Denken Sie an ihren Sponsor und verdecken Sie die Brust nicht!

der-gro-e-japaner-dainipponjin_1„Dainipponjin – Der große Japaner“ ist keineswegs die asiatische Antwort auf die Superheldenfilme, weder „Hancock“ noch „Hulk“, und Parodienwelle, die gerade wieder anrollt, sondern eine aberwitzige eigenwillige Hommage an die Japanische Tradition des Monsterfilms. Dabei kommt der Superheld keineswegs gut weg, wenn ihn das Dokumentarfilmteam begleitet:

Masaru Daisatou ist in sechster Generation „Superheld“; einer, der Japan vor Monsterattacken schützt. Sobald es eine Monstersichtung gibt, klingelt das Mobiltelefon des allein lebenden Superhelden, der ein Faible für streunende Katzen hat. Auf Rückruf erfährt Masaru dann, in welcher Generatoren-Station er sich die für die Verwandlung nötigen Starkstromeinheiten abholen muss. Nach einer vollkommen hohl gewordenen Kraftübertragungs- und Segnungszeremonie bekommt unser Held seine Stromschläge und mutiert zum „Dainipponjin“, zum großen Japaner, der es dann mit allerlei absurden Monstern zu tun bekommt.

der-gro-e-japaner-dainipponjin_3Aber bis zum ersten Einsatz, bei dem das Dokumentarteam nicht mit rein darf, dauert es eine Weile. In der Zwischenzeit verbringt das Team genau wie der nicht mehr so populäre Superheld seine Tage damit, abzuwarten. Wir lernen einen zu Depressionen neigenden, einsamen und wortkargen Althippie kennen, der noch nie im Ausland war. Ständig diese Bereitschaft. Außerdem könnte das Gehalt vom Staat höher sein, aber man möchte auch nicht klagen. Richtig luxuriös lebt Masaru nicht. Sein bescheidenes Haus ist von Graffiti beschmiert, und je nachdem wie seine im TV übertragenen Kämpfe gerade gelaufen sind, schmeißt schon mal jemand die Fenster ein.

Masaru fühlt sich unverstanden: von den Zuschauern, seiner getrennt lebenden Frau, die nicht will, dass seine Tochter das traditionsreiche Erbe übernimmt, von seiner Managerin, eigentlich von allen. Und dann wäre da noch sein Großvater, der vierte große Japaner, der noch Ruhm und Ehre kannte und in Japan geachtet wurde. Heute ist der Großvater im Altersheim und Masaru kümmert sich aus Dankbarkeit um den alten Mann. Dessen Eskapaden kann er aber nicht verhindern. Masarus Vater aber besaß krankhaften Ehrgeiz, der ihn schließlich auch tötete, von seinem Sohn verlangte er zu früh zuviel, der aktuelle Dainipponjin, leidet noch immer darunter.

der-gro-e-japaner-dainipponjin_4Japans Comedy-Star Hitoshi Matsumoto spielt die Hauptrolle und führt Regie bei dieser „Mockumentary“, also einer als Dokumentarfilm gehaltenen fiktiven Handlung. Das Projekt ist ebenso absurd wie lakonisch, ebenso aberwitzig wie zutiefst kritisch. Genau der Stoff aus dem Kult entsteht. Ebenso wie bei „Mann beißt Hund“ (1992), der absurd derben belgischen „Mokumentary“ über einen asozialen Killer oder bei „Hard Core Logo“ wird auch hier das Filmteam in die Handlung hineingezogen. Zunächst beobachtend, dann fragend, später kritisch hinterfragend und zum Ende Spielball der Einschaltquoten. Die dokumentarische Erzählhaltung wird immer wieder unterbrochen und ad absurdum geführt, wenn der „Große Japaner“ einen Kampf gegen ein absolut albernes, aber auch extrem gefährliches Monster bestreiten muss. Dann werden die einfachen Filmbilder durch aberwitzige, irrsinnig lustige Animationen ergänzt, die dem Film einen an Lächerlichkeit kaum zu überbietenden Ernst verleihen. Wer jetzt an Action-Spektakel denkt, liegt so weit daneben wie überhaupt nur möglich.

der-gro-e-japaner-dainipponjin_2Die Monster heißen Schleifenmonster, Hüpfmonster, Glotzmonster und Stinkmonster und eben das sind sie auch. Eine Mixtur aus japanischen Filmungeheuern wie „Godzilla“ und uraltem Naturgeistern. Der große Japaner schlägt sich wacker, doch vom TV-Publikum wird das nicht gewürdigt: Zu pragmatisch und unspektakuär sind die Fights für den modernen Zuschauer. Es geht eher um die Inszenierung als darum, eine reale Bedrohung zu eliminieren. Und dann sind da noch die Sponsoren, die den Superhelden bei sinkenden Einschaltquoten immer weiter bedrängen, seinen Körper mit Werbelogos zu verzieren. „Nein, keine Werbung auf der Hüfte! Keinesfalls! Nie!“

Vielleicht liegt es an den mäßig originellen amerikanischen Blockbuster-Parodien der letzten Zeit, vielleicht an dem actiongeladenen „Tropic Thunder“, dass ich „Dainipponjin“ etliche Wochen nach seiner DVD-Veröffentlichung nochmal intensiver würdigen muss. Das ist subtil subversive Comedy in Vollendung und ist von der Art des Humors vielleicht am ehesten mit dem anarchischen Moment der seligen „Monty Python“ zu vergleichen, wie sie ihn im „Flying Circus“ perfektioniert haben. Selbstverständlich mit einer japanischen, zenmäßigen Ausprägung.

Es dauert vielleicht ein bisschen, in den Film hineinzukommen, dann aber hat es mich gepackt. „Dainipponjin -Der große Japaner“ ist schon jetzt Kult, da ist eine hauchdünne 9 angebracht.

Film-Wertung: 9 out of 10 stars (9 / 10)

der-gro-e-japaner-dainipponjin_CoverDer Große Japaner -Dinipponjin
OT: Dai Nipponjin
Genre: Sci-Fi, Komödie
Regie: Hitoshi Matsumoto
Länge: 103 Minuten
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Rapid Eye Movies
Kino-Start: 17.07.2008
DVD-VÖ: 12.02.2009