Scream of the Butterfly: The Grand Stadium

In der Tat: Mit ihrem dritten Album „The Grand Stadium“ beweisen die Berliner Rocker „Scream of the Butterfly“ dass sie mehr als bereit sind für die ganz großen Bühnen dieser Welt. Vielleicht macht es sich das Quartett mit seiner klassischen progressiven Rockmusik nicht gerade einfach in dieser aufgeregten Welt, aber die Band hat sich entwickelt und Einiges zu bieten. Kein Grund sich zu verstecken. „The Grand Stadium“ ist eine so selbstbewusste Platte wie ich sie lange nicht mehr in der Rotation hatte.

Nun aber nicht großes Ego und laute Töne mit Selbstbewusstsein gleichsetzen. Sondern im Gegenteil: Mit gelassener Eleganz beginnen Scream of the Butterfly ihr drittes Album mit einem Orgelintro, das vor allem melodisch ist. Anschließend geht es riffig weiter und auch gleich mit den ersten Breaks und ruhigeren Passagen.

Scream of the Butterfly brauchen niemandem mehr etwas zu beweisen. Nach zwei starker Alben, die ebenfalls bei Red Revolver veröffentlicht wurden, haben die Berliner ihren Sound längst gefunden. Ich lese zwar immer wieder von Grunge- und 90th –Einflüssen, kann das aber nur bedingt nachvollziehen.

Die Wurzeln dieser Band liegen eindeutig im Progessiven Rock zu Beginn der 1970er, wahlweise britischer Prägung. Emerson Lake and Palmer, Uriah Heep und Konsorten. Eventuell kommt bisweilen noch ein bisschen Triumpf dazu, was die ausgesprochen gefälligen Melodien angeht. Aber da hört jede:r auch das raus, was ihn oder sie bislang geprägt hat.

Bereit für die große Bühne

Auffällig ist, das sowohl „Ignition“ (2017) als auch „Birth Death Repeat“ (2020) soundmäßig deutlich rockiger und schwerer ausgefallen sind. Auf „The Grand Stadium“ hat die Band die bratzenden Gitarren zugunsten eines ausgewogeneren Sounds getauscht. Das mag sich an dieser Stelle wenig einnehmend lesen, führt aber in der Hörpraxis zu einem deutlich breiteren Klangspektrum, das sich Scream of the Butterfly erarbeitet haben, ohne ihre Kernkompetenz aufzugeben.

„The Grand Stadium“ geht immer noch ab, rockt und groovt und die klare Röhre des Keyborders und Sängers kann im internationalen Vergleich locker bestehen. Das gesamte Album überzeugt ohne Füllmaterial, selbst wenn ich kein ausgewiesener Balladenfreud bin.

Nach dem Orgelintro „The Keen-Eyed Man“ geht es mit Sinking Merry-go-round“ weiter. Ein rockiges Funkriff trägt den Song und führt zu einem ohrwurmmäßigen Refrain. Im Mittelteil kommt dann die Orgel mit beinahe klassichen Sounds daher. Das Karrussel dreht sich weiter. „Ain’t no Living“ rockt flott weg und ist simpel und kraftvoll.

„Hallway of a Thousand Eyes“ ist wieder melodiöser. Hier übernimmt der Bass eine führende Rolle und treibt dem Track an und hält ihn zusammen. „Dead End Land“ kommt ziemlich proggy daher und deutet melodiös schon mal in ruhiger Gefilde an. Diese werden dann mit der Ballade „Now, Then and Nowhere“ endgültig erreicht. Der Song ist stimmig und gestanden, selbst wenn das nicht so mein Ding ist. Originelle Balladen zu schreiben ist auch echt schwer.

Musikalität trifft herausragende Produktion

„Every Mile She’s Gone“ beackert wieder groovendes Terrain und rennt jeder Meile nach, die sie schon weg ist. Coole Nummer. „Sweet Adeleine“ rockt dann gleichfalls wieder direkt nach vorne. Was soll ich noch sagen? „Say your Name To Me“ beweist ebenfalls eindrücklich, dass Scream oft he Butterfly ihr Handwerk verstehen und genügend Soul haben, um ihren Rock mit Leben zu füllen.

Zum Abschluss gibt’s mit „That Heavy Burden“ ein Highlight des Albums. Der Song fängt bluesig an, geht so ein bisschen in Doors artige Honky Tonk Stimmung über und wird von einem feinen Refrain gekrönt, der schon fast wieder Understatement ist, so zurückgenommen das klingt. „Come and Take it Easy, and do the things you like“ könnte auch als Motto über der gesamten Angelegenheit stehen. Die großartige Produktion hebt das Ganze dann zusätzlich auf ein außergewöhnliches Niveau.

Wenn sich da kein internationaler Druchbruch anbahnt, weiß ich auch nicht. Seit den Scorpions wissen wir ja, dass der (Rock)-Prophet im eigenen Land weniger gilt als in der Fremde. Konsequenter Weise sind Scream of the Butterfly auch zunächst in Großbritannien auf Tour. Da weiß man diesen zeitlosen, klassischen Rock nämlich seit je her zu schätzen.

Mit ihrem dritten Album „The Grand Stadium“ etablieren sich die Rocker von Scream oft he Butterfly als deutsche Fackelträger des klassischen progressiven Hardrock. Unbedingt anchecken, wenn es halbwegs in den eigenen Musikzirkus passt. Starke Scheibe, tolle Songs und keine Angst vor leisen Tönen und musikalischem Wachstum. Wie gesagt, lange nicht mehr so ein selbstbewusstes Album gehört.

Album-Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

Scream of the Butterfly: The Grand Stadium
Genre: Classic Rock, Heavy Rock, Progressive rock
Länge: ca. 35 Minuten, 10 Tracks, D, 2022
Interpret: Scream of the Butterfly
Label: Red Revolver Records
Album-VÖ: 09.09.2022

Scream oft he Butterfly Bandseite (mit Tourdaten)
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