Gerüchte um neue Superhelden-Filme gehen ja immer wie geschnitten Brot. Ja, auch „Plastic Man“ soll angeblich bei DC und Warner als Film in der Mache sein. Man munkelt etwas von Humor, raunt hinter vorgehaltener Hand „Deadpool“ (der bei der Konkurrenz erscheint) und hofft auf großes Bonbon-Kino. Wer sich von dem witzpotential vom DCs dehnbarer Ulknudel überzeugen möchte, der kann das in der hochgelobten Mini-Serie von Autorin Gail Simone tun, die nun gerade in deutscher Fassung bei Panini Comics erschienen ist.
Patrick „Eel“ O’Brien ist ein Kleinkrimineller, der nach einem missglückten Raub von seinen Kumpels zum Sterben im Straßengraben abgelegt wird. Von Chemikalien vergiftet überlebt Eel (deutsch „Aal“) und hat nun die erstaunliche Fähigkeit, sich in jede Gestalt und Form dehnen zu können. (Coolerweise machen die Klamotten das auch immer mit). Eel will Rache und der aufbrausende Charmeur dreht ganz Cole City nach Sammy Mizzola und seiner Gang um. Dabei hilft ihm das Gör Pado, das unfreiwillig Zeuge von Eels doch nicht tödlicher Verwandlung wurde.
Als dann eine Agentin auftaucht und „Plastic Man“ für die Bekämpfung einer Superhelden-Verschwörung rekrutieren will, wird es verwirrend und vielleicht ist es gar keine so schlechte Idee mit Man-Bat, der menschlichen Fledermaus, ein team up zu versuchen. Allerdings hat auch noch Pado eine Überraschung zu bieten und sorgt bei dem leicht egoistischen Pat O’Brian für einen Anflug von Moral.
Ohne hier nun lange herumzuschwafeln, „Plastic Man“ wurde einst Anfang der 1940er von Zeichner und Autor Jack Cole als Satire auf die Superhelden entworfen, ging dann irgendwann in das DC Universum über und wurde immer mal wieder von Autoren.-und Zeichengrößen für abgedrehte Abendeuer hervorgekramt. Zeitweise war „Plastic Man“ auch in der Justice League“.
Nun also holt die angesagte Gail Simone den dehnbaren Antihelden wieder aus der Schublade und landete in den USA damit einem humorvollen Kritiker-Hit. Das ist wie ich beim Lesen gemerkt hab, irgendwie so gar nicht mein Ding, aber ich bin Profi genug um zu erkennen, dass Gail Simone einen tollen Job macht und eine moderne Interpretation des ursprünglichen Gedankens hinlegt. Darauf kann man bei DC Comics ziemlich stolz sein.
Knackig an der ganzen Chose ist weder das zeitlose Setting, dass irgendwie Referenzen an die großen Gauner- und Mafia-Zeiten aufleben lässt und zugleich ziemlich modern wirkt, noch das Superhelden-Abenteuer an sich. Fluffig ist der Humor bei der Sache. Nicht eben selten wandelt der Super-Aal auf Transvestiten-Spuren, manifestiert sich als „Wonder-Woman“ oder als Riesen-Pony im Feen-Style. Der Kollege „Plastic Man“ kriecht in jede Ritze und hat vor nichts Respekt.
Illustriert wird das von Zeichnerin Adriana Melo und Koloristin Kelly Fitzpatrick mit viel Spaß an der Sache, fluffigem Panneling und cartoonesquem Pathos, das den Humor erst so richtig herausstellt. Ich mache da durchaus eine femininenAnsatz, einen emanzipatorischen Aspekt aus, der gefällt und nicht nur zeitgemäß sondern überfällig ist.
Der neue „Plastic Man“ ist definitiv Lesestoff, der sich lohnt. Die Gratwanderung zwischen superhelden-Satire und tatsächlichem Actioner im Stil der Kollegen in den Spandex-Anzügen ist zum Zerreißen gedehnt. Souverän und sexy.
Comic-Wertung: (8 / 10)
Plastic Man
OT: Plastic Man 1-6, 2018, DC Comics
Genre: comics, Superhelden, Humor
Autorin: Gail Simone
Zeichnerin: Adriana Melo
Farben: Kelly Diane Fitzpatrick
Übersetzung: Mark Schmitz
Verlag: Panini Comics, Softcover, 140 Seiten
VÖ: 16.04.2019