Offensichtlich braucht es eine Weile, bis wir uns aneinander gewöhnen, der Inspektor und der Rezensent. Oder ist die jüngst veröffentlichte Staffel mit skurillen Morden einfach besser? Nein, die TV-Krimis aus Midsomer waren schon immer hochklassig. Aber in den vier Fällen, die Barnaby diesmal zu klären hat, geht es wie gewohnt kauzig und skurril zu. Der Inspektor entpuppt sich dabei mit schöner Regelmäßigkeit als einzig vernunftbegabter Akteur im Umkreis des Verbrechens.
2009 brachte Edel Motion bereits die fünfte Box mit den beliebten britischen Kriminalfällen heraus. An die Chronologie hielt man sich seinerzeit, aber das ZDF hatte noch längst nicht alle Folgen ausgestrahlt. Im Grunde ist das von geringem Belang, da alle folgen spielfilmlange in sich abgeschlossene Fälle beinhalten, aber gerade wenn das Format zu gefallen weiß, sind die Auslassungen umso nerviger. Es könnten sich da ja ebenfalls Krimi-Perlen verstecken. Anyway, Jammern hilft nicht.
Der Fan muss ohnehin schon verkraften, dass des Inspektor Barnabys (John Nettles) rechte Hand in Gestalt von Sergeant Troy, verlustig geht. In der Folge „Blut ist dicker“ besteht Troy (Daniel Casey) seine Detektiv-Prüfung und wird in der Zukunft von Sergeant Dan Scott (John Hopkins) ersetzt.
Mir persönlich tut der Abgang von Troy leid, hatten wir uns doch gerade erst aneinander gewöhnt. Doch ich bin sicher auch der neue wird seine Rolle ausfüllen. Mir ist nach wie vor rätselhaft, was denn dafür verantwortlich ist, dass mir die neuen Folgen scheinbar so deutlich besser gefallen.
Wahrscheinlich ist es wirklich ein Serienphänomen, dass man die Charaktere im Lauf der Zeit besser kennenlernt und die Nuancen eher zu würdigen weiß. Der Humor ist leichter zu genießen, die Details rücken eher ins Bild und momentan bin ich auf dem Krimitrip. Ich sollte mir bei Gelegenheit nochmals die älteren Kriminalfälle anschauen…
Die dargebotenen vier Fälle aus Midsomer County stammen von 2003 und 2004, ursprünglich aus der sechsten und siebten Staffel der englischen Serie. Hierzulande wurden die Kriminalfälle im Laufe des Jahres ausgestrahlt.
Im Einzelnen sind in dieser Box folgende Episoden zu begutachten:
„Das Haus des Satans“ (OT: “A Tale Of Two Hamlets”, S6 F4): Der Landadel von Upper Warden wird systematisch minimiert. Die heruntergekommene Konkurrenz von Lower Warden scheint ein naheliegendes Motiv zu haben. Aber ist vererbte Rivalität wirklich derart tödlich?
“Blut ist dicker” (OT: “The Green Man”, S7 F1): Während ein historischer Kanal restauriert wird, kommen einige sehr alte Skelette zum Vorschein, unter denen auch ein erstaunlich frisches ist. Barnaby ermittelt, während Troy (frisch zum Inspektor aufgestiegen) sich um einige Jugendliche kümmert, die den alten Einsiedler Tom mobben.
“Der Club der toten Autoren” (OT: “Sins Of Commission”, S7, F4): Auf dem Midsomer Literatur-Festival kommt es u einer Reihe von Morden. Die Opfer gehören zwar allesamt zur ortsansässigen Literaurszene, aber man fürchtet doch um das Leben der prominenten Gast-Jurorin.
“Brennen sollst du” (OT: “The Straw Woman”, S7 F6): Eine junge Lehrerin erneuert den alten Dorfbrauch, eine Strohpuppe zu verbrennen. Warum darin der Pfarrer lebendig verbrennt, möchte nicht nur Barnaby gerne wissen. Aber der Inspektor bekommt es in dieser Folge mit weiteren spontanen Selbstentzündungen zu tun.
Es ist erstaunlich, wie sich die Serie verselbständigt hat. Nur die ersten sieben Barnaby-Fälle gehen auf literarische Vorlagen von Caroline Graham zurück. Doch den TV-Krimis ist das nicht anzumerken. Ein größeres Lob kann man den Drehbuchautoren kaum machen. Der beständige Erfolg gibt den Machern Recht.
Serien-Wertung (8 / 10)
Inspector Barnaby – Volume 5
OT: “Midsomer Murders”, from Seasons 6 & 7
Genre: TV-Serie, Krimi
Länge: 4 x 100 Minuten, UK, 2003-2004
Regie: Peter Smith (2x), Sarah Heling (2x)
Basierend auf der Figur Inspektor Barnaby von Caroline Graham
Darsteller: John Nettles, Jane Wymark, Barry Jackson, Daniel Casey, John Hopkins
FSK: Freigegeben ab 12 Jahren
Vertrieb: Edel Germany GmbH, ZDF Enterprises
DVD-VÖ: 28.08. 2009