
Neulich am Strand, ja am Stand, fragt mich ein Freund nach den besten Filmen, die ich letztlich gesehen habe. Wie immer fällt mir spontan kaum was ein und ich wühle sorgfältig in meiner Erinnerung. Da kitzelt er mich intellektuell mit seiner “Top 5 Liste” und bei mir ist der Ofen erstmal aus. Spontane Bestenlisten widerstreben mir. Ich bin froh, wenn ich keinen vergesse und unter 50 bleibe. Doch genau in der Beschränkung liegt der Reiz, meint mein Freund.
Das Phänomen Top 5 Listen gab es sicher schon immer, aber gehäuft und mit wahrer Meisterschaft eingesetzt tauchen die Listen in Nick Hornbys “High Fidelity” auf – gibt es auch als sehenswerten Film (2000, mit John Cusack). Die Typen in dem Plattenladen stellen andauernd Top 5 Listen zusammen. Die fünf schlechtesten Metal Songs, die fünf albernsten Albumtitel des Soul, die fünf besten Balladen von gehandicapten Personen…sowas in der Art. Und Hornby kann das wirklich sehr unterhaltsam. Ich nicht.
Da fällt mir immer “Hard Core Logo” ein, wo die Jungs sich die Zeit während einer langen Nacht auf der Straße mit einem Spiel vertreiben: Bester Name für eine kanadische Punk-Band, die es niemals gab. Jeweils beginnend mit dem Endbuchstaben der vorangegangenen Nennung.
Die Liste als Identiätsstiftung
Top 5 Listen sind auch so ein Zeitvertreib und sagen wenig über die Kultur an sich aus und wenig über die Kompetenz des Aufstellers. Natürlich ist es immer schön, wenn man mit subtilem Insiderwissen glänzen kann und sein Gegenüber verwirrt, aber der eigentliche Sinn von Top 5 Listen ist der spontane Moment, der – kurz gebrochen durch alibi-mäßiges Nachdenken – nur eine Momentaufnahme der eigenen Befindlichkeit ist und bleibt.
Selbst ewige Bestenlisten verändern sich – zumindest bei mir – im Lauf der Zeit und je nach Gemütslage. Der zweite wichtige Aspekt von Listen ist die thematische Beschränkung. Daraus ergibt sich ein Teil des Juxes. Nur Filme mit Blinden, Nur Streifen aus 1984, Movies mit Songs von den Red Hot Chili Peppers. Sucht euch was aus.
Ich habe das geübt und bin auch schon besser geworden, aber irgendwas in mir sträubt sich gegen diese Art zu denken. Doch was soll das ganze Schwadronieren, wenn ich jetzt keine Top 5 Listen raushaue? Also, für den Sommer und damit ihr etwas habt woran ihr euch reiben könnt:
3 x Top 5 (Die gehen an Felix)
Film-Highlights 2008, erstes Halbjahr:
“No Country For Old Men” 2. “There Will Be Blood” 3. “King of California” (erst 2008 gesehen) 4. “Herr Vig und die Nonne” 5. “Interview”
Alltime Faves (momentan):
“Hard Core Logo” 2. “Matrix” 3. “Dark Star” 4. “Planet der Affen” 5.“Das Leben des Brian”
Filme, die ich Dennis Hopper als Regisseur machen lassen würde, wenn ich Geld hätte und Steve Buscemi mitspielt
Egal Dennis, mach was du willst, Hauptsache Steve spielt mit 2. “Don Quichote” in einer modernen Version 3. “On the Road” von Jack Kerouac 4. “Schon tot” von Denis Johnson 5. “In Wassermelonen Zucker” von Richard Brautigan.
Viel Spaß im Kino und mit euren eigenen Listen.
(ursprünglich veröffentlicht bei Cinetrend.de am 03.07. 2008)