Mit ihrem zweiten Longplayer „Monsters of Reality“ kredenzen die Thüringer Rocker der Hörerschaft einen Mix aus diversen Spielarten des Hard Rock mit weiblichem Gesang. Quasi ein Konzeptalbum – beziehungsweise eines mit einem roten Faden. Oder auch: „Götter und Monster aus dem Märchenwald“. „Monsters of Reality“ erschien Anfang Oktober auf Ponyphone Records.
Das Leben ist kein Ponyhof möchte man da floskeln, aber das Label wird vom Gitarristen der Goddys, Phillip Schwabe, betrieben. Der ist auch so etwas wie der Mastermind der Truppe, in der seine Schwägerin Emma Schwabe den Gesang übernimmt. Neben Gründungsbasser Michael Rudolph sind noch zwei Neuzugänge dabei. Seit dem Debüt „Ambrosia“ (2019) gibt‘s einen neuen Schlagzeuger, Hannes Kohler, und zusätzlich einen Keyboarder, David Schreiber.
Das zweite Harmonie-Instrument zu ergänzen, ist durchaus naheliegend. Immerhin waren auf „Ambrosia“ auch mal Soundteppiche zu hören, die mit nur einer Gitarre live schwer zu reproduzieren wären. Die Doppelleads von Gitarre und Keys sind dann auch eine Bereicherung des Bandsounds.
Hard Rock mit heidnischen Einflüssen
Die Goddys bewegen sich aber immer noch im selben musikalischen Geläuf: Klassischer Hard Rock mit Einflüssen von Stoner, Doom, Psychedelic und Pagan. Der weibliche Gesang rückt die Band in die Nähe solcher Acts wie Blues Pills, The Neptune Power Federation oder auch Sienna Root. Allerdings kommen die Goddys rockiger daher.
„Monsters of Reality“ hat nach Bandaussage als thematischen Zusammenhang die Ansammlung jedweder Ungeheuer, die einem im Alltag über den Weg laufen. Produziert wurde im hauseigenen Studio in der Thüringer Fachwerkstadt Schmalkalden. Und vielleicht ist die mythologische Prägung der Band auch geografisch bedingt. Immerhin ist der Thüringer Wald als „Märchenwald“ für diverse Filmaufnahmen genutzt worden und die örtliche Folklore mag reichhaltig sein. Aber Schmalkalden liegt auch in Kerngebiet der Reformation, aber ich schweife ab.
„Monsters of Reality“ hat in rund 50 Minuten 11 Songs zu bieten, die Hard Rock ausformulieren und zelebrieren. Der Opener „Monster“ kommt eher schwer und schleppend daher und mündet in einen mehrstimmigen Refrain. „Dead Man“ zieht das Tempo stonerrockend an und zeigt erstmals das Potential, wenn Keys und Gitarre zusammen lospreschen. „Emperor“ beginnt verhalten, will ausbrechen und wird doch immer wieder gezügelt. Der „Caveman“ hüpft um die urzeitliche Feuerstelle und groovt dabei ordentlich.
Echte Monster aus dem Märchenwald
„Oddkilla“ wurde bereits vorab als Single ausgekoppelt und gehört zu den Highlights des Albums. Eine treibende Uptempo-Nummer mit catchy Refrain und ruhigem Break. „Mash Head“ kommt dann keyboardlastig und sehr klassisch rockend daher. Am Ende klingt es dann mit Gepfeife aus, das irgendwo zwischen Spaghetti Western und dem Skorpionwinden aus Hannover angesiedelt ist. „Yeast Beast“ hat dann eine wirre Rhythmik mit diversen Parts zu bieten, die von der Band sportlich gemeistert werden und in einem Gitarrensolo landen, das an Kinderlieder erinnert.
„Brother“ kommt dann melodiöser und getragener daher, geht in das stampfende sich langsam aufbauende „Tentacles“ über. „Wave“ bricht ein wenig aus dem Gesamtsound aus, beginnt minimalistischer und das Schlagzeug setzt erst nach einer Minute ein. Dann steigert sich die Dynamik langsam aber stetig. Das abschließende „Joker“ setzt soundmäßig ähnlich an, entwickelt sich aber eher elegisch in eine getragene, epische Richtung mit mehrstimmigen Vocals.
Höhlenmenschen, Tentakel und Hefebiester
Ich tue mich schwer mit den Goddys, aber das ist vor allem Geschmackssache und liegt im Wesentlichen am Sound der Band. Es geht mit dem Bandnamen weiter mit dem ich nix anfangen kann. Eine Wortschöpfung aus God (Gottheit) und Dys (Abweichung von der Norm), die zusammengenommen klingt wie der Name eines Kuscheltiers. Auch finde ich weder das Divine noch das Abnorme im Sound wieder.
Handwerklich hat es das Quintett aus dem Thüringer Wald locker drauf. Die Produktion ist auch gut, aber ich bevorzuge für diese Art der Musik mehr Klarheit und weniger Rumble. Die Leadvocals sind prägend und ein starkes Markenzeichen des Bandsounds. Anders sieht es mit den weitern Vocals und Gesangsharmonien aus, die eher lasch rüberkommen. Auch die Arrangements nehmen (quasi konsequent) andere Abzweigungen als ich bevorzugt hätte. Aber ich mache die Mukke auch nicht, ich höre nur. Vielleicht ist mir insgesamt das „folkloristische“ Element zu befremdlich, denn ich höre durchaus prägende „Pagan“-Rock-Elemente, die schlicht nicht mein Ding sind.
Goddys liefern mit ihrem zweiten Album „Monsters of Reality“ eine handwerklich gelungene Hard Rock Album ab, das von den weiblichen Leadvocals getragen wird. Mit den Pagan-Rock Einflüssen ist dem Quintett auch ein (teutonisches) Alleinstellungsmerkmal zu eigen. Wer Spaß daran findet, an Samhain, dem heidnische Halloween, im Thüringer Märchenwald ums Feuer zu tanzen, sollte ein Ohr riskieren.
Album-Wertung: (6 / 10)
Goddys: Monsters of Reality
Genre: Hard Rock
Länge: 48 Minuten, 11 Song, D, 2022
Interpret: Goddys
Label: Ponyphone Records
VÖ: 07.10.2022
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