Constantine – The Hellblazer: Abwärts

CONSTANTINETHEHELLBLAZER1_vorschauSo richtig scheint es nicht geklappt zu haben, den Hellblazer in das große Superhelden-Universum von DC Comics zu verfrachten. Die Soloserie lief gerade einmal über 23 Ausgaben und auch „Justice League Dark“, bei denen John Constantine mitwirkte, blieb wohl hinter den kommerziellen Erwartungen des Verlages zurück. Aber die Figur aus dem Vertigo-Ableger von DC hat selbst nach 300 Ausgaben von 1988 bis 2013 noch einiges an düsterem, ja dämonischem Potential. Nun also die neue Hellblazer-Serie. Den Auftakt macht das Kreativ-Team um Ming Doyle und schlägt sich gar nicht so schlecht.

In New York wurstelt sich John Constantine so durch. Nicht gerade lebenslustig und auch nicht gerade sehr beschäftigt. Da kommt eine neue Liebelei vielleicht zur rechten Zeit. Doch dann taucht ein Geist aus der Vergangenheit auf, den nur Constantine sehen kann und beklagt sich bitterlich, dass John nicht nur für das Ableben des ehemaligen Kumpels verantwortlich war, sondern nicht eimal auf seine Geister aufpassen kann. Denn die werden stetig von einer unbekannten Kraft dezimiert.

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Der Hellblazer kehrt daraufhin ein bisschen widerwillig zurück nach London und macht sich auf die Suche nach einer alten Bekannten. Denn Georgina Snow ist auch in Sachen Dämonenbekämpfung unterwegs und war dabei, als alles begann. Damals, als John Constantine, Georgina, Veronica und Gaz eine eigene Band gründeten, um die dämonische Magie anzuzapfen, nachdem sie einen finster betörenden Gig der Dämonenband „The End of The World“ gehört hatten.

constantine_the_hellblazer1_DC_05Wie stellt man es am besten an, eine Serie zu rebooten, die durch den vorangegangenen Neustart viel Renommee und mächtig viele Ecken und Kanten verloren hatte? Weil der Verlag den eher erwachsenen Titel nun in das Teenie-Superhelden-Universum eingliedern wollte, konnte selbst der oft so großartige Autor   Autor Jeff Lemire („Sweet Tooth“) bei „Constantine“ nicht viel retten. Als wie rebooten? Genau, man geht zurück zu den Anfängen, zu dem Basics und sucht sich einen noch  nicht ausgelutschten Aspekt und spinnt von dort aus einen neuen Faden.

Dabei sollte man sich als Fan allerdings etwas freimachen von dem großartigen Runs, die gestandene Autoren hatten.  Nicht umsonst besitzt beispielsweise Garth Ennis recht lange Hellblazer-Strecke Kultstatus und ist bei Panini auch in Form einer Garth Ennis Hellblazer-Collection neu aufgelegt worden.

Ming Doyle, die neben der Autorenschaft auch als Zeichnerin und Tuscherin am Auftakt von „Constantine- The Hellblazer“ mitmischt, besinnt sich auf das Damönische, Abgründige in Constantines Leben  und auf den Punkspirit, der die Figur damals für ihre Leserschaft so attraktiv machte. Das funktioniert im ersten Storybogen, der bei Panini als Auftaktband unter dem Titel „Abwärts“ erscheint, ausgesprochen gut und balanciert geschickt zwischen den Erwartungen früher Fans und einem Ansatz, der auch Neulesern den Einstieg ermöglicht. Dabei trifft die Story und die Charakterzeichnung den Geist der Serie ziemlich gut und es gelingt dennoch auch neue Aspekte zu integrieren. Dass „Constantine“ aber immer noch nach dem Mainstreampublikum schielt, mehrt der aufmerksame Leserschon allein an der albernen amerikanischen Comic-Marotte, Flüche und derbe Sprache mit Symbolen zu vertuschen, nu je hier sind es eben Pentagramme.

Das Artwork, das im Wesentlichen von Riley Rossmo  und Vanesa Del Rey erledigt wird, ist dabei durchaus gelungen, allerdings auch speziell. Nicht jedem mag das Eckige gefallen, das die Gesichtszüge der Figuren auszeichnet. Die Farbgebung von Ivan Plascencia und Lee Loughride hingegen ist stimmig und schafft es oft mit fast monochromatischen Hintergründen Stimmungen zu erzeugen. Dass sich die Handlung dabei – wie sollte es bei Constantine anders sein – oft in düsteren Ecken, lichtlosen Spelunken und nächtlichen Clubs abspielt, kommt sehr atmosphärisch rüber.

Der Neustart von „Constantin – The Hellblazer“ ist also geglückt. Der erste Storybogen von Ming Doyle und James Tynion IV kommt wieder Constantine-like kantig rüber und könnte einige alte Fans wiederversöhnen.

Comic-Wertung:7 out of 10 stars (7 / 10)

CONSTANTINETHEHELLBLAZER1_Softcover_140Constantine- The Hellblazer: Abwärts
OT: Constantine: The Hellblazer 1-6, Convergence: Shazam 2 (II), DC Comics,
Genre: Horror,
Autoren: Ming Doyle, James Tynion IV
Zeichner: Riley Rossmo, Ming Doyle, Vanessa Del Rey
Übersetzung: Joseph Rother
Verlag: Panini Comics, softcover, 124 Seiten
VÖ: 16.06.2016