Spider-Woman 2: Beste Feindinnen

Das Kreativ-Duo Denis Hopeless Hallum und Javier Rodriguez hat die Solo-Serie von Spider-Woman souverän im Griff. Nachdem die beiden einen schwangere Superheldin ins Rennen schickten, geht es nun darum, Elternpflichten und Superschurken im Heldenalltag unter einen Hut zu kriegen. Schon blöd, wenn man da auch noch Stress mit der besten Freundin hat.

Wir erinnern uns kurz: In „Spider-Woman 1“ hat die schwangere Jessica Drew alias Spider-Woman ihr Kind in einem Weltraumkrankenhaus bekommen, weil ihre Freundin Captain Marvel das für gesundheitlich sicherer hielt. Die Entbindung haute dann auch gut hin, aber ruhig war es in dem Space-Hospital nicht gerade, weil die Skrull da zeitgleich mächtig Ärger gemacht haben. Und wer musste es richten? Spider-Woman.

Wer genau hinschaut, wird feststellen, dass zwischen dem ersten deutschen Sammelband der sechsten Spider-Woman-Serie und diesem zweiten, die US-Ausgaben 6 und 7 verschwunden sind. Dafür gibt es Abstriche in der editorischen B-Note zur Serienchronologie, auch wenn es den Lesespaß nicht beeinträchtigt.

Momentan, in Zeiten des aufziehenden zweiten Civil War, genießt die frisch gebackene Mutter Jessica Drew jede ihrer kleinen Fluchten aus dem Alltag. Glücklicherweise ist Roger Gocking aka Porcupine, der seine schurkische Vergangenheit weit hinter ich gelassen hat, ein sehr zuverlässiger Babysitter und die Arbeitsteilung in Spider-Womans Privatdetektei klappt eigentlich auch ganz gut. Manchmal muss frau allerdings doch spontan reagieren – wie beim Auftauchen von Tiger-Shark.

Und dann wäre da noch diese Sache mit dem Inhuman Ulysses, der angeblich in die Zukunft gucken und so Verbrechen voraussagen kann. Während Carol Danvers als Captain Marvel überzeugt ist von dieser Art der Verbrechensbekämpfung und dafür auch einige schmerzliche Verluste in Kauf zu nehmen bereit wäre, ist sich Jessica nicht ganz so sicher, dass diese Visionen alternativlos sind. Immerhin sorgt Captain Marvel für einen neuen Auftrag der Privatdetektivin und schickt Spider-Woman los, um die Visionen des Inhuman Ulysses zu überprüfen. Das sorgt immerhin dafür, dass Jessica ihre Rechnungen bezahlen kann.

Autor Dennis Hopeless (u.a. „Cable & X-Force“) hat für seine Spider-Woman einen ganz eigenen Sound kreiert und erzählt die Stories um Frauenfreundschaft und Doppelbelastung durch Job und Kinderbetreuung mit viel Humor und einer flotten Selbstironie. Der Superheldin, die sich als Privatdetektivin neu erfunden hat, steht das gut zu Gesicht. Hat mich die Schwangerschaft von „Spider-Woman“ als ungewöhnliches Thema in einem Superhelden-Comic schon begeistert, so schafft es auch die Fortschreibung der Serie auf hohem Niveau und mit emotionaler Intelligenz zu unterhalten.

Da trifft es sich exzellent, dass Hopeless mit Javier Rodriguez einen Zeichner an der Seite hat, der auch immer wieder für überraschende Action-Sequenzen sorgt, in dem er quasi mehrere auf einander folgende Kampfzeichnungen in eine Große hineinlegt und so für eine Art Slow-Motion sorgt, die man erst beim zweiten Mal hingucken versteht, dann aber umso mehr zu schätzen weiß, da sie wie auch die Stories einen gewissen intelligenten Humor aufweisen.

Wer das große Marvel-Event „Civil War II“ nicht in Gänze verfolgt, sondern nur einzelne Superhelden-Serien aus dem Hause Marvel liest, wird in der Einleitung von Christian Endres auf den für die Serie gerade aktuellen Stand gebracht, aber Denis Hopeless hat die Serie so eigenständig angelegt, dass man als Leser in Hinblick auf das Event kein Vorwissen braucht. Auch wer den Schwangerschaftseinstig der Serie verpasst hat, kommt schnell in die Stories rein.

„Spider-Woman“ entwickelt sich unter der Feder von Autor Denis Hopeless und Zeichner Javier Rodriguez immer mehr zum Geheimtipp, was weibliche Superhelden anbelangt. Jetzt schon von Kultstory zu reden, wäre vielleicht verfrüht, aber die Abenteuer zwischen Kindererziehung und Heldenarbeit haben eindeutig einen rockig emanzipierten Charme.

Comic-Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

Spider-Women 2: Beste Feindinnen
OT: Spider-Woman Volume 6 (2016) 8-12, Marvel Comics,
Genre: Comic, Superhelden
Autor: Dennis Hopeless
Zeichner: Javier Rodriguez, Veronica Fish, Tigh Walker
Farben: Javier Rodriguez, Rachelle Rosenberg
Übersetzung: Gerlinde Althoff
Verlag: Panini Comics, Softcover, 116 Seiten
VÖ: 20.06.2017

Spider-Woman 2 bei Panini-Comics

Jessica Drew als Spider-Woman in der englischen Wikipedia