Room 237: Kubrick lässt grüßen

Das Werk der verstorbenen Regielegende Stanley Kubrick hat die Filmgemeinde schon immer stark beschäftigt. Häufig genug hat die Deutung der Filme Anlass zu Spekulationen gegeben. So auch mit dem Horrormeilenstein „Shining“ nach dem Bestseller von Stephen King. Die Doku „Room 237“ stellt einige Theorien zu versteckten Botschaft des Films sehr unterhaltsam vor. Das konnte man 2013 sogar im Kinobewundern und sich mit anderen Verschwörungstheoretikern austauschen.

Als Stanley Kubrick 1980 Stephen Kings Horrorbestseller „The Shining“ mit Jack Nicholson in der Hauptrolle verfilmte, schuf er einen Meilenstein des Genres. Der kam ohne knarrende Türen und Shockeffekte aus, dafür wusste der Film mit seiner Atmosphäre sich stetig steigernden Grauens zu begeistern.

Autor Stephen King war allerdings nicht zufrieden mit der Umsetzung von Kubrik, weil dieser zu viele Abweichungen von der Originalgeschichte eingebaut hätte. King sagte sogar er würde die Verfilmung hassen. Dem Erfolg des Films tat das allerdings keinen Abbruch. Filmkritiker fanden es allerdings erstaunlich, dass der hoch-verehrte Meisterregisseur nichts weiter im Sinn gehabt haben soll, als einen Gruselthriller zu drehen.

Seither blühen die Spekulationen, der geniale Filmmacher habe eigentlich etwas ganz anders thematisieren wollen und diese Botschaft in den Filmbildern versteckt. Einige dieser Theorien stellt Rodney Ashers Doku nun vor: Unter anderem wird den Thesen nachgegangen, Kubrick habe den Holocaust, den Völkermord an den Indianern oder die Mondlandung, die er im NASA-Auftrag gefilmt haben soll, in „The Shining“ thematisiert.

Schon 2002 hatte die TV-Dokumentation „Kubrick, Nixon und der Mann im Mond“ auf kongeniale Weise nachgewiesen, dass die Mondlandung nie stattgefunden hatte und Kubrik diese historischen Aufnahmen geheim in dem Londoner Studio gedreht hatte, in dem auch „2001“ entstanden war. Die charmante Klasse dieser Mockumentary erreicht „Room 237“ allerdings dann doch nicht.

Zur Untermauerung dieser und weiterer Theorien werden Requisitendetails, Filmfehler, verschwundene und vom Buch abweichende Details und diverse Zahlenspielereinen angeführt. Das ist mehr oder minder nachvollziehbar, wird in der für Cineasten interessanten und hochunterhaltsamen Doku aber immer mit Filmbildern und Recherchen unterfüttert und dargestellt.

Der grundsätzliche Ansatz zu Kubricks Filmschaffen ist allerdings fraglich, denn alle diese intellektuellen Spielereinen gehen davon aus, dass der Meisterregisseur schlicht zu intelligent war, als dass ihm einfach Fehler hätten unterlaufen können. Eine streitbare Behauptung. Über einen großen Unterhaltungswert verfügt die etwas zu ausführlich geratenen Doku aber dennoch.

Einerseits wird hier die Filmanalyse auf sehenswerte Art und Weise auf die Spitze getrieben und andererseits werden „Verschwörungstheorien“ herangezogen, die mehr als fraglich sind. Dem Filmmacher und auch seinen Experten, die die unterschiedlichen Ansichten zu den versteckten Botschaften vorbringen, ist das wohl bewusst und so fehlt es auch nicht an Selbstironie und Humor. Das ist es, was diesen Film eigentlich ausmacht, eine witzige Hommage an den Filmmacher Kubrick und die Wissenschaft der Filmanalyse.

Für Filmliebhaber ist das humorvolle und unterhaltsame Zerlegen des Horror-Klassikers „Shining“ ein Fest. Ironisches Augenzwinkern eingeschlossen.

Film-Wertung 7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

Room 237
OT: Room 237
Genre: Dokumentarfilm,
Länge: 99 Minuten, USA, 2013
Regie: Rodney Asher
Mitwirkende: Bill Blakemore, Scatman Crothers, Jack Nicholson (Archiv), Stephen King (Archiv)
FSK: ab 16 Jahren
Vertrieb: Rapid Eye Movies, Alive Vertrieb,
Kinostart: 19.09.2013
DVD-VÖ: 02.05.2014