Ansichten am Donnerstag # 07: “Zur Lage der Filmnation”

Es ist (im Jahr 2008) schon etwas her, dass kulturpessimistische Äußerungen zur Situation des deutschen Films zu lesen bzw. zu hören waren. Die frohe Botschaft “Der deutsche Film lebt.”, gab es zuletzt anlässlich der Preisschwemme für “Das Leben der Anderen” (2006). Vorher waren da offenbar keine Anzeichen von Vitalität auszumachen. Alles Quatsch.

Einen guten Beleg dafür, dass solche Wasserstandsmeldungen vollkommen überflüssig und nutzlos sind, liefert der aktuelle Kinomonat (April 2008). Mit professioneller Miene hatte ich die Kinostarts des April als langweilig abgespeichert. Im Vergleich mit den Vormonaten, in denen wöchentlich mehrere Blockbuster und Star-durchseuchte Filmabenteuer über die Leinwand flackerten, ist dieser Monat eher übersichtlich.

Der deutsche Film

Die Oscar-Kandidaten, die sich in den letzten Wochen gegenseitig die Zuschauer klauten, sind durchgenudelt. Auf der Leinwand wird wieder Platz frei. Es gibt viele Filmstarts deutscher Produktionen, und die Bandbreite ist enorm: “Der roten Baron”, “Hanami”, “Am Limit”, “Die Welle”, “Vineta, “Urmel voll in Fahrt”, “Das Verhör”, “Chiko”, “Khadak”, “Hardcover”.

Den internationalen Vergleich braucht keine dieser Produktionen zu scheuen. Was unterscheidet der “Roten Baron” von “Pearl Harbor”? Vielleicht ein paar Millionen Kosten, schlechte Kritiken haben beide bekommen. Das will einfach nur bunte Unterhaltung sein, was gibt’s daran auszusetzen?

Was ist Phase, Hase?

Ja, denkt da der Kulturpessimist, da hat der deutsche Film gerade wieder eine gute Phase erwischt. Nein, halte ich dagegen, das ist ein Dauerhoch. Die Diskussion um das Renommee des Deutschen Films ist total obsolet. Es gab und gibt immer wieder gute, sehenswerte heimische Filmproduktionen.

Und seit langen Jahren ist das Niveau in allen Sparten so hoch, dass es im internationalen Vergleich keine Qualitätsunterschiede mehr gibt. Sicher, Produktionskosten und Starpräsenz fallen in Hollywood gigantischer aus. Na und? Hierzulande ist alles gegeben, um langfristig und konstant Filme zu produzieren, und das schon seit einiger Zeit.

Das Leben der Anderen

“Das Leben der Anderen” war keine Ausnahme, es ist die Regel. Und das Output deutscher Produktionen ist konstant. “Vineta” ist 2006 gedreht, “Das Verhör” und “Khadak” ebenfalls, “Am Limit” tingelt schon seit einem Jahr über Festivals. Und da liegt der eigentliche Knackpunkt. Wieso bekommen wir diese Filme nicht früher präsentiert. Schaffen wir, die Zuschauer und Kinogänger nicht die richtige Nachfrage? Wollen wir vielleicht nur Hollywood-Schinken sehen? Oder werden wir bevormundet?

Viel Spaß im Kino.

[Ursprünglich veröffentlicht auf cinetrend.de am 17.04.2008]