In der Miniserie „Der Tod der Inhumans, die Panini Comics hierzulande als Sammelausgabe auf den Markt bringt, geht es Marvels außerirdischer Mutanten-Truppe an den Kragen. Autor Donny Cates und Zeichner Ariel Olivetti inszenieren die Bedrohung eines Imperiums als kosmisches Drama mit allem was dazugehört.
Wer zufällig über diesem Superhelden-Comic-Band gestolpert ist, wird sich fragen, wer oder was die Inhumans denn überhaupt sind. Dankenswerterweise klärt das Editorial in Paninis Sammelausgabe darüber auf und Christian Endres rekapituliert in seiner gewohnt souveränen Art die Comic-Historie der Inhumans. Die tauchten einst bei Stan Lee und Jack Kirby in den „Fantastischen Vier“ als Schöpfung der außeridischen Rasse der Kree auf und wurden zu einer Bereicherung des Marvels Sammelsuriums.
Vox Populi oder Quotenmeter?
Eine Zeit lang nachdem die Filmwelt des Marvel-Konzerns immer erfolgreicher wurde und auch die TV-Serien viele Fans fanden, hypte man die „Inhumans“ bei Marvel als das nächste große Ding. Der „Inhumans“-Megaband, der eine gesamte US-serie umfasst ist zielmlich lesenswert. Der Inhumans-Kampfmönch Karnak ist eine coole Socke und irgendwie ist ja auch die neue, muslimische Ms.Marvel eine Inhuman. Beim Sender ABC lief dann auch noch die erste Staffel einer „Inhumans“-Serie.
Doch dann wurde daraus irgendwie doch nichts. Böse Zungen munkeln, das hätte mit Filmrechten der X-Men zu tun, die nicht bei Marvels Mutterkonzern Disney lagen. Aber wer will das letztlich schon bestätigen. Die Entertainment-Branche ist ein sich stetig drehendes Riesenrad, egal ob Comic oder Film. Zumindest hierzulande ist auch die zeitliche Nähe beachtlich, in der die Inhumans zum Tode verurteilt werden und die Fantastischen vier aus der Verbannung zurückkehren.
Mitmachen oder Sterben
In der Story von Donny Cates („Thanos Megaband 2“) rüsten die Kree zum intergalaktischen Krieg und ihre Schöpfungen, die Inhumans sind aufgefordert, ihren Kriegsdienst zu leisten oder vernichtet zu werden. Etliche über das Weltall verstreute Inhumans sind bereits tot als die Botschaft New Arctilan erreicht und „Black Bolt“, der stumme König der Inhumans, sich entscheiden muss, seine Leute als sprichwörtliches Kanonenfutter zu opfern, oder Widerstand zu leisten.
Black Bolt entscheidet sich für den Kampf gegen die Erschaffer. Doch diese haben einen Vollstrecker auf ihren Seiten, dessen Macht und tödliche Kraft in der Stimme liegt, so wie das einst bei dem verstummten König Black Bolt der Fall war. Vox ist der personifizierte Schrei des Todes.
Lieber tot als Sklave
Man kann die Story „Tod der Inhumans“ als eine klassische Befreiungsgeschichte lesen, in der Sklaven sich endgültig von ihren Herren lossagen. Allerdings waren diese grünhäutigen Kree in Bezug auf die Inhumans lange Zeit eigentlich nicht präsent, weshalb es etwas an Medusas Haaren herbeigeholt ist, dass die Kree sich gerade jetzt wieder an ihre Mutanten erinnern.
Nun denn, der Leser ist ein williges Wesen und will unterhalten werden. Die Geschichte ist wendungsreich und ebenso sci-fi-mäßig wie actionreich bebildert. Man kann allerdings nicht behaupten, dass die beteiligten Kreativen mit „Der Tod der Inhumans“ ihr Meiserwerk abliefern. Solide ist das fünf US-Ausgaben kurze Spektakel allemal. Dabei stellt sich vielleicht die Frage, wieviel kreative Freiheit ein Autor heutzutage bei Marvel so hat. Sicher, die Details sind dann Autorensachen, aber die grobe Richtung wurde schon länger in Redaktionskonferenzen und zukunftsweisenden Meetings beschlossen. Heutzutage sicher auch immer mit Blick auf die große Kinoleinwand.
Ein bisschen schade ist der eher blasse Abgang der Inhumans, der ja immerhin das Ende eines „Imperiums“ ist, schon und „Der Tod der Inhumans“ bleibt deutlich hinter meinen hohen Erwartungen zurück. In der ewigen Marvel-Mythologie wird dieser Band wohl eher eine Fußnote bleiben.
Comic-Wertung: (6 / 10)
Der Tod der Inhumans
OT: Death of the Inhumans 1-5, Marvel Comics,
Genre: Comic, Superhelden
Autor:Donny Cates
Zeichner: Ariel Olivetti
Farben: Jordie Bellaire
Übersetzung: Alexander Rösch
Verlag: Panini Comics, Softcover, 124 Seiten
VÖ: 21.05.2019