Blutsbande: Inselkoller und Feriengäste

Familie ist schon eine seltsame Angelegenheit und der alte Spruch, dass Blut dicker ist als Wasser (wie sinnigerweise auch der englische Titel lautet) bewahrheitet sich einmal mehr in der schwedischen Dramaserie „Blutsbande“. Die erste Staffel ist nun auf DVD erschienen und zeigt das Verhältnis von Geschwistern, die sich jahrelang nicht gesehen haben und nun um das gemeinsame Erbe kämpfen müssen. In Schweden hatte die Serie so großen Erfolg, dass die Fortsetzung längst in Arbeit ist.

Zusammen mit seiner Mutter Anna-Lisa (Stina Ekblat) betreibt Oskar Waldema (Joel Spira) das familieneigene Gästehaus auf der Insel Åland. Die malerische Insel ist zwischen Finnland und Schweden gelegen, gehört zwar zu Finnland, hat aber weitgehend Autonomie und Schwedisch ist die Amtssprache. Ohne das Wissen ihres jüngsten Sohnes lädt Anna-Lisa dessen Geschwister Lasse (Björn Bengtson) und Jonna (Aliette Opheim) zum Auftakt der Feriensaison nach Hause ein.

„Es ist Zeit, zu verzeihen.“

Die Geschwister haben sich seit fast 20 Jahren nicht mehr gesehen und folgen der kurzen, aber dringlichen Bitte ihrer Mutter. Der geschiedene Lasse lässt sein schlecht laufendes Restaurant und seine Schulden in Stockholm zurück und reist mit seiner Tochter Kim an. Jonna ist Schauspielerin, mit einem Theaterregisseur zusammen und kommt auch nur widerwillig auf die Insel zurück.

Die resolute Anna-Lisa bittet die Kinder einzeln zu sich, gibt jedem einen kryptischen Spruch mit auf den Weg und wählt den Freitod. Die verdutzten Kinder sehen sich zudem von einem seltsamen Testament überrascht: Nur wenn sie das Gästehaus eine Saison lang mit Gewinn zusammen betreiben, erben sie das Anwesen, ansonsten geht alles an den örtlichen Fischerverein. Als weitere Auflage dürfen die Kinder die Insel nicht länger als 24 Stunden verlassen.

„Du musst dich um sie kümmern.“

Oskar sieht nun nicht nur dem Dahinschwinden des erwarteten Erbes ins Auge, sondern fürchtet auch noch um seine Ehe, denn bevor Lasse Åland fluchtartig verlassen hat, war er mit Oskars Frau Liv (Jessica Grabowski) zusammen. Und die beiden haben noch immer Gefühle für einander. Auch Jonna und Lasse sind nicht begeistert, denn die Erbschaftsbedingung bedeutet, dass sie ihr bisheriges Leben, zumindest einen Sommer lang, vergessen müssen.

Doch das Wiedersehen bringt nicht nur Erinnerungen mit sich, sondern auch alte Probleme. Jeder hat eine Leiche im Keller und auch das Verhältnis zu den anderen Inselbewohnern ist nicht unbelastet. Zudem holen Lasse die Geldsorgen schneller ein als ihm lieb ist.

Serienerfinder Henrik Jansson-Schweizer breitet die familiären Verwicklungen genüsslich vor dem Zuschauer aus und garniert seine gelungene Dramaserie mit Landschaftsaufnahmen, die es durchaus auch in einen Tourismusprospekt schaffen würden. In Schweden weiß man, was der Rest der Welt an Schauwerten erwartet und von dem kühlblauen Licht bis hin zu malerischen Fjordaufnahmen ist alles dabei, was das Herz des Schwedenfans begehrt.

„Du bist nicht ich.“

Aber vor allem inhaltlich hat „Blutsbande“ in der ersten Staffel seine Stärken. Nach einen Auftakt, der zwar mit dem forschen Plan der Mutter etwas ruppig ist und auch kriminalistische Elemente und Spannungsbögen offenbart, geht es etwas weniger dramatisch weiter, um dann zum Staffelende hin wieder an Dramatik zuzulegen. Gerade der Mittelteil der Serie hat allerdings so einige Längen zu überbrücken und kommt dramaturgisch nicht immer vom Fleck. Zumindest nicht, wenn man die anfangs geschürte Erwartungshaltung zugrunde legt. Dafür sind die Psychologien der einzelnen Familienmitglieder und der dörflichen Inselgemeinschaft recht detailliert ausgearbeitet und zeigen nicht nur idyllisches Inselleben. Mit den Geistern der Vergangenheit werden die aktuellen Konflikte wirkungsvoll befeuert.

Freunde packender Sommerunterhaltung sind in der Pension Waldemar auf der Insel Åland unterhaltsam aufgehoben. Gelegentliche Tagesausflüge inclusive.

Serien-Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

Blutsbande – Staffel 1
OT: „Tjockare än vatten“,
Genre: Serie, Drama, Familie
Länge: 580 Minuten, S, 2014
Idee: Henrik Jansson-Schweizer, Niklas Rockström
Regie: Eric Leijonborg, Anders Engstöm, et al.
Darsteller: Björn Bengtsson, Joel Spira, Aliette Opheim, Tobias Zilliacus, Fredrik Hammar
FSK: Freigegeben ab 12 Jahren
Vertrieb: Edel Germany GmbH
DVD-VÖ: 5. Juni 2015