The Last Kingdom – Staffel 2: Das Schicksal ist alles

Als die erste Staffel der TV-Abenteuer-Serie „The Last Kingdom“ im Sommer bei Capelight für das Home- Entertainment veröffentlicht wurde, waren die mittelalterlichen Abenteuer des Uhtred von Bebbanburg, der bei den Wikingern aufgezogen wurde, die sich in Britannien ausgebreitet haben, eine echte Überraschung. Die TV-Serie nach den Bestseller-Romanen der „Uhtred“-Saga von Bernard Cornwell bietet auf dem Bildschirm eine Menge Action und eine wendungsreiche Geschichte, die an die englischen Historie angelehnt ist, und macht auch in der zweiten Staffel Lust auf mehr.

Wer die vorangegangenen acht Folgen der Auftakt-Staffel von „The Last Kingdom“ nicht gesehen hat, findet in dieser Besprechung auf brutstatt.de ein kurzen Abriss. Die Blu-Ray und DVD der zweiten Staffel, enthalten allerdings als Special Feature auch eine Zusammenfassung der bisherigen Handlung, so dass man auch einfach einsteigen kann, denn die Story um Uhtred von Bebbanburg (Alexander Dreymon) setzt in der zweiten Staffel „Das Schicksal ist alles“ mit einigem zeitlichen Abstand ein. Damit verbunden kommt an dieser Stelle der Hinweis, dass Spoiler nicht ausbleiben, wenn man sich mit fortlaufender Handlung auseinandersetzen will. Aber das tut dem anschließenden Genuss der Serie beileibe keinen Abbruch.

König Alfred (David Dawson) von Wessex hat es mit Uhtreds militärischem Geschick und einer aufopfernd kämpfenden Truppe geschafft, sein Königreich im Süden Englands gegen die Wikinger zu verteidigen. Zudem hat sich der Wikinger-Feldherr Gudrum taufen lassen und so zu einem mehr oder minder beständigen Frieden zwischen Sachsen und Nordmännern beigetragen. Allerdings hat Uhtred auch seine geliebte Frau verloren und suhlt sich noch immer in Trauer und Selbstmitleid. Nur die Gedanken an Rache für seinen Ziehvater Ragnar und seinen Titel als Alderman von Bebbanburg, den sein Onkel ihm genommen hat, lassen Uhtred und seine beiden Gefährten Steapa (Adrian Bouchet) und die ehemalige Nonne Hild (Eva Birthistle) weiter nach Norden ziehen.

Die Vision eines Kirchenmannes, der den ehemaligen Wikinger-Sklaven Guthred (Thure Lindhardt) als König von Nordumbrien sieht, sorgt bei König Alfred für einige Aufregung, denn die Inthronisierung des ehemaligen Sklaven würde zwar den Frieden sichern und die Wikinger im Zaum halten, aber zunächst müsste man Guthred erst einmal auf den Thron in York bekommen und das ist fest in der Hand anderer Wikingerfürsten. Die Aufgabe, Alfreds Interessen im Norden zu vertreten, fällt so also Uhtred zu, der sowieso in dieser Richtung unterwegs ist.

Auch wenn er wenig von dem zögerlichen ehemaligen Sklaven Guthred hält, sagt sich Uhtred, dass der Feind seines Feindes sein Freund ist. Außerdem scheint Gisela (Peri Baumeister), die schöne Schwester des neuen Königs, nicht nur hübsch, sondern auch klug zu sein. Aber das Schicksal hat anderes mit Uhtred von Bebbanburg vor: Nach einer Intrige des visionären Geistlichen, der seinen Einfluss auf Guthreds Regentschaft schwinden sieht, verbannt der neue König den Waffengefährten Uhtred in die Sklaverei der Wikinger. Und während Uhtred sich als Rudersklave behaupten muss, schickt König Alfred seine Wikingergeisel Ragnar Ragnarson, Uhtreds dänischen Bruder, auf die Suche nach dem Kämpfer, der so viel für Alfreds Idee von einem vereinigten Königreich getan hat.

Zwar hat Regisseur Nick Murphy, der in der ersten Staffel von „The Last Kingdom“ so etwas wie die kreative Oberleitung hatte, die Serie verlassen, aber das Team hinter der Kamera ist in der zweiten Staffel ansonsten im Wesentlichen gleichgeblieben. Vor allem Kameramann Chas Bain („X-Men: Erste Entscheidung“, „Word War Z“) bleibt mit seiner sehr modernen Perspektivführung, die immer nah an den handelnde Figuren ist, für den großartigen Look der Serie verantwortlich. Und – mindestens genauso wichtige – Drehbuchautor Stephen Butchard bleibt für die Adaption der Bestseller-Romane von Bernard Cornwell verantwortlich.

