Kong Crew – Band 1: Der Dschungel von Manhattan

Was wäre denn, wenn der Mensch nicht immer über die Natur siegt? Wenn die selbsternannte Krone der Schöpfung doch nicht am Ende der Nahrungskette stehen würde. Dann könnte es sogar passieren, dass sich die Natur Territorium zurückerobert. Oder ein Affe das Zentrum von New York für sich einnimmt. In dem Auftaktband der „Kong Crew“ des französischen Comic-Künstlers Eric Herenguel geht es ebenso fantastisch wie abenteuerlich zu. Ein Lesespaß im Albumformat, der nun bei Panini Comics erschienen ist.

In den 1930er hatten euphorische Forscher einen Riesenaffen gefangen und nach New York verschifft. Dort brach das Tier aus und konnte auch nicht wieder unter Kontrolle gebracht werden. Nun im Jahr 1947 herrscht Kong noch immer über Manhattan, das zum Sperrgebiet erklärt wurde und von der so genannten „Kong Crew“ bewacht wird. Diese Eliteeinheit soll dafür sorgen, dass der Affe auch auf der Insel bleibt, zumindest so lange, bis die Armee eine durchschlagskräftige Waffe gegen Kong entwickelt hat. Selbstredend darf auch niemand in die No-Go-Area hinein.

Als der Forscher Professor Jonas Parker mit dem Abenteurer und Journalisten Irvin Stone in einem Flugzeug unerlaubt nach Manhattan aufbricht, muss die Kong Crew aktiv werden. Zu dem Kommando, dass auf die Insel fliegt, gehört auch der junge Pilot Virgil. Der hat just an diesem Morgen die Bekanntschaft einer attraktiven jungen Dame gemacht, die sich als Betty Pearl, Tochter des Kommandanten, herausstellt.

Der Auftrag bietet Virgil die Gelegenheit, Betty zu bitten, auf seinen treuen Dackel Spit aufzupassen. Dann wird Virgil bei Überfliegen der Insel angegriffen und muss notlanden. Die Truppe schickt zunächst mal ein Care-Packet und Spit denkt überhaupt nicht daran, zuhause zu bleiben. Zu seinem Erstaunen ist Kongs Insel ganz anders als Virgil es erwartet hat.

„Kong Crew“ das im Original 2017 in der Caurette Edition erscheinen ist, begibt sich zielsicher und mit Kenntnis der Referenzen auf das gut erforschte Terrain fantastischer Abenteuergeschichten. Die erfolgreiche Filmgeschichte von „King Kong“, die 1933 in die Kinos kam, aufzugreifen und daraus eine Alternativwelt-Geschichte zu machen, ist schon eine tolle Idee. Dabei auch noch schelmisch Referenzen an Arthur Conan Doyles „The Lost World“ und andere wunderbare Klassiker einzuarbeiten und den vermeintlichen Helden mit einem tierischen Side-Kick auszustatten wie weiland bei Hergés „Tim und Struppi“ oder auch Idefix in Uderzo und Goscinnis „Asterix und Obelix“ zeugt schon von einigem Selbstvertrauen. Als Künstler muss man diesen Verweisen schließlich auch in irgendeiner Weise gerecht werden.

Nun, Eric Herenguel ist kein Unbekannter und zählt in der franco-belgischen Comic-Szene zu den gestandenen und versierten Künstlern. (Ach übrigens: Normalerweise schreibt sich der Künstler mit Akzenten: Éric Hérenguel, aber bei uns und auch im englischen Sprachraum fallen die ohnehin oft weg. Ich halte mich nur an die Schreibweise in diesem Comic-Album.) Viele von Herenguels Werken sind auch auf Deutsch erschienen. Die Abenteuer-Cartoon-Serie „Krän“ etwa. Viele ernstere Titel sind bei „Splitter“ verlegt worden. Vor allem der zweibändige Western „Silbermond über Providence“ hat bleibenden Eindruck auf mich gemacht. Das lag vor allem an der starken Story, denn grafisch ist Herenguels Werk ohnehin bärenstark und atmosphärisch.

Auch in „Kong Crew“ brillieren die Zeichnungen. Die Szenarien sind detailliert ausgearbeitet, die Farbgebung ist stimmungsvoll und die Charaktere wissen mit ihrer leicht cartoonesken Wesensart immer noch als ernsthafte Figuren zu überzeugen. In den zwei Kapiteln, die der erste lesenswerte Band der „Kong Crew“ beinhaltet, werden die Figuren eingeführt und die Handlung wird in Gang gesetzt. Vielleicht ist die Abenteuergeschichte etwas zu schlicht gestrickt, aber bislang ist ja gerade einmal der Rahmen entworfen. Und letztlich kann man auch argumentieren, dass sich Herenguel solide an den Zeitgeist hält und den damaligen Ton solcher Abenteuergeschichten genau trifft.

Das fantastische Alternativwelt –Abenteuer „Kong Crew“ beginnt mit einem starken Auftakt und macht Lust auf mehr. Dabei ist die Story bewusst schlicht gehalten und das begeisternde Artwork setzt das wahnwitzige Szenario großartig um, ohne den Spaß am Medium Comic zu verlieren.

Comic-Wertung 7 out of 10 stars (7 / 10)

Kong Crew – Band 1: Der Dschungel von Manhattan
OT: The Kong Crew 1-2, Caurette Edition, 2017
Genre: Comic, Abenteuer, Phantastik,
Autor & Illustrator: Eric Herenguel
Übersetzung: Kerstin Fricke
Verlag: Panini Comics, Hardcover, 60 Seiten
VÖ: 26.06.2019

Kong Crew bei Facebook

Kong Crew 1 bei Panini Comics