Spätestes seit ihrem eigenen Spielfilm ist die Superheldin „Wonder Woman“ wieder außerordentlich beliebt. Die Geschichte „Stürmische Zeiten“ erzählt Dianas Herkunftsgeschichte auf andere, aktuellere Weise. Dabei richtet sich die Graphic Novel von Bestseller-Autorin Laurie Halse Anderson und Zeichnerin Leila del Duca vor allem an jugendliche Leser:innen. Nun ist die Graphic Novel für junge Leser:innen in der Reihe Panini Ink bei Panini Comics erscheinen.
Die junge Amazonenprinzessin Diana feiert ihren 16. Jahrestag und hofft, dass sie nun endlich aus ihren „Wechselbalg“-Jahren herausgewachsen ist. Dch eine vollwertige, erwachsene Amazone wird die junge Diana nicht auf Anhieb. Eigentlich sollte ihr Jahrestag ein Grund zur Freude sein, doch auf Themyscira, der Heimatinsel der Amazonen, steht nicht alles zum Besten. Während ihrer Zeremonie, durchbrechen Menschenboote das Schutzschild um die Insel.
Diana will den Amazonen helfen und merkt dabei, dass die Kiregerinnen die Gestrandeten eher als Eindringlinge behandelt denn als Hilfsbedürftige. Eigenmächtig macht sich Diana mit ihrem Lasso der Wahrheit und den mächtigen Armschienen daran, die Schiffbrüchigen aus dem Meer zu retten. Währenddessen schließt sich allerdings der Schild, der Themyscira beschützt, und Diana ist plötzlich selbst eine Heimatlose in einer fremden Welt.
Zusammen mit den geretteten Flüchtlingen landet sie in einem Auffanglager in Griechenland. Dort lernt sie die amerikanischen Aktivisten Steve und Trevor kennen und mit deren Hilfe gelangt Diana Prince nach Ney York. Dort findet sie eine neue Familie und eine neue Freundin, aber sie begegnet auch weiteren Übeln und bösen Menschen.
Mit der Verpflichtung der Bestseller-Jugendbuchautorin Laurie Halse Anderson ist DC Comics ein Coup gelungen. Die Autorin, die 1999 mit „Speak“ („deutsch „Sprich“, bei Reihe Hanser“) bewies, dass auch ernsthaftere Themen in Jugendbüchern ihren Platz haben, modernisiert die „Wonder Woman“ Origin-Story mit ein paar Film-Zitaten, Anlehnungen an die tatsächliche Entstehungsgeschichte der Heldin, so sie denn in der Comic-Historie fixiert ist, und mit Aktualisierungen, die auf jüngere Entwicklungen der globalen Menschheitsgeschichte Bezug nehmen.
Weil Diana in „Stürmische Zeiten“ noch eine Jugendliche ist, wird aus Steve Trevor, mit dem Diana sonst auch schon mal eine Beziehung hatte, ein doppelter onkelhafter Mentor, der jeweils auch einen unterschiedlichen Migrationshintergrund hat. Mir persönlich ist es an der Stelle dann doch zu politisch korrekt und zu amerikanisch. In den USA gehen gesellschaftliche Debatten um solche Feinheiten. Nun denn, eine Sensibilisierung für Diversität in der Gesellschaft im Sinne der Comedy-Serie „Modern Family“ kann ja nie schaden.
Insgesamt ist die Ausrichtung der Geschichte auf gesellschaftliche Probleme wie Flüchtlinge, Gewalt gegen Frauen und Kindesmissbrauch schon deutlich aber eben auch kindgerecht aufbereitet. So richtig cool ist Wonder Woman noch nicht, längst keine Superheldin, hat ihre Kräfte noch nicht gefunden und entfaltet, aber diese Entwicklungsgeschichte, das Coming of Age, ist eine gute Geschichte und ein Pfeiler der Jugendliteratur. Das Artwork ist solide und zielgruppengerecht. Das gilt sowohl für Zeichnungen wie Farbgebung. Superhelden-Action suchen Leser:innen auf diesen Seien indes vergeblich. Aber das ist auch beabsichtigt.
Auf dem Punkt gebracht ist „Wonder Woman: Stürmische Zeiten“ tatsächlich eher was für jugendliche Einsteiger:innen in das Comic-Medium. eher eine bebilderte Geschichte als ein grafisches Erzählen. Das hat seine Berechtigung und seinen Charme, konnte aber auch als allzu offensichtlich charakterbildend empfunden werden. Für junge Leserinnen bietet „Stürmische Zeiten“ eine starke Identifikationsfigur.
Wonder Woman: Stürmische Zeiten
OT: Wonder Woman – Tempest Tossed
Genre: Comic, Superhelden, Jugendbuch
Autorin: Laurie Halse Anderson
Zeichnerin: Leila Del Duca
Farben: Kelly Fitzpatrick
Übersetzung: Sanni Kentopf
SBN: 9783741621161
Verlag: Panini, Softcover, 212 Seiten
VÖ: 09.03.2021
Leseempfehlung ab 13 Jahren