Leviathan 1: Die Maske des Schweigens

Auch Meisterdetektive haben es schwer, wenn sie keine Spur finden und die Identität des Schurken unbekannt ist. In DC’s Event-Thriller „Leviathan“ bekommen es Batman und Kollegen mit einer Bedrohung zu tun, die systematisch die Geheimdienste der Welt vernichtet. Dabei ist noch nicht einmal klar, ob sich hinter Leviathan ein Einzeltäter oder eine Organisation verbirgt. Autor Brian Michael Bendis und Künstler Alex Maleev erschaffen im „Jahr der Superschurken“ ein wahrhaft düsteres Szenario.

Ich bin ja ein großer Freund von Eingangsbemerkungen, daher auch an dieser Stelle eine: In den USA ist der Thriller-Event „Leviathan“ bereits beendet. Die sechs US-Einzelausgaben zuzüglich des Auftakt-Specials zum Gratis Comic Tag sind dort auch bereits als Sammelband erhältlich. Anders die deutschsprachige Ausgabe: Panini hat sich entschieden, das Event in zwei Ausgaben zu veröffentlichen. Die abschließenden drei US-Ausgaben wird es dann voraussichtlich am 14. Juli 2020 geben. Wer also keinen Bock auf die lange Unterbrechungen hat, sollte mit der Lektüre warten, bis das Event vollständig ist. Nun aber hinein in die Action.

In den Ruinen des neunen Gebäudes der ARGUS ( “Advanced Research Group Uniting Super Humans”) finden Batman und Lois Lane den verstörten Steve Trevor. Der hat keine Erinnerung, was genau geschehen ist, aber eigentlich sollte die Truppe in das neue Odyssee-Gebäude übersiedeln. Doch dann tauchte der maskierte Superschurke Leviathan auf und hat alles zerstört.

Batman war eigentlich auf der Suche nach Barbara „Batgirl“ Gordon, die spurlos verschwunden ist. Doch nun weitet sich die Bedrohung durch Leviathan immer weiteraus. Amanda Waller ist ebenfalls verschwunden, die Suicide Squad liegt ebenso am Boden wie das Büro für Paranormale Einsätze (B.P.E.). Unklar sind nicht nur die Ziele von Leviathan, sondern auch wer sich hinter dem Namen verbirgt.

Während in der Vergangenheit Thalia al Ghul ein „Leviathan“ genannte Geheimorganisation leitete, scheint nun jemand anderes hinter den Vorfällen zu stecken. Robin, der Sohn von Batman, erhebt schwere Vorwürfe gegen Red Hood. Der war in der Vergangenheit dadurch aufgefallen, dass er radikaler gegen Bösewichte vorgehen wollte. Das scheint dazu zu passen, dass „Leviathan“ nicht nur die Geheimdienste vernichtet, sondern auch versucht, Mitstreiter zu rekrutieren.

Lois Lane und Batman beschließen zusammenzuarbeiten und scharen weitere Detektive um sich. Unter anderem Plastic Man, Question und Green Arrow und die schweigsame Manhunter. Doch wo anfangen? Superman hat nach seiner Entführung irgendwo im Weltall zu tun und Amanda Waller bleibt verschwunden. Red Hood erweist sich als nicht sonderlich kooperativ.

Brian Michael Bendis hat bei Marvel bereits in mehrfacher Hinsicht Superhelden-Comic-Geschichte geschrieben und hat nichts mehr zu beweisen. Anscheinend genießt er bei DC aber die neu gewonnene kreative Freiheit, die mit DCs Helden einhergeht. In“ Leviathan“ entwickelt Bendis eine Event-Story, die vor Paranoia und gegenseitigem Misstrauen nur so tropft. Das unterscheidet sich auch durchaus von dem Ansatz den Bendis beim Avengers-Event „Age of Ultron“ für Marvel verfolgte. In „Leviathan“ geht es zu wie in einem düsteren Thriller, das sind die Superhelden zuallererst Ermittler.

Zu dieser „Crime Noir“-Stimmung passt der kreative Stil von Künstler Alex Maleev wie die Faust aufs Auge. Maleev hat mit Bendis bereits etliche großartige Kooperationen hingelegt, unter anderem in „Daredevil: End of Days“. Die Zeichnungen hier sind lebendig und sehr actionreich, obwohl Maleev keinen klassisch muskeldefinierten Stil hat, sondern eher postmodern zu Werke geht.

Die Charaktere sind realistisch, die Kolorierung verwaschen, flächig und oft siebdruckartig, was zu einer beinahe apokalyptischen Stimmung führt. Sein Umgang mit Licht und Schatten sind grandios und das Artwork allein ist schon ein überzeugendes Argument für „Leviathan“. Einzig die doppelseitigen „Screenshots“, die zum Auftakt der Einzelausgaben, das bisherige Geschehen zusammenfassen, wirken etwas piefig und sehen eigentlich auch nicht nach Maleev aus. Ansonsten geht es düster und existenziell zu, wenn sich Batman, der dunkle Detektiv, an die Arbeit macht.

Ob die paranoide Detektiv-Geschichte in „Leviathan“ bis zum Ende spannend bleibt wird sich erst im der zweiten Hälfte erweisen. Brian Bendis liefert einen atmosphärischen, mysteriösen Auftakt, der von Alex Maleev kongenial in Szene gesetzt wird. Wir bleiben gespannt.

Comic-Wertung 8 out of 10 stars (8 / 10)

Leviathan Band 1
Genre: Comic, Superhelden, Thriller
OT: DC‘s Year of the Villain Special 1 (II), Event Leviathan 1-3, DC Comics, 2019
Autor: Brian M. Bendis
Zeichner: Alex Maleev
Farben: Alex Maleev
Übersetzung: Christian Heiss
Verlag: Panini Comics, Softcover, 100 Seiten
ISBN: 978374161809
VÖ: 28.04.2020

Leviathan 1 bei Panini Comics