Mit dem zweiten Band der DC Crime-Serie „Gotham Central“ hat Panini nun den mehrfach mit Preisen ausgezeichneten Storybogen von Autor Greg Rucka veröffentlicht, der Detective Renee Montoya ins Licht oder besser ins Zwielicht rückt. Dabei hat irgendwie auch Harvey „Two Face“ Dent seine Finger im Spiel. Der über fünf US-Hefte laufende Storybogen „Doppeltes Spiel“ gehört wohl zu den populärsten Abschnitten der Serie und ist noch immer eines der besten Krimi-Comics überhaupt.
Das Schöne an Wiederveröffentlichungen ist, dass man die Editionen mit Bonus-Material aufpeppen kann und Panini-Comics macht in dem zweiten Band von „Gotham Central“, der Serie über die Cops von Batmans Heimatstadt cleveren Gebrauch davon. Autor Greg Rucka hatte sich mit der Figur der Polizistin Renee Montoya, die im Zentrum der Geschichte steht, schon länger befasst und das auch in zwei früheren US-Comics auf die Seiten gebracht.
Die beiden älteren Stories stehen dem Geschehen in „Doppeltes Spiel“ voran und bilden einen netten Auftakt, um die Figur zu etablieren. Das Artwork der beiden Einzelgeschichten unterscheidet sich zwar deutlich von der düsteren Szenerie die Michael Lark für „Gotham Central“ entworfen hat, kann sich aber durchaus sehen lassen. In „Beide Augen zu“ legt Zeichner Jason Pearson ein etwas cartoonhafte Inszenierung hin und „Doppelte Glückwünsche“ besticht vor allem durch die zweifarbige Koloratur in Lila und Orange.
Aber jetzt endlich zum Hauptgeschehen: in „Doppeltes Spiel“ „(OT: Half a Life) gerät Detective Renee Montoya selbst in das Visier der Polizei. Der Sexualstraftäter Marty Lipari kommt um eine Knaststrafe herum und hat wiederum die Polizistin angezeigt, weil er sich bedroht fühlt. Aber dabei bleibt es noch lange nicht und eines Tages sieht sich Rene Montoya als Lesbe geoutet. Das bringt nicht ihr nur den anzüglichen Spott der Kollegen ein, sondern auch private Verwerfungen, denn Renees extrem konservative puertorikanische Eltern kommen damit überhaupt nicht klar. Als dann Lipari erschossen aufgefunden wird, deuten alle Spuren auf Detective Montoya.
Die Zeichnungen von Michael Lark sind wie schon im ersten Sammelband von „Gotham Central“ sehr fokussiert. Der Mann hat ein Händchen für Gesichtsausdrücke und feine Close-Ups. Der Seitenaufbau ist erneut eher ruhig und graphic-novel-artig gehalten. Die Farbgebung ist ebenfalls gewohnt düster und mit wirkungsvollen atmosphärischen Farbfiltern aufgepeppt. So kommt schnell jene düstere Krimi-Stimmung auf, die geneigte Leser an der Serie so schätzen.
Aber der eigentliche Knaller ist die Story von Greg Rucka, die völlig zu Recht als eine der Besten dieser Serie gilt. Bereits mit der Serie „Whiteout“ (zusammen mit Steve Leiber, der für grandioses Artwork sorgt) hatte Rucka bewiesen, dass er sich in seine starken weiblichen Protagonistinnen hineinversetzen kann. Das kriminalistische Gerüst in 2Doppeltes Spiel“ rund um das Outing von Renee Montoya wird zunächst sehr zurückgeschraubt, um erst einmal Platz zu schaffen für die Psychologie der Hauptfigur, die sich völlig unerwartet mehreren Stresssituationen ausgesetzt sieht, ohne dass sie tatsächlich etwas dagegen tun könnte. Erst nachdem das Kind schon in den Brunnen gefallen ist, kommt der Thriller richtig in Gang und steuert souverän auf ein feines Finale zu.
Gerade dass der erzählerische Schwerpunkt in „Doppeltes Spiel“ nicht auf der Ermittlungsarbeit liegt, sondern auf dem in Scheinwerferlicht gezerrte Privatleben der Polizistin macht die Geschichte so außergewöhnlich. Dass es dabei auch noch um Homosexualität geht ist für einen Mainstream-comic schon ziemlich außergewöhnlich, selbst wenn die Serie „Gotham Central“ eher für erwachsenere Leser konzipiert ist. eine starke Story, die zu Recht Klassiker-Status hat.
Comic-Wertung: (9,5 / 10)
Gotham Central – Band 2: Doppeltes Spiel
OT: Gotham Central 6-10, The Batman Chronicles 16, Detective Comics 747; DC Comics
Genre, Crime, Thriller,
Autor: Greg Rucka
Zeichner: Michael Lark, Jason Pearson, Will Rosado
Farben: Matthew Hollingsworth, Lee Loughridge, et al.
Übersetzung: Gerklinde Althoff
VÖ: 22.12.2015
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