Ansichten am Donnerstag # 38: Killer-Serien und Serien-Killer

Es ist keine Neuigkeit, dass TV Formate dem Kino inzwischen den innovativen Rang abgelaufen haben. Während man im Kino angesichts der zig millionenschweren Produktionskosten gerne auf kalkulierbaren Erfolg setzt, erlaubt sich das Fernsehen auch mal inhaltlich gewagte Themen und Formate. Gerade TV-Serien haben da erstaunliches Potential.

Sicher, in Deutschland ist das alles mal wieder etwas anders und das Niveau einheimischer TV-Serien ist (2009) größtenteils unterirdisch. Stattdessen mischen die Sendeanstalten hierzulande bei den Filmproduktionen mit und der Kinozuschauer mit Selbstdisziplin findet im Abspann Vermerke über entsprechende, redaktionelle Betreuung. Das ist nicht verwerflich. Doch auch im deutschen Fernsehen kommt Zuschauer in den Genuss grandioser Serien. Manchmal einfach Lichtjahre zu spät, aber besser spät als nie.

„State of Play“ ist das jüngste Beispiel sowohl dafür, dass inzwischen auch das Kino auf Serienformate als Vorlage zurückgreift als auch dafür, dass man hierzulande nicht immer Top-aktuell ist. Erst war die erfolgreiche britische Miniserie, dann kam der adaptierte, starbesetzte Kinofilm. Ausgestrahlt und mit Preisen überhäuft wurde die Serie in England schon 2003. In Deutschland lief die Serie erst fünf Jahre später auf dem Kulturkanal ARTE. Da waren die Hollywood-Studios schon mit der Planung der Kinofassung beschäftigt.

Von der Serie zum film zum Home-Entertainment

Nun schwappt im Zuge der Nachverwertung des Kinofilms die TV-Serie als DVD wieder ins Blickfeld der Öffentlichkeit. Zum Glück, meint der Rezensent, denn das TV-Juwel hat jeden einzelnen Zuschauer verdient. Doch nun ist der Verwirrung Tür und Tor geöffnet: es kommt zur namentlicher Verwirrung und Verwechslungen von Daten, Schauspielern und Zusammenhängen. Doch damit muss man sich heutzutage als Medienaffiner Mensch sowieso herumschlagen, denn überall lauert das Spiel zum Buch zur CD zur Serie, zum Film. Und bestellt man dann das Spiel, muss man sich noch durch den Dschungel der Plattformen kämpfen.

Das soll jetzt keinesfalls als Jammern aufgefasst werden: Ich begrüße die mediale Vielfalt und kann mit einem Überangebot besser leben als mit chronischem Mangel. Und schließlich schützt uns, die als „Experten“ gelten, auch nichts und niemand vor der Reizüberflutung. Und ich gestehe gerne ein, dass ich jede gut gemachte (auch billig produzierte) TV-Serie einem Hochglanz-Kinofilm vorziehe.

Viel Spaß im Kino.

(ursprünglich veröffentlicht bei cinetrend.de am 27.08.2009)