Alles ist in der zweiten Runde von „The Last Kingdom“, die unter dem Motto „Das Schicksal ist Alles“ firmiert, ein bisschen aufwändiger und größer geworden. Die Sets der ersten Staffel in Ungarn waren großteils noch nutzbar und wurden um weitere ergänzt, da sich auch die Handlung auf weiter wichtige Schauplätze verteilt. Zudem gibt es tatsächlich mehr Action zu sehen als in der ersten Staffel.

Das ist löblich und zeigt, dass die Produzenten Vertrauen in ihre Serie haben, die in der Nische zwischen „Game of Thrones“ und „Vikings“ die Zuschauergunst für sich einnehmen konnte. Angesichts des smarten und charismatischen Hauptdarstellers Alexander Dreymon, der bei den Zuschauerinnen wahrscheinlich ähnlich viel Schlag haben mag wie Sam Heughan als Jamie Fraser in der Erfolgsserie „Outlander“, ist das auch kein Wunder.

Der unterschwellige Grundkonflikt zwischen den christlichen Engländern und den heidnischen Nordmännern bleibt. Alfreds Chrianisierungsversuche schlagen bei Uthred, der ja eigentlich schon zwei Mal getauft wurde, konsequent fehl und führen immer wieder zu Vertrauenskrisen zwischen dem Herrscher und den Krieger. Der gibt zwar nach seinem eigenen Kodex immer sein Wort, aber der König erkennt dessen bindende Kraft nicht an.

Neben altbekannten Serienfiguren wir Pater Beocca, Alfred und Hild kommen aber auch neue Gesichter hinzu. Gerade die Feinde und Widersacher von Uhtred bekommen mit dem Wikingerbrüdern Sigfrid (Björn Bengtsson aus „Blutsbande“) und Eric (Christian Hellborg) interessanten Zuwachs. Die Brüder zeigen ziemlichen Machthunger und sorgen mit ihrer wohlfeilen List für einige Verwirrung an Alfreds Hof.

Selbstverständlich muss das Actionlastige und Abenteuerhafte der Serie auch durch ein romantisches Moment ergänzt und ausgeglichen werden. Mit der der Wikingerfrau Gisela, gespielt von der deutschen Schauspielerin Peri Baumeister, bekommt auch Uhtreds Liebeseben einen neuen Impuls. Damit wird nicht eben zuviel verraten, denn hat irgendjemand angenommen, dass der Titelheld schon in der zweiten Staffel der Saga in der Sklaverei verstirbt?

Während die 2015 gedrehte erste Staffel sich auf die Handlung der ersten beiden Roman der „Uhtred“-Saga beruft, schreibt die zweite Runde „Das Schicksal ist alles“ auf die Romane drei und vier in der „Uhtred“-Saga: „The Lords of the North (2006) und „Sword Song“ (2007). Und deutsche Fans müssen nach dieser Staffel erst einmal eine längere Wartepause in Kauf nehmen als das knappe halbe Jahr zwischen den beiden bisher erschienenen Staffeln, denn die zweite Staffel wurde gerade erst in Pay-TV ausgestrahlt und erst 2018 wird wieder gedreht.

Der zweiten Staffel der erfolgreichen TV-Serie über die Anfänge Groß-Britanniens nach Romanvorlagen der „Uhtred“-Saga behält den Schwung und die Energie der Auftaktstaffel und kann der epischen Abenteuerreise viele wendungsreiche Impulse geben, ohne die Schauwerte und die Figurenentwicklung zu vernachlässigen. „The Last Kingdom“ Historische Unterhaltung auf höchstem Niveau. Bleibt zu hoffen, dass die nächste Staffel schon bald gedreht wird.

Serien-Wertung 8.5 out of 10 stars (8,5 / 10)

The Last Kingdom – Staffel 2: Das Schicksal ist alles
OT: The Last Kingdom –Season 2: Destiny Is All
Genre: TV-Serie, Historie, Abenteuer
Länge: 488 Minuten, 8 Folgen, GB/USA 207
Romanvorlage: Bernard Cornwell „Uthred“-Saga“ (OT: The Saxon Stories)
Drehbuch: Stephen Butchard et al.
Regie: Peter Hoar, Jamie Donoughue, Richard Senior, Jon East
Darsteller: Alexander Dreymon, Emily Cox, David Dawson, Ian Hart,
FSK: ab 16 Jahren
Vertrieb: Capelight
DVD- & BD-VÖ: 24.11.2017

deutschsprachige Bernard Cornwell Homepage

The Last Kingdom bei Capelight