Undercover – Staffel 1: Bei den Dauer-Campern

Wir müssen über Limburg reden! Die belgische Provinz Limburg. Nicht wie fälschlich auf dem „Undercover“-Klappentext steht: Limburg in Holland. Bekannt soll das belgische Limburg angeblich für seine Ruhe und seine Natur sein und weil es das größte europäische Obst-Anbau-Gebiet sein soll. Was der gemeine Tourist und Zuschauer nicht weiß: Hier findet auch die weltweit größte Produktion von Extasy-Pillen statt. So zumindest die Prämisse der Thriller-Serie „Undercover“ die mit belgischen trashy Chic auf ZDfneo lief und inzwischen auch auf DVD und Blu-ray erschienen ist.

Jetzt mal ernsthaft: Im Jahr 2013 gelang es der belgischen Polizei zusammen mit den niederländischen Kollegen, einen Drogenring auffliegen zu lassen. Der Produzent von Extasy-Pillen war dank der Arbeit von Undercover-Agenten hochgenommen worden. Das Absonderliche daran war, dass sich das riesige Drogen-Imperium von einem Campingplatz in der belgischen Provinz aus regieren ließ.

Serien-Mastermmind Nico Moolenaar, hier „Show Runnmer“ genannt, macht aus dieser Begebenheit eine Thriller-Serie, die in internationaler Ko-Produktion mit diversen Sendern entstand, vor allem aber in Belgien gedreht wurde. Die Spur zu dem vermeintlichen (holländischen) Drogenbaron Ferry Bouman (Frank Lammers) ist vage, aber es reicht, damit die Staatsanwältin einen Undercover-Einsatz genehmigt. Der belgische Bulle Bob Lemmers (Tom Waes) wird mit seiner holländischen Kollegin Kim de Rooij (Anna Drijvver) als Pärchen auf jenem limburger Campingplatz eingeschleust, von dem aus Ferry seine Geschäfte macht.

Dessen Frau Danielle (Elisa Schaap) ist von der neuen Freundin ganz begeistert. Ferry hingegen bleibt misstrauisch und auch seine rechte Hand, John Zwart (Raymond Thiry), ist den Neuen gegenüber sehr verschlossen. Anfangs gehen die Ermittlungen und die Kontaktaufnahme nicht voran, aber dann sucht Ben den Konflikt mit einem von Ferrys Handlangern und so bekommt er einen Fuß in die Tür – zumindest erste einmal privat.

Das Setting in „Undercover“ setzt zumindest anfangs auf einen gewissen proletarischen Charme und schwarzen Humor wie das für einige der jüngeren belgischen Filme typisch ist. Das Kleinganoven-Milieu ist cineastisch irgendwo zwischen „Bullhead“ und „Eldorado“ verortet , hat immer auch ein bisschen Tarantino-Style im Hintergrund und die kauzigen Gestalten machen einiges von dem heruntergekommenen Charme der Serie aus. Um die Partydroge Extasy, auch MDMA genannt, deren Wirkung und deren Herstellung geht es dabei kaum. Zwar entlaufen zu Beginn der Serie ein paar chinesische Zwangsarbeiter einer limburger Drogenküche, aber das war es dann auch schon an chemischer und wirtschaftskrimineller Hintergrundgeschichte. „Undercvover“ konzentriert sich voll auf die Personen und deren Beziehung.

Die kauzigen Typen müssen den Serien-Laden also zusammenhalten. Das ist in der ersten Hälfte der Serie eher herkömmlich und mäßig unterhaltsam, denn die Ermittlungsarbeit läuft routiniert ab, wie man das von anderen verwandten Serien-TV-Formaten kennt. Die Figurenkonstellation ist zwar konfliktträchtig, aber auch etwas ermüdend, da vieles emotional im Dienste der Sache gedeckelt wird. Immerhin aber kommt ab der Mitte eine neue Wendung und damit auch mehr Dynamik in die „Undercover“-Ermittlung. Auch privat gibt es später noch den einen oder anderen gelungenen Twist, aber der mag dann nicht mehr zu der kriminalistischen Ausrichtung der Story passen. Gegen Ende wirkt es dann, als wäre der Serie die Luft ausgegangen. Aber der Aufhänger für eine potentielle Fortsetzung wird selbstredend schon präsentiert.

Letztlich kommt „Undercover“ trotz einiger starker Voraussetzung nicht aus dem erzählerischen Quark und bleibt dann doch in der Dramaturgie einer Thriller-Serie stecken, statt den Zuschauern mal zu zeigen, dass Heisenberg auch in Belgien groß geworden wäre. Schade eigentlich, aber wer auf solide, leicht moderne Krimiserien steht, wird hier gut bedient.

Serien-WErtung: 5.5 out of 10 stars (5,5 / 10)

Undercover
OT: Undercover
Genre: TV-Serie, Thriller, Drama,
Länge: ca 500 Minuten (10 x 50 Minuten)
Regie: Eshref Reybrouck & Frank Devos
Darsteller: Tom Waes, Anna Drijver, Elisa Schaap, Raymond Thiry, Frank Lammers
FSK: ab 16 Jahren
Vertrieb: Eye See Movies über AV Visionen,
DVD- & Blu-ray-VÖ: 10. Mai 2019

„Undercover“ bei ZDFneo