Ansichten am Donnerstag # 28: Korea-Wochen

Es kommt nicht häufig vor, dass mehrere koreanische Filme gleichzeitig in den deutschen Kinos starten, doch in dieser Woche (2009) tritt der Fall ein:

„Secret Sunshine“ (2007) und „This Charming Girl“ (2004) wurden beide in Südkorea produziert und gefilmt und beweisen, mal wieder, was Eingeweihte sowieso wussten. Der koreanische Film steht der internationalen Konkurrenz in nichts nach. Auch diverse Action-Spektakel, die inzwischen von der Traumfabrik Hollywood neu aufgelegt wurden, haben das große Potential der koreanischen Filmindustrie längst bewiesen.

Doch all diese Beispiele kommen aus den kapitalistischen Süden des Landes, während im kommunistischen Norden das Leben die absurdesten Komödien schreibt. Natürlich braucht man eine Menge Humor um Film-Urgestein und Star-Regisseur Kim Yong Il in all seiner Genialität würdigen zu können.

Realsatire und Künstlerische Leere

Man sagt Il nach, er würde sich am Set häufig wie ein Diktator aufführen, der alles und jeden in den Dienst des Films stellt, um ein authentisches Ergebnis abzuliefern. Schließlich geht es um die Idee. So erstaunt es auch nicht, dass sich der Filmschaffende momentan von der Film- und Fangemeinde missverstanden fühlt und ganz wie andere missverstandene Genies der Traumfabrik den Rücken kehrt.

Collin Farrell hatte dereinst geschworen, nie wieder in einem Hollywoodstreifen mitzuspielen, weil es bei den überteuerten Filmprojekten um alles Mögliche gehe, nur nicht um Filmkunst. Viggo Mortensen tut es ihm nun (vielleicht) nach und hängt seine Karriere gleich ganz an den Nagel. Die Kohle brauche er schließlich nicht mehr, und ihm sei seit über einem Jahr kein vernünftiges Drehbuch mehr angeboten worden.

Da hat Kim Yong Il es leichter, er steht hinter der Kamera, hat alle Fäden in der Hand und ist einer der unabhängigsten Autorenfilmer schlechthin. So steht nicht zu befürchten, dass der in letzter Zeit etwas kamerascheue Il keine Filme mehr drehen würde, nur weil man sein Werk international verreißt.

Uns würde auch etwas fehlen. Wer käme sonst heute noch auf die grandiose Idee, einen Satelliten ins All zu schicken, der nicht nur Messdaten senden soll, sondern auch revolutionäre Lieder. Dagegen verblassen auch renommierte sudkoreanische Filmprojekte.

„Brüder zur Sonne zur Freiheit…“

(ursprünglich veröffentlicht bei cinetrend.de am 16.04.2009)