Gitarre komponiert, setzen viele Stücke mit distanzierter Gitarre ein, bevor es dann auf die Zwölf beziehungsweise in den Takt geht. Da lägen vielleicht noch Möglichkeiten der Variation. Musikalisch ist mir das zweite Album der Band etwas zu bemüht abwechslungsreich. Dabei braucht die Band ihren Sound nicht mehr zu suchen. Riot in the Attic sind für mich am überzeugendsten, wenn die Songs lang sind und es gilt Stimmung und Power zu halten. Dann tritt eine Tightness zu Tage die schon großartig ist.
Mit ihrem zweiten Album „Those who don’t Belong“ legen die Rheinländer Rocker „Riot in the Attic“ nach zwei EPs und dem Album „Dawn“ eine gehörige Schippe nach und liefern deftig ab. Einige Songs wirken zwar, als würden sie nicht dazu gehören, aber das kann auch Motto sein. Hier deuten sich aber hörenswerte Bühnenqualitäten an. Ich bleibe dran.
Album-Wertung: (6 / 10)
Riot in the Attic: Those who don’t Belong
Genre: Stoner, Hard Rock
Länge: 47 Minuten, 10 Songs
Interpret: Riot in the Attic
Label: Monkey Road Records
VÖ: 11.11.2022
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