Son Of The South: Weiße Gene und Busstreiks

Im Jahr 1961 macht sich der junge weiße Student Bob Zellner in seiner Heimatstadt Montgomery im US-Bundesstaat Alabama nicht gerade beliebt, als er und ein paar Mitstudenten für eine Abschlussarbeit afroamerikanische Mitbürger interviewen wollen. „Son Of the South“ erzählt die Geschichte eines weißen Aktivisten gegen Rassismus. Busch Media bringt das von Spike Lee produzierte Drama hierzulande in die Kinos.

Bob Zellner (Lucas Till) und seine Kommilitonen wollten es einfach genau wissen, wie es sich verhalt mit der „Negerfrage“. Der Reverend der afroamerikanischen Gemeinde ist erstaunt über den blassen Besuch, der Dekan am College rüffelt die Studenten und die Sache scheint erledigt. Doch dann begegnet Bob der zu zweifelhaftem Ruhm gekommenen Rosa Parks, deren Zivilcourage der junge Mann bewundert. Rosa Parks hatte in Montgomery, Alabama einen Busstreik ausgelöst als sie sich weigerte ihren Platz für einen weißen Fahrgast zu räumen und daraufhin festgenommen wurde.

Obwohl Bob aus eine traditionsreichen Familie von Klan-Mitgliedern kommt, ist er lange nicht mehr davon überzeugt, dass die Rasentrennung eine gottgewollte Sache ist. Das bringt auch Bobs Großvater (Brian Dennehy) in die Bredouille, denn der ist beim örtlichen Klu-Klux-Klan ein großes Tier. Doch der Enkel stellt sich stur farbenblind und interessiert sich auch noch für eine Farbige.

Es scheint fast, als hätte jede Nation so ihr Thema, mit dem sie sich über Jahrzehnte immer wieder in diversen Formen auseinandersetzen muss, obwohl zu der Thematik bereits alles gesagt erscheint. Deutschland kommt immer wieder auf das Dritte Reich und den Zweiten Weltkrieg zurück, das Vereinte Königreich trägt an den Folgen des Kolonialismus und die USA reiben sich immer wieder am Thema Rassismus. Neu mag in „son of the South“ sein, dass es hier um einen weißen Rassismus-Aktivisten geht. Das würde dann in der amerikanischen Debatte schon wieder als Whitewashing und kulturell übergriffig gelten, wäre nicht Spike Lee an dem Film beteiligt.

Die Geschichte von Robert Zellner, dessen Autobiographie „On the Wrong Side of Murder Creek“ beruht, ist reduziert und mag in ihrer Dramaturgie etwas schlicht wirken, doch im Grunde hat die Story einen ähnlichen, exemplarischen Stellenwert wie jene von Sophie Scholl im Dritten Reich oder von dem verhinderten Hitler Attentäter Georg Elser. Sie sind diejenigen, die in der Nachbetrachtung herausstechen, weil sie gegen Unrecht, Gewalt und Ignoranz aufgestanden sind als es lebensgefährlich war und darauf ankam. Ob es den Lauf der Zeit letztlich beeinflusst hat oder nicht, das Beispiel, sich für eine richtige Sache einzusetzen bliebt herausragend und ist es immer Wert erwähnt und erzählt zu werden.

Autorenfilmer Jim Jarmousch hat anlässlich von „The Limits Of Control“ sinngemäß einmal festgestellt, dass ohnehin so ziemlich jede Geschichte schon erzählt wurde. Wichtig sei nur eine eigene Version zu finden. Und Regisseur Barry Alexander Brown (als Filmeditor für Balckklansman Oscar-nominiert) mach in „Son oft he South“ vieles richtig. Lucas Till, der in der wieder aufgelegtenTV-Serie „McGyver“ den neuen Agententüftler gibt, trägt den Film ohne große Attitüde als stiller aber aufrechter junger Mann.

Überhaupt ist die gesamte Inszenierung bodenständig und souverän zeitkoloriert ausgefallen, was dem historischen Setting Anfang der 1960er zugutekommt und mit blick für die Details und Lichtfilter ist eine Stimmung entstanden, die eher an „Missisippi Burning“ erinnert als an „Selma“. Hinzu kommt eine Erzählhaltung, die zu ihrer klaren Botschaft steht und sich nicht hinter Spitzfindigkeiten und Coolness versteckt. Das mag absehbar sein, würde aber von der FBW nicht umsonst mit dem „Prädikat wertvoll“ ausgezeichnet.

„Son oft he South“ erfindet das historische Drama nicht neu und ist kein Paukenschlag gegen den US-amerikanischen Rassismus. Vielmehr ist Barry Alexander Browns Verfilmung von Bob Zellners Autobiografie ein Beispiel, dass Zivilcourage alltäglich sein sollte. Ein starker Film mit einer starken zeitlosen Message.

Film-Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

Son Of The South
OT: Son Of the South
Genre: Drama, Biopic,
Länge: 105 Minuten, USA, 2020
Regie: Barry Alexander Brown
Darsteller:innen: Lucas Till, Jim Klock, Lucy Hale, Lex Scott Davis,
FSK: Ab 12 Jahren
Vertrieb: Busch Media
Kinostart: 26.08.2021
DVD-& BD-VÖ: 24.09.2021

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