Ein neuer Anfang für die übernatürliche Schwester der Gerechtigkeitsliga. 2011 erblickte bei DC eine eigenwillige Truppe aus Hexen, Monstern und Gespenster das Licht der Comicwelt. Magischer und etwas düsterer ging es in den rund 30 Ausgaben zu. Nun geht quasi ein Neustart, ein „Volume 2“ der „Justice League Dark“ ins Rennen um die Lesergunst. Zum Serienauftakt dürfte das Team up mit Wonder Woman für erhöhtes Interesse sorgen.
Wenn ein Bühnenzauberer seine Tricks nicht mehr unter Kontrolle hat, springt die attraktive Assistentin ein, um das Publikum abzulenken. Zatanna hat echte Zauberkräfte, aber aus unterschiedlichen Gründen funktionieren diese gerade nicht. Glücklicherweise ist Diana „Wonder Woman“ Prince gerade vor Ort, um nochmal mit Zatanna über die Bildung einer „übernatürlichen“ Justice League zu reden.
Zatanna, die bereits bei der ersten „Justice League Dark“ (2011) dabei war, ist immer noch nicht begeistert, aber was ihr gerade die Show versaut hat, macht ihr auch Angst. Irgendetwas ist da im Gange und verändert die Magie. Daher suchen sich Wonder Woman und Zatanna noch weitere Verbündete, um dieses Phänomen zu untersuchen. Swamp Thing hat bereits festgestellt, dass das Grün, also die Lebenskraft der Pflanzen, leidet, Man-Bat ist einfach nur neugierig und Chimp, der Schimpansen-Detektiv hat gerade nichts zu tun. Er hat quasi eine magische Bar geerbt, aber wegen der Bedrohung der Magie bleibt die Kundschaft aus. Und dann wäre da noch der britische Kettenraucher und Dauerskeptiker John Constantine, seines Zeichens Dämonenkiller und Hellblazer, der selbst sagt, er wäre nicht unbedingt ein Team-Player.
Das Problem, dem sich die neue Truppe gegenüber sieht, ist beträchtlich. Irgendjemand hat eine Macht aus einer anderen Dimension freigesetzt, die Magie (und Magier) frisst – der Kopfüber scheint unbesiegbar. Doch kann ausgerechnet Wonder Woman ihn vorerst stoppen. Fragt sich woher Wonder Woman verborgene magische Kräfte hat?
In den sieben US-Ausgaben des ersten Sammelbandes der neuen „Justice League Dark“ entfaltet Autor James Tynion IV, der schon bei „Constantine – The Hellblazer“ magische Geschichten ersonnen hat, einen großen Bogen, der sich in einen Prolog (2 US-Ausgaben) und eine Hauptstory (5 US-Hefte) aufteilt: „The Witching Hour“ erschien serienübergreifend als Cross-Over-Event. Man kann das sicherlich auf unterschiedliche Weise lesen, aber die Handlung liegt schon auf Wonder Womans Schultern, auch und gerade weil in deren Vergangenheit auf der Amazoneninsel Themiscyra der Schlüssel zu den aktuellen Geschehnissen liegt.
Um neue Leser für die „Justice League Dark“ zu binden ist das sicher eine pfiffige Idee, hat aber den Nachteil, dass die Truppe auch ein bisschen wie ein Anhängsel wirkt. Wie auch immer, die Story gefällt. Der Kopfüber ist eine fiese Horror-Gestalt und die Wendungen der Geschichte überraschen. Letzlich bleibt das Ganze aber ein Mainstream-Teenie-Vergnügen und ist keinesfalls ein „Vertigo“-Horror, wie einige eventuell gehofft hatten. Die Bedrohung der Magie an sich kam auch bei der Konkurrenz von „Doctor Strange“ schon mal vor, wurde dort aber anders ausgeschmückt.
Das Artwork in „Justice League Dark“ ist gefällig, aber nicht von gleichbleibender Qualität. Ein bisschen ist es ja auch immer Geschmackssache, ob einem der Zeichen- oder Farbstil einer Künstlerin oder eines Künstlers zusagt, aber es lässt sich auch ausmachen, ob die Illustrationen zu dem Titel und der Geschichte passen. Hier erinnert der Stil über weite Strecken an die „Wonder Woman“-Serie. Kein Wunder, sowohl Emanuela Lupacchino als auch Romulo Fajardo Jr. haben dort Strecken illustriert. Erst gegen Ende von „Hexenstunde“, als es an den magischen Showdown geht, emanzipiert sich das Artwork und entwickelt eigene Optik, die farbenprächtig und überborden ist, wie man das von Magie eben so erwartet. Das Horror-Element kommt dabei etwas zu kurz.
Wer sich mit den neueren Titeln bei DC gut unterhalten fühlt, der kann bei „Justice League Dark“ bedenkenlos zugreifen. Das ist solide, etwas übersinnliche Superhelden-Action mit einigen tollen Ideen und Storywendungen. Insgesamt hätte es aber durchaus etwas düsterer zugehen dürfen und ehrlich gesagt, gehören Chimp und Man-Bat nicht gerade zu den DC-Helden der ersten Reihe. Aber das kann ja noch werden.
Comic-Wertung (6 / 10)
Justice League Dark (Volume 2) 1 – Hexenstunde
OT: Justice League Dark 1-4, Wonder Woman 56-57, WW/JLD: The Witching Hour 1, JLD/WW: The Witching Hour 1, DC Comics, 2018
Genre: Comic, Superhelden,
Autor: James Tynion IV
Zeichner: Alvaro Martinez Bueno, Emanuela Lupacchino, Jesus Merino
Farben: Brad Anderson, Romulo Fajardo Jr.
Übersetzung: Joseph Rother
Verlag: Panini Comics, Softcover, 220Seiten
VÖ: 18.06.2019