Thulsa Doom – Ambition Freedom: Album Review

Thulsa Doom sind scheinbar eine Institution in der norwegischen Rockszene. Laut Beipack-Zettel sind die ersten beiden Alben der Band sehr einflussreich gewesen und ein Album wurde sogar mit norwegischen Musikpreisen ausgezeichnet. Nun gibt es ein neues Album des Fünfers aus Trondheim. Das zweite nach einer längeren Pause. „Ambition Freedom“ erscheint bei Stickman Records und beginnt sehr ambitioniert. Wie weit der Wille zur musikalischen Freiheit reicht, wird sich zeigen.

Thulsa Doom haben sich augenscheinlich nach dem bösen Zauberer aus Robert E. Howards „Conan“-Abenteuern benannt und da es die Band seit 2002 gibt, tragen sie ein eingetragenes Warenzeichen im Bandlogo. Das mag genauso als Witz gedacht sein wie die doomigen Künstlernamen der Mannen aus Trondheim, Norwegen; mag aber auch erst gemeint sein, um sich von verblichenen New Yorker Hardcore Bands und texanischen Metallern abzugrenzen.

Der überwiegende Teil der Band musiziert zusammen auch noch in den Bands „The Cumshots“ und „Black Debbath“. Als „Thulsa Doom“ legte die Band 2001 ihr Debut-Album vor, gefolgt von zwei weiteren Alben. Dann gab es eine kreative Pause von 2005 bis 2017, als man sich in Originalbesetzung wieder zusammenfand. Scheinbar war die erste Bandphase deutlich heavier und „Stoner Rock“-lastiger als das aktuelle musikalische Schaffen. Ich sage scheinbar, denn Thulsa Doom sind in ihrer bisherigen Existenz an mir vorbeigerauscht.

„Ambition Freedom“, der aktuelle, gut 40minütige Longplayer beginnt mit einem 10minütigen Opener, der solide harten, psychedelischen Bluesrock performt, mehrere gelungenen Parts aneinanderreiht und in seiner Sechziger-Attitüde gefällt. Anschließend geht’s mit dem Thin Lizzy-Klon „Man with Ambition“ weiter, der trotz der oder wegen seiner Nähe zu klassischen Lizzy-Sounds zu gefallen weiß. Ein bisschen wird hier das Prinzip der „Lady Ninja“-Auskoppelung vom vorangegangenen Album kopiert.

Song Nummer drei geht dann ist Glam-Rock Gefilde über, zelebriert eine Turbonegro-nähe und mehrstimmigen Chorus. Nicht so ganz mein Ding, aber als Song gelungen. Bei „Easy, Lord“ wird’s dann sehr hymnisch und ehrlich gesagt gehen mir die Keyboards gehörig auf den Senkel, zuviel Pomp. Weder das Break noch der Endteil überzeugen. „All the other Records“ geht dann gut ab und treibt die Angelegenheit wieder nach vorne.

Das schwere „Crucifixion Nails“ und die elegische „Parade of the Obese“, die dann doch nicht richtig aufmarschiert, sowie das abschließende härter rockende „Locked in on a Behavior“ fangen allesamt verheißungsvoll an, verdaddeln sich dann aber in der Mitte und verlieren den geneigten Hörer bevor es auf die Zielgerade geht. Vielleicht mischen Thulsa Doom hier zuviel von allem? Vielleicht sind die Tracks eher als Live-Jam, denn als Album-Song zu gebrauchen? Vielleicht verstehe ich die Band nicht?

Musikalisch ist „Ambition Freedom“ sehr offen und abwechslungsreich im „Hard Rock“-Bereich verortet und obwohl Hörer:innen die Vorbilder klar definiert heraushören können, wirkt das Ganze nicht sonderlich Retro, sondern schon modern und zeitgemäß. Im musikalischen Ansatz sind Thulsa Doom“ den schwedischen „Soundtracks of our Lives“ beziehungsweise deren Vorgängerband „Union Carbide Productions“ trotz anderer Einflüsse deutlich näher als Trondheims one and only „Motorpsycho“. Verspieltheit ist da und auch das Potential flüssiger Songs, nur kommen „Thulsa Doom“ dabei nicht so auf den Punkt beziehungsweise in den Groove wie „The (International) Noise Conspiracy“ auf ihren letzten Alben bevor Dennis Lyxzén wieder bei „The Refused“ an Bord ging.

Bei aller Liebe zur dargebotenen Musik und den unbestreitbar erkennbaren Fähigkeiten verliert sich „Ambition Freedom“ über Albumlänge in Belanglosigkeit. Früher hatten Rockalben eine gewisse dramatische Struktur. Das kann man nun altbacken finden. Thulsa Doom packen die wirklich starken Songs an den Anfang und die zweite Hälfte des Albums kann da definitiv nicht mithalten. Das liegt an den nicht ausgereiften Ideen und Songstrukturen, die ins Plätschern geraten. Für eine Genrenische, die sich nach wie vor über den Albenmarkt definiert ist das schlicht zu wenig. Wer soll hier denn wegen zwei herausragender Songs zuschlagen, wenn es regelmäßig so viele herausragende und durchgehend gute Alben gibt?

Album-Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

Thulsa Doom – Ambition Freedom
Genre: Musik, Hard Rock, Stoner,
Länge: 41 Minuten, N, 2021
Interpret: Thulsa Doom
Label: Duplex Records
Vertrieb: Stickman Records
Album-VÖ: 12.11.2021

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