Ansichten am Donnerstag #8:“Inspektor gibt’s kan!”

Ausnahmsweise geht’s diesmal nicht um die große Leinwand, sondern um TV-Produktionen. Ja, auch da gibt es Perlen. Seit dem Serien-Boom der Nuller Jahre sogar etliche. Ist auch nicht weiter verwunderlich, denn eine Serie hat den unschlagbaren Vorteil, die Charaktere und inzwischen auch die Handlung über einen langen Zeitraum entwickeln zu können.

Im Kino ist das nur bedingt machbar und auch gar nicht gewollt. Das gibt das Medium nicht her. Außer vielleicht bei “Harry Potter” oder “Freitag dem 13.”.

Doch wirklich vergleichbar mit grandiosen Serien wie “Heroes” oder “Prison Break”, “ER”, den “Simpsons” oder “Dr. House” ist das nicht. Die Geburtshelfer- Ehrenmedaille in Punkto TV-Serien gebührt David Lynch, der mit “Twin Peaks” das Format gesprengt und neu positioniert hat. In der Folge hat sich das Serienformat gemausert und Kinoproduktionen in Punkto gesellschaftlicher Relevanz teilweise den Rang abgelaufen.

Doch auch früher gab es schon gute TV-Serien. Gestern war er wieder unterwegs: Kottan, der Antiheld mit seiner anarchisch-dilettantischen Polizeitruppe. Selbstredend “Gibt’s kan Inspektor”. Schließlich ist der Gute Major. Handlung gib’s a net, oder nur vorgeschobene. Gerade deshalb, oder trotzdem, hat “Kottan ermittelt” es überhaupt in die Serienproduktion geschafft. Heutzutage erneut betrachtet, muss auch der geneigte Zuschauer eingestehen, dass es Längen gibt. Aber der absurde, häufig Monty-Phython-hafte Humor gleicht das alles wieder aus.

Die Ehrenmedaille für die Entwicklung moderne TV-Serien

Das Problem der so empfundenen Längen oder filmischen Unzulänglichkeiten haben auch alte Filme: Die Sehgewohnheiten haben sich einfach geändert und die actionhafte Schnittfolge der Musikvideos hat sich als bis ins nicht mehr Steigerbare durchgesetzt. Läuft heute irgendwo ein Klassiker, so ist der Zuschauer in der Situation, sich erstmal die alte Filmsprache erschließen zu müssen.

Es hilft auf jeden Fall, wenn man eine emotionale Beziehung zum dargestellten Gegenstand hat, oder aufbauen kann. Kannte ich früher mal, finden meine Kumpel gut, hat mir der Videothekar meines Vertrauens ans Herz gelegt, reicht schon völlig aus. Der Rest ist dann Ausprobieren und Schauen, ob’s noch fasziniert. Es empfiehlt sich auch nur bedingt, direkt vorher “Natural Born Killers” oder “Jumper” anzuschauen.

Nicht alles Alte ist langweilig, nicht alles Neue ist spannend. Zeit für eine Gegenbewegung, Zeit für Entschleunigung. Der Major macht das schon.

Viel Spaß im Kino.

[Ursprünglich veröffentlicht bei cinetrend.de am 24.04.2008]