I Am Zlatan: Ausweg Ballsport

Der Swede Zlatan Ibrahimovic zählt zu den Ausnahmeerscheinungen des internationalen Profifußballs. Aktuell geht der 40jährige in eine weitere Profi-Saison für einen europäischen Spitzenclub. Das ist Außergewöhnlich und so verwundert es nicht, dass „Ibra“s junge Jahre nun zu einem Spielfilm geworden sind, der auf seiner Autobiografie beruht. Eurovideo veröffentlicht den Film Angang September 2022 für das Home-Entertainment.

Als Kind wächst Zlatan Ibrahimovic mit seiner Schwester in einer geschiedenen Ehe auf. Der Junge (Dominic Andersson Bajraktati) hat enormen Bewegungsdrang und legt sich auch schon Mal mit älteren an. Doch dann ist es Zlatan Leid, bei dem Gekicke im Tor zu stehen. Er kommt hach hause und verkündet: „Ab morgen spiele ich Eishockey.“

Dazu kommt es dann doch nicht und als Feldspieler bei einer anderen Mannschaft läuft es für Zlatan besser. Doch wieder eckt er mit seiner Disziplinlosigkeit an und scheint nicht ins geordnete Team zu passen. Erst als ein neuer Mitschüler, der ebenfalls aus dem ehemaligen Jugoslawien stammt, von seinem Verein „FBK Balkan“ erzählt, fühlt sich Zlatan zugehörig.

Malmö, Rosengard, 1990

Doch erst als die Kinder zu dem Vater ziehen müssen, spielt der Junge auch für Balkan. Sein Vater (Cedomir Glisovic) ist kaum fürsorglich und die Kids sind oft auf sich gestellt. Zlatans Schwester zieht irgendwann wieder zur Mutter, Zlatan bleibt um zu kicken.

Irgendwann zahlen sich die Begeisterung und das Talent aus. Jahre später steht Zlatan Ibrahimovic bei Ajax Amsterdam unter Vertrag und wird nach durchwachsenen Leistungen als Fehleinkauf betitelt. Der talentierte Fußballer steckt in einer Sinnkrise als er einen anderen Manager kennenlernt.

Erzählt wird die Kindheit und Jugend von Zlatan Ibrahimovic Granit Rushiti) in Ruckblenden von eben jenem Zeitpunkt im Jahr 2004, als er bei Ajax höchst unzufrieden ist und auch kaum noch zum Einsatz kommt. Einen Ähnlichen Zeitraum umfasst auch die Doku „Zlatan – Ihr redet, ich spiele“ die anlässlich der Fußball-Euro 2016 veröffentlicht wurde. Weil die Karriere Ibrahimovics mit dem Wechsel weg aus Amsterdam erst richtig Fahrt aufnahm, ist der Zeitpunktauch wenig verwunderlich.

Amsterdam, 2004

Das Drehbuch stammt auch von Co-Autor David Lagercrantz, der bereits zusammen mit Ibrahimovic die gleichnamige Autobiografie verfasste. Die Dramaturgie ist die einer Erfolgsgeschichte. Doch darin ist auch ein Sozialdrama enthalten, der Sohn jugoslawischer Einwanderer wächst in einem eher problematischen Stadtteil von Malmö auf. Durch den sportlichen Erfolg gelingt es aus dem engen Milieu auszubrechen. Das ist im Wesentlichen auch die Story (fast) alle schwarzen Boxer aus den USA.

Selbstredend bleibt bei der Erzählstruktur auch Kritisches auf der Strecke oder wird nur angedeutet. Dennoch nimmt sich Regisseur Jens Sjögren („Hanna Svenson – Blutsbande“) auch die Zeit um zu zeigen, dass Zlatan durchaus ein schwieriger Mensch ist. Als Zuschauer:in kommt man nicht umhin, sich zu fragen, ob die im Film nahegelegte Veranlagung zu aufbrausendem Temperament nicht auch das Klischee des feurigen Südlanders ist. Vom Vater übernommen, vererbt oder erlernt? Wer will das beurteilen.

Sein Temperament steht Zlatan oft genug genauso sehr im Weg wie es ihm zu großem Selbstvertrauen und dadurch zu sportlichen Hochleistungen führt. Von den beiden Darstellern des Zlatan wird das intensiv und authentisch auf den Punkt gebracht. Allerdings ähneln sich die Szenen, in den vor allem der kindliche Zlatan Probleme in der Schule oder mit Trainern hat doch erheblich. Da wäre im filmischen Sinne etwas mehr „Entwicklung“ wünschenswert gewesen.

zlatanisieren = stark dominieren (schwedisches Wörterbuch)

So hat „I Am Zlatan“ einige Längen und kommt nicht an die ähnlich angelegte aber deutlich gelungener Sportlerbiografie „Borg vs. McEnroe“ (2017) von Regisseur Janus Metz heran. Dennoch gelingt es „I Am Zlatan“ oft mit der Inszenierung von fußball-Szenen zu begeistern. Das ist keineswegs dargestellt wie in der TV-Übertragung der Champions League, sondern realistisch als Bolzplatz-Vergnügen von Kindern und Jugendlichen. Hochenergetisch und oft genug ein bisschen unkontrolliert.

Das Biopic „I am Zlatan“ hat seine sehenswerten Momente. Häufig dann, wen es tatsächlich ans Kicken geht. Auch als Milieustudie hat der schwedische Spielfilm gute Ansätze und letztlich kann der fiktionalisierten Superstar vielleicht auch eine Vorbildfunktion für Nachwuchsfußballereinnehmen. Die Dramaturgie des filmischen Porträts ist allerdings herkömmlich und wenig überraschend, auch wirken einige der Sequenzen aus der jugendlichen Phase redundant.

Film-Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

I am Zlatan
OT: Jäg er Zlatan
Genre: Biopic, Sport,
Länge: 100 Minuten, S, 2021
Regie: Jens Sjögren
Darsteller: Granit Rushiti, Cedomir Glisovic, Dominic Andersson Bajraktati,
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Telepool, Eurovideo
Kinostart: 19.05.2022
EST: 25.08.2022
DVD-& BD-VÖ: 01.09.2022

Wikipedia-Eintrag zu Zlatan Ibrahimovic