Mit dem Sammelband „Das erste Jahr“ haben „Black Panther“-Fans nun die Gelegenheit, die Entwicklung und den Werdegang des beliebten afrikanischen Superhelden aus Marvels Heldengilde genauer kennenzulernen. Über sechs US-Ausgabe zeigen Autoren-Neuling Evan Narcisse und „Black Panther“-Stammautor Ta-Nehisi Coates die wichtigsten Stationen und Ereignisse in T’Challas Regentschaft des (fiktiven) afrikanischen Staates Wakanda.
Aktuell gehört der Schwarze Panther T’Challa wohl zu den beliebtesten Superhelden weltweit. Das liegt vor allem daran, dass die afro-amerikanische Bevölkerung in den USA und auch andere Länder mit hohen Anteilen farbiger Bevölkerung diesen Helden, der nicht standardmäßig kaukasischer – sprich weißer – Abstammung ist, so herzlich und bereitwillig als Identifikationsfigur angenommen haben, seit „Black Panther“ im Februar 2018 in die Kinos kam.
T’challas Origin-Story
Dabei wurde die Comicfigur bereits in den 1960ern von Stan Lee erfunden. Lee hatte immer ein feines Gespür für gesellschaftliche Entwicklungen und reflektierte diese in seinen Superhelden-Comics. Glaubt man einigen Fachleuten, so gehört die erste „Black Panther“ Miniserie heute noch zu den interessantesten und gefragtesten Superhelden-Serien überhaupt. Aber nicht jeder neue Zuschauer und Leser kann die gesamte Comichistorie des silbernen Zeitalters verinnerlicht haben. Daher kommen bei Marvel (und auch bei der Konkurrenz von DC) immer wieder „Origin“-Stories unterschiedlicher Ausprägung auf den Markt.
Im Grunde erzählt ja der erfolgreiche Superhelden-Film „Black Panther“ bereits davon, wie T’Challa den Thron von Wakanda besteigt. Auch, wie er damit auch zum „Black Panther“ wird, dem Beschützer des versteckten afrikanischen Landes. Seine Kräfte verdankt der Panther einer geheimnisvollen Pflanze. Wie auch immer, die sechs US-Ausgaben der Miniserie „Rise of the Black Panther“ erzählen von T’Challas rituellem Kampf um den Thron, seinem Bemühen, das Land in eine blühende Zukunft zu führen und der Welt zu helfen.
Und selbstredend erzählt „Das erste Jahr“ auch von T’Challas Erzfeinden. Von Ulysses Klaw, der erstmals in der Regentschaft von T’challas Vater an der Seite von Hydra-Agenten nach Wakanda eindringen will. Und ebenso von einem entführten Bewohner Wakandas, der als Eric Killmonger wieder auftaucht und Machtansprüche geltend macht.
Überzeugender Look mit Löchern in der Story
Das Artwork in „Black Panther: Das erste Jahr“ weiß eher zu gefallen als die Story. Man muss zwar feststellen, dass die Künstler, die die reguläre „Black Panther“-Serie betreuen in mehrfacher Hinsicht stilprägend sind, vor allem was bunte Afrikanistik-Elemente angeht, aber die Zeichnungen in „das erste Jahr“ wissen zu gefallen. Seitenaufbau und Paneling sind variabel, ohne den Lesefluss zu stören. Die Dynamik der Action-Sequenzen ist stimmig und man bemüht sich dem Stil des aktuellen „Black Panther“ Abenteuers gerecht zu werden.
Allerdings wirkt das Storywriting ein wenig steif und die Erzählhaltung, die häufig auf die rückschauende Ich-Perspektive des Helden zurückgreift, nimmt dem Geschehen auf den Seiten viel von ihrer situativen Spannung. Hinzu kommen noch einige Ortswechsel und Storyelemente, die das Gesamtbild nicht wirklich nach vorne bringen, so dass man nach dem Auftakt der Miniserie, also der ersten US-Ausgabe, das Gefühl nicht mehr los wird, hier wird „Black Panther“-Historie eher abgearbeitet. Sicher, genau das ist Aufgabe dieser Miniserie, die Anfänge des Helden zu erzählen, aber das geht auch spannender und mit einem eigenen Sound, wie da etwa bei „Doctor Strange“ in der „Season One“–Reihe der Fall war.
Der „Black Panther“-Sammelband „Das erste Jahr“ ist vor allem für neue Fans und solche, die es werden wollen interessant, um einen Einstieg in die langjährige Geschichte des afrikanischen Superhelden zu bekommen. Alle wichtigen Elemente sind enthalten, aber es fehlt der Serie an Drive.
Comic-Wertung: (5 / 10)
Black Panther: Das erste Jahr
OT: Rise of the Black Panther 1-6, Marvel Comics, 2018
Autoren: Evan Narcisse, Ta-Nehisi Coates
Zeichner: Paul Renaud, Javier Pina
Farbe: Morry Nollowell
Übersetzung: Bernd Kronsbein
Verlag: Panini Comics, Softcover, 140 Seiten,
VÖ: 16.10.2018