Gestern lief bei Arte die japanische Samurai-Komödie „Samurai ohne Schwert“ und ist auch noch bis Ende August 2020 in der Mediathek zu bestaunen. Unter den Titel „Saya Zamurai“ erschien der Film hierzulande 2013 bei Rapid Eye Movies für das Home-Entertainment. Der japanische Comedystar Hitoshi Matsumoto hatte seinen dritten Spielfilm bereits 2010 gedreht. Diesmal nimmt der Regisseur und Autor das Genre des Samurai-Film auseinander und setzt es komödiantisch wieder zusammen.
Der Samurai Kanjuro (Takaaki Nomo) hat nach dem Tod seiner Frau sein Schwert weggeschmissen und seine Arbeit als Schleusenwärter aufgegeben. Nun ist er mit seiner kleinen Tochter auf der Flucht. Einigen der Kopfgeldjäger wie der Shamisen-Spielerin, dem Mann mit den zwei Pistolen und dem hängenden Würger kann er sich entziehen, bevor er letztlich doch gefasst wird. Der Fürst bestraft den schwertlosen Samurai allerdings nicht gleich mit der rituellen Selbsttötung Seppuku, sondern erlegt ihm die 30-Tage-Aufgabe auf.
Die Aufgabe besteht darin, den Sohn des Fürsten, der seit dem Tod der Mutter keine Regung mehr zeigt, zum Lachen zu bringen. Dafür hat Kanjuro nun 30 Gelegenheiten. Und während seine Tochter sich des Vaters zunächst schämt, beginnt sie bald, ihm dabei zu helfen, sich Kunststücke und Gaukeleien auszudenken, um die Aufgabe zu lösen. Und auch die beiden Wärter bringen sich immer mehr ein.
Nach den beiden erstaunlichen Filmen „Der große Samurai“ und „Symbol“ hat sich TV-Star Hitoshi Matsumoto in seinem dritten Film, „Der Samurai ohne Schwert“ oder „Saya Zamurai“, auf das Historiengenre verlegt und spielt auch selbst nicht mit. Stattdessen übernimmt der Laiendarsteller Takaaki Nomi, den Matsumoto für eine TV-Show gecastet hatte, die Rolle des schwertlosen Samurai. Beinahe der gesamte Witz des Films entsteht daraus, dass der alte Mann erstaunlich lächerliche Dinge tut und absurde Grimassen schneidet.
Allein die absurde Prämisse, einen Samurai-Film ohne Schwert zu drehen, ist eine typische Matsumoto-Pointe. Doch anders als seine vorangegangenen Filme, weiß „Saya Zamurai“ nicht durchweg zu fesseln und zum Lachen zu bringen. Formal ist die historische Komödie zwar durchaus zielsicher und stringend ausdefiniert, aber der Humor ist ebenso wie das Genre doch sehr spezifisch japanisch.
Die absonderliche Faszination für alberne alte und zauselige Gestalten ist ganz sicher auch kulturbedingt und lässt sich nur schwer übertragen. Hierzulande schämt mensch sich ja immer ein wenig, sich über die ältere Generation lustig macht. Dabei kann „Saya Zamurai“ mit einigen höchst albernen Szenen aufwarten und zielt von der Art des Humors auf etwas Ähnliches wie die Nonsens-Gags aus „Monty Pythons Flying Circus“ ab. Allerdings zündet das nicht immer und so geht das Konzept der Komödie nur zum Teil auf.
Dabei ist „Saya Zamurai“ stilsicher inszeniert und erinnert mit dem bisweilen abrupten szenischen Ablauf auch an eine Theaterstück. Bewundernswert ist auch die Konsequenz mit der Regisseur Hitoshi Matsumoto die 30 Gags durchzieht (nein, ich hab nicht gezählt), ohne aus dramaturgischen Erwägungen abzukürzen. Allein, wenn der man mit dem Humor nichts anfangen kann, wird die ganze Komödie fraglich.
Die Extras der DVD beinhalten neben einem Interview mit dem Künstler und Regisseur, das bei dem Filmfest in Locarno geführt wurde, ein Making of, diverse „Deleted Scenes“ bei denen der schwertlose Samurai noch weitere Kunststücke vollbringt und Featurettes von den Prämieren in Tokio und Locarno. Fans kommen also auf ihre Kosten.
Die Samurai-Komödie „Saya Zamurai“ alias „Samurai ohne Schwert“ bedient sich eines sehr spezifisch japanischen Humors, der zumindest bei mir nicht immer zum Lachen geführt hat. Schräg, originell und eigenwillig ist der Film von Hitoshi Matsumoto auf jeden Fall. Eher ein Kultfilm-Anwärter als ein Kassenschlager.
Film-Wertung: (5 / 10)
Saya Zamurai – Samurai ohne Schwert
OT: saya-zamurai
Genre: Komödie, Historisches,
Länge: 103 Minuten, J, 2011
Regie: Hitoshi Matsumoto
Darsteller: Jun Kunimura, Ryo, Masato ‚Ibu
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Rapid Eye Movies
Kinostart: nicht in Deutschland
DVD-VÖ: 21.06.2013