Ansichten am Donnerstag # 47: Wenn das Netz mit dem Spinnenmann wedelt…

…oder der Schwanz mit dem Hund…Eigentlich wollte ich ja was Schönes und Kluges über die Berlinale 2010 schreiben, da flattert mir diese Pressemeldung ins Haus: „Spider-Man schwingt sich im Juli 2012 in 3D in die Kinos.“ Absurd an der Meldung ist nicht nur der vollkommen belanglose Zeithorizont, sondern eigentlich die komplette Meldung.

Denn in der Folge stellt sich heraus, dass der Sony-Chairman Jeff Blake einfach mal einen Termin bekannt gibt und sein Produkt damit mal wieder souverän in die Schlagzeilen bringt, ohne dass irgendetwas passiert wäre.

enn genau das lese ich in der Pressemeldung- nichts Neues. Bis 2012 fließt noch viel Wasser den Bach hinab, wenn nicht gar die Welt untergeht, wie Roland Emmerich seiner Kommunikation mit dem Majas entnommen hat.
Einen zukünftigen Blockbuster in 3D zu drehen ist auch sowas von naheliegend, dass man darauf eigentlich kaum noch eingehen müsste. Das ist inzwischen „State of the Art“. Wie steht‘s denn nun mit wirklichen Neuigkeiten, die erwähnenswert wären und nicht schon bekannt sind?

Im Gespräch bleiben

Fehlanzeige, denn weder wird näher auf das Drehbuch eingegangen, noch auf die Planung der Dreharbeiten und schon gar nicht auf das Wichtigste an der ganzen Sache: Wer wird denn nun der neue Spiderman? Die Antwort bleibt aus. Das verwundert auch nicht, angesichts der kurzen Zeit, die seit dem Ausstieg von Sam Raimi und der Idee des Neustarts von „Spider-Man“ vergangen ist (Meldung von 12.1.2010).

Jetzt sitz‘ ich hier, „ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor“ (um mal meinen Faust zu zitieren). Hat mich Zeit gekostet, ist keine nennenswerte Nachricht, aber geschickte Öffentlichkeitsarbeit, an der ich mich nun absurderweise auch beteiligt habe.

Man sollte auch das Filmemachen vielleicht schrittweise angehen und zunächst mal abwarten, ob man ein vernünftiges Drehbuch und eine funktionierende Besetzung findet, bevor man sich zum fest eingeplanten Ergebnis der Arbeit äußert. So wird das Pferd doch von hinten aufgezäumt.

Mein Floskelvorrat ist fast erschöpft…und doch hält sich das ungute Gefühl, als Zuschauer bei dieser Wirtschaftsunternehmung auf Glotzvieh reduziert zu werden, dass nur brav seine Eintrittskarte kaufen soll. Traumfabrik sieht anders aus.

Viel Spaß im Kino.

(ursprünglich veröffentlicht bei Cinetrend.de am 11.02.2010